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Im Herzen des Kometen

Im Herzen des Kometen

Titel: Im Herzen des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , David Brin
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durchlöchert. Es war durchaus denkbar, daß er ganz auseinanderbrach und mit einem letzten Husten alle winzigen menschlichen Parasiten ausstieß, die ihn befallen hatten.
    Während sie die Monitore beobachteten, durchbrach eine perligweiße Gasentladung die Oberflächenkruste und explodierte in einer wirbelnden Symphonie aufgeregter Farben: bohnengrün, violett, schwefelgelb.
    »Vidor schon aufgewacht?«
    »Ich habe gestern Anweisung zum Auftauen gegeben, aber es wird noch einen Tag dauern, bis er da ist.«
    »Nun, es eilt nicht mehr. Seine Burg ist weg.«
    Jeffers zeigte zu einer zusammengesunkenen Masse nahe der Dämmerungslinie. Das reichverzierte, mit Gesimsen, Bogenfriesen und Säulen geschmückte Kunstwerk war Vidors Meisterstück aus Eis gewesen, drei Jahre nach der Schlacht am Äquator gefertigt. Um seinem Zweck – strukturelle Stützung für Schacht 20 – zu genügen, hätte ein viereckiger Klotz oder eine Art Iglu ausgereicht. Vidor hatte Brustwehren, Türme und eine Brücke hinzugefügt…
    »Er wird nicht erwarten, daß sie noch steht. Eine Sandburg steht nur bis zur nächsten Flut.«
    »Wie viele läßt du herausholen?«
    »Alle«, sagte Carl, »ausgenommen diejenigen, die so tot sind, daß es keine Hoffnung mehr gibt.«
    Jeffers verzog den Mund zu einer vertrauten, skeptischen Grimasse. »Und du meinst, die Leute in der Krankenstation können das schaffen, mit den erforderlichen neuen Behandlungen und allem?«
    »Virginia hat Maschinen zur Mithilfe geschickt. Die können eine Menge mechanischer Arbeit abnehmen.«
    »Und was macht ihr mit denen, die partielle Gehirnschäden haben?«
    »Sie werden nicht viel nützen können, aber auch sie haben die Wiederbelebung verdient.«
    »Ja. Die haben wahrhaftig für ihre Fahrkarten bezahlt. Da können sie genausogut das Finale miterleben.«
    »Ja. Wird hübsch werden.«
    Einige hatten sich seiner Entscheidung widersetzt, aber er hatte ihre Einwände hinweggefegt. Das vernünftigste Argument war, daß sie in Krisensituationen mit einer möglichst großen Mannschaft besser durchkommen würden. Carls private Motivation war jedoch gänzlich emotional. Wenn der Komet zerbarst und in einer gewaltigen irisierenden Wolke ausbrechender Gase auseinanderbrach, würden sie alle wenigstens die letzten Augenblicke bewußt durchleben und dem Ende entgegensehen, wie sie das Unternehmen begonnen hatten – als Mannschaft. Als Expeditionsteilnehmer.
    Das ist etwas, dachte er bei sich. Besser als schlafend ins Nichts hinübergehen.
    »Sir?«
    Carl wandte sich um, da er die Stimme nicht erkannte.
    Es war Kapitän Miguel Cruz.
    »Ah…« Carl starrte den Mann an, dessen Erscheinung sich gegenüber dem Bild, das in seinem Gedächtnis verwahrt war, nicht verändert hatte. Das Kinn war fest und selbstsicher, die Augen blickten ruhig, Zuversicht einflößend. Selbst die purpurnen Ringe vom Aufenthalt im Kühlfach vermochten den Eindruck nicht zu beeinträchtigen.
    Dennoch wirkte er sehr unbeholfen. Er trug Schuhe und stand da, als sei die Schwerkraft eine Sache, auf die es ankam.
    »Ich möchte mich zum Dienst melden«, sagte Cruz. »Ich bin noch nicht völlig wiederhergestellt, aber ich bin überzeugt, daß es Arbeit für mich…«
    »Nein, nein, Sie – ruhen am besten aus. Lassen Sie sich Zeit!« sagte Carl schnell. Er hatte nicht daran gedacht, daß die Wiederbelebung so rasche Fortschritte machen würde. Jemand hätte ihn warnen sollen.
    Cruz sprach mit einem leichten Akzent… es war die Sprache, die sie alle von der Erde mitgebracht hatten. Auch hier war der Zeitabstand spürbar. »Sir, ich würde es vorziehen, Dienst zu tun. Vielleicht…«
    Carl schüttelte den Kopf. Er war verlegen. »Nennen Sie mich nicht Sir, Kapitän. Ich bin Carl Osborn, ein Astronaut, vielleicht erinnern Sie sich an mich. Ich…«
    »Selbstverständlich erinnere ich mich an Sie. Ich habe mich mit den Ereignissen seit meinem Tod oberflächlich vertraut gemacht«, sagte Cruz mit einem schwachen Lächeln. »Ich habe das Logbuch gelesen – es ist unglaublich –, und ich glaube, daß es durchaus angemessen ist, wenn ich Sie ›Sir‹ nenne.«
    Carl starrte den Mann einen langen Augenblick an und wußte nicht, was er sagen sollte. Trotz seiner schrecklichen Krankheit sah Cruz… jung aus. Ungereift. »Ich… dachte, Sir, daß Sie das Kommando wieder übernehmen könnten, nachdem Sie ein paar Tage ausgeruht und sich mit den Verhältnissen vertraut gemacht hätten.«
    Cruz warf einen Blick zu den über die

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