Im Herzen der Nacht - Roman
würde sie ihrem Gefährten auf die andere Seite der Ewigkeit folgen. Verzweifelt unterdrückte Vane seine Tränen. Anya blickte auf und leckte sein Gesicht ab.
»Schmeckt dir die Gumbo-Suppe?«, fragte er und streichelte ihre Ohren.
In seinem Gehirn hörte er ihr Gelächter. »Danke, dass du sie mitgebracht hast.«
Lächelnd nickte er. Für Anya würde er durch das Höllenfeuer gehen, um frisches Wasser zu holen.
Sie sank neben ihm zu Boden und legte den Kopf in seinen Schoß. »Jetzt solltest du wieder deine Wolfsgestalt annehmen, bevor die anderen misstrauisch werden.«
Voller Wehmut betrachtete er seine Finger in ihrem Pelz. Wie schmerzlich er sie vermissen würde. Sie war die schönste Wölfin, die er je gesehen hatte. Damit meinte er nicht ihr Aussehen, sondern ihr reines, gütiges Herz, das sich unentwegt um ihn sorgte. »Gleich, Anya, nur noch ein paar Minuten.«
Er spürte, wie Fang in Wolfsgestalt hinter ihn trat, mit dem Kopf gegen seinen Rücken stieß und spielerisch an seiner Schulter knabberte.
Zu seiner Rechten flammte ein Blitz auf, und er sah Acheron im Sumpf stehen. Der Atlantäer ließ seinen Blick umherschweifen und vergewisserte sich, dass sie allein waren. »Kann ich dich kurz sprechen?«
Fang knurrte.
»Schon gut, adelfos .« Vane schob ihn weg. »Pass auf Anya auf.« Dann erhob er sich und führte Acheron in den Wald vom Bau des Rudels weg. Wenn die Gefährten merkten, dass er sich hier mit einem Dark Hunter traf, hätte er sein Leben verwirkt. »Warum hast du mich nicht angerufen, Ash?«
»Mein Problem konnte nicht warten. Nur du bist imstande, mir zu helfen.«
»Was?«, fragte Vane fassungslos. » Du vertraust mir ?«
»Eigentlich nicht.« Ash musterte ihn ironisch. »Aber ich muss mich gegen einen Renegaten wehren, der in meiner Gestalt durch die Stadt wandert und meine Jäger bedroht.«
»Was hat das mit mir zu tun?«
»Du bist mir einen Gefallen schuldig, Vane, und ich brauche dich. Deinen Bruder Fang ebenso. Ihr beide müsst mir den Rücken decken.«
»Wann?«
»Jetzt.«
Talon ging in Sunshines Loft auf und ab. Gerade hatte er geduscht, um das Blut von seinem Körper zu waschen, und die Kleider angezogen, die Nick ihm gebracht hatte. Nun zwang er sich zur Ruhe.
»Sorg dich nicht, sie ist unverletzt«, versicherte Ceara. »Das schwöre ich dir.«
Erleichtert atmete er von tiefer Dankbarkeit erfüllt auf, weil sie endlich zu ihm gekommen war. Aber es fiel ihr schwer hierzubleiben. Die Macht, die sie beeinflusste, hatten sie nie zuvor gespürt. Inständig hoffte er, seine Schwester könnte noch eine Zeit lang dagegen ankämpfen und ihm helfen, Sunshine zu schützen. »Weißt du, wo genau sie ist?«
»Jesus!«, jammerte Nick, der an der Küchentheke saß und auf Acherons Rückkehr wartete. »Redest du schon wieder mit den Toten? Das hasse ich.«
»Halt die Klappe, Nick.«
Der junge Mann kräuselte die Lippen. »›Halt die Klappe, Nick, bei Fuß, sitz, fass...‹ O ja, ich liebe dich auch, Kelte.«
Ärgerlich starrte Talon ihn an. »Warum isst du nicht irgendwas, damit dein dreistes Mundwerk beschäftigt ist?«
»Okay, das mach ich.« Nick rutschte vom Barhocker herunter und schlenderte zum Kühlschrank.
»Nae, ich finde sie nicht«, antwortete Ceara. »Ihren genauen Aufenthaltsort kann ich nicht bestimmen. Wie ich bereits sagte - etwas Mächtiges bewacht sie, das mir allmählich wie eine Gottheit erscheint.«
»Camulus?«
»Da bin ich mir nicht sicher. Ein Teil dieser Macht fühlt sich keltisch an. Aber da ist noch etwas anderes...«
»Was?«
»Eine Verbindung - zwei Götter, die einander schützen.«
»Warum?«
Ceara zuckte die Achseln.
»Verdammt«, fauchte Nick, »da gibt’s nichts zu essen. Nur Gras und Tofu und Scheiße. Nicht mal eine Cola. O Mann, T, deine Freundin muss total bescheuert sein.« Er griff nach dem Tofu und schnupperte daran. »Vielleicht ist das Zeug genießbar. Ich meine, bei so einer Quarksorte kann man nichts falsch machen.«
»Wohl kaum.« Talon wandte sich wieder zu Ceara, während Nick ein Messer suchte, um den Tofu zu zerschneiden. »Werden sie Sunshine freilassen?«
»Leider besitze ich nicht die Gabe, in die Zukunft zu blicken, Speirr. Du kennst die Regeln.«
»Bitte, ich muss wissen, ob sie weiterleben wird.«
Ceara zögerte. »Heute wird sie leben.«
»Und morgen?«
Sie senkte den Kopf. »Das kann ich dir nicht sagen«, erwiderte sie leise, und Talon fluchte.
Plötzlich drang ein greller Lichtstrahl in den Raum.
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