Im Herzen der Zorn (German Edition)
irgendetwas anderes als die wunderbare Perfektion an Gabby, in ihrem Zimmer und in ihrem Leben zu erkennen.
Skylar spürte das vertraute Gefühl von Eifersucht in sich hochkochen, spürte, wie seine heißen Finger sich um ihre Adern schlangen, sich ihre Kehle hinaufwanden, sich um ihre Zunge legten. Es war nicht länger möglich, die heiße Scham zu unterdrücken, die sie jedes Mal wieder überkam, wenn sie daran dachte, was auf der Party im Verwunschenen Wald passiert war, die eigentlich ihre großartige »gesellschaftliche Einführung« hatte sein sollen – stattdessen hatte sie wie eine Idiotin dagestanden und alles, was am Ende öffentlich »eingeführt« wurde, war die Farbe ihres Slips gewesen. Kein Wunder, dass Pierce immer Gabby vorziehen würde.
Ihre Schwester hatte es ihr Hunderte Male ach so liebevoll in Erinnerung gerufen: Manche Leute sind eben einfach Spätentwickler. Diese Aussage implizierte natürlich eine logische Folgerung: Manche Leute haben alles gleich von Anfang an . Ihre Haut begann vor Hitze zu kribbeln, als stünde sie in diesem beinahe unerträglichen Scheinwerferlicht auf der Bühne eines Schönheitswettbewerbs … als wäre sie mit klebriger, unvorteilhafter Schminke zugeschmiert … als brächte die lachende Zuschauermenge ihre Wangen dazu, rot anzulaufen.
Skylar glaubte Schritte hinter sich zu hören und wirbelte herum. Natürlich war sie allein. Lucy war ja nicht mehr da. Lucy würde ihr nicht mehr wehtun.
Trotzdem stiegen ihr glühende Tränen in die Augen. Ihr entfuhr ein Klageschrei. Sie war keine Loserin mehr. Sie war jetzt eine Siegerin – und Siegerinnen nahmen sich, was sie wollten. Das war die einzige Möglichkeit. Das hatte sie am eigenen Leib erfahren.
Sie musste die Waagschale zum Kippen bringen. Wenn Gabby doch nur ein kleines bisschen weniger hübsch aussähe, wenn sie zum Beispiel einen schlimmen Akneausbruch bekäme oder sonst irgendetwas Peinliches, dann würde sie sich vielleicht mal ein wenig aus dem Rampenlicht zurückziehen. Nur für eine kleine Weile. Vielleicht gerade lange genug, damit Skylar die Chance hätte, auf dem Ball zur Frühlingskönigin gewählt zu werden?
Da hörte sie ein Auto in Gabbys Auffahrt biegen. Sie musste verdammt noch mal aus diesem Haus verschwinden. Atemlos rannte sie die Treppe hinunter und gerade zur Hintertür hinaus, als sie hörte, wie das Garagentor quietschend aufging.
Seitlich vom Haus stand ein Holzschuppen. Dahinein flüchtete sie sich, spähte durch die Lattenwand und beobachtete, wie Marty Doves Wagen in die Garage fuhr. Von irgendwo über ihrem Kopf hörte sie ein leises Summen. Sie bemühte sich, es nicht zu beachten, doch es wurde immer lauter.
Skylar versuchte, sich umzudrehen, ohne eines der Gartengeräte oder Grillutensilien anzustoßen, die an der Wand lehnten. Fast direkt über ihr hing ein kleines graues Bienennest an einem Balken. Sie wirbelte zu schnell herum, knallte gegen die Wand und brachte das ganze Gebilde zum Wackeln.
Bsssss. Mehrere Bienen kamen herausgeschwirrt. Skylar schlug nach einer, klatschte sie gegen die Wand, von wo aus sie auf den Boden fiel. Eine zweite stach Skylar in den Arm. Sie zuckte vor Schmerz zusammen und rang nach Luft.
Sie stürzte aus dem Schuppen und flüchtete die Einfahrt hinunter, hielt sich immer entlang der Bäume und hoffte inständig, Mrs Dove würde sich nicht genau in diesem Moment entschließen, aus dem Fenster zu sehen.
»Hallo, mein fleißiges Bienchen«, begrüßte Meg Skylar lächelnd, als diese die Beifahrertür aufriss und ins Auto sprang, wobei sie sich ihre kalte Hand als Eisbeutelersatz an den Arm hielt. »Hast du irgendwelchen Schmutz über deine Königin ausgegraben?«
Kapitel 17
Der Grabstein schimmerte hell im Mondlicht, auffällig neu neben den älteren moosbewachsenen, die schon länger dort standen. Em sog die Atemluft ein und versuchte, den Blick nicht auf die Daten unter Sashas Namen zu richten, die Daten, die zeigten, dass sie gerade erst sechzehn gewesen war, als sie starb. Sie versuchte, nicht an Sasha im Krankenhaus zu denken, an ihr irres Grinsen, an das Blut, das aus ihrem Mund gekommen war. Sie versuchte, an nichts anderes zu denken als an die Aufgabe, die vor ihr lag.
Die Furien entspringen aus Blut , hieß es in dem Buch aus der Bibliothek. Wenngleich sie manchmal das Erscheinungsbild von Schlangen annehmen oder mit schlangenartigem Antlitz auftreten, können sie ganz unterschiedliche Identitäten besitzen .
Sie ging ein Risiko
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