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Im Herzen des Kometen

Im Herzen des Kometen

Titel: Im Herzen des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , David Brin
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worden war. Die Masse bestand aus bearbeitetem Wassereis, dessen kristalline Struktur in der tiefen Temperatur zäh und hart wie Stahl war.
    Es war eine Erklärung, daß Virginia gern draußen auf Quadrant 12 arbeitete, wo Jim Vidor die Bauarbeiten geleitet hatte. Der Mann war ein Künstler.
    »Wir bauen am besten, wenn wir zur Improvisation gezwungen sind«, sagte sie zu sich selbst.
    Eine Trägerwelle griff plötzlich ein, gefolgt von einer Frauenstimme.
    »Was war das, Virginia? Sagten Sie etwas?«
    Virginia wandte den Kopf ein wenig zu schnell, und die Maschine an der Oberfläche geriet ins Schleudern, als sie der Bewegung zu folgen versuchte. Endlich kam eine schmale Gestalt in einem Schutzanzug in Virginias Gesichtsfeld. Sie stand bei einer Reihe dunkler Körper, die am Eis festgemacht waren.
    »Oh, Verzeihung, Lani. Ich habe nur die Arbeit bewundert, die Jim Vidor und seine Leute bei der Anfertigung dieser Luftschleuse leisteten.«
    Lani Nguyens Schutzanzug war nun, da der Sommer vergangen war und die Ausgasung keine harten Eispartikel mehr aus der Oberfläche riß, um seine schwere Panzerung erleichtert. Ein Heroldsrock aus weißem Stoff bedeckte den Oberteil des Anzugs. Auf ihm war der Kopf eines Einhorns zu sehen – ein Symbol, das Lani für alle Arbeiter kenntlich machen sollte, die zu weit entfernt waren, ihr Gesicht zu sehen. Die harten Sonnenreflexe auf der blendfreien Visierscheibe machten ihre feinen asiatischen Züge ohnedies unsichtbar.
    »Ja, hübsch. Aber meiner Meinung nach nicht völlig sicher. Während der nächsten Schicht soll Jeffers die Verhüttungs- und Gießereianlagen aufbauen und einiges von dem Nickeleisen und den anderen nützlichen Erzen verarbeiten, die hier draußen aufgehäuft liegen. Ich werde viel ruhiger in meinem Kühlfach schlafen, wenn ich weiß, daß die Luft von einem richtigen, dehnungsbeständigen und bruchfesten Schleusentor im Inneren festgehalten wird.«
    Virginia seufzte leise. »Ja, das wird wohl so sein. Trotzdem hoffe ich, daß sie einige dieser gelungenen Provisorien an Ort und Stelle lassen werden. Es wäre wahrhaftig eine Schande, wenn die einzigen Zeichen, die wir auf dieser kleinen Welt hinterließen, Narben, Schmutz und Unrat auf jedem Quadratmeter wären.«
    Lani enthielt sich höflich eines Kommentars.
    Es war Virginia kein Geheimnis, daß die Mehrzahl der Astronauten wohlmeinende Mahnungen zur Erhaltung der Natur als wirklichkeitsfremde Spinnerei verkappter Maschinenstürmer abtat. Zwar war es schön und gut, daß andere zu retten versuchten, was von der armen, ausgeplünderten Erde noch übrig war, gab es dort doch ohnehin nichts mehr zu holen, aber die Übertragung und Anwendung solcher Vorstellungen auf andere Himmelskörper mußte ihnen – echten Nachfahren jener ökonomisch-technisch orientierten Machteliten, die schnellen Gewinnen zuliebe in knapp zweihundert Jahren die Reichtümer der Erde verpulvert hatten – als unbequeme Dickköpfigkeit erscheinen.
    Kurzsichtig oder nicht, die allein an Ausbeutung orientierte Schatzgräbermentalität hatte sich nicht geändert, und auch auf Erden war eine Mehrheit der Meinung, daß es gleichgültig sei, was auf anderen Himmelskörpern geschehe. Manchmal war selbst Virginia nicht ganz sicher, ob ihre Einstellung nicht allzu rigoros war.
    Sie lenkte die Maschine zu den Materialstapeln zurück und half Lani ungebeten beim Entladen eines weiteren Lattenverschlages mit Fibermaterial zur Innenauskleidung der Stollen. Lani erwartete Carl Osborn, der mit ihr eine neue Querverbindung von Schacht 12 zu Schacht 10 fertigstellen sollte.
    Die Maschine arbeitete zu Virginias voller Zufriedenheit. Das Modell war augenscheinlich wendig und klug genug, um Lani ohne direkte Fernsteuerung zu helfen. Gemeinsam beförderten sie den Lattenverschlag zur offenen Luftschleuse. Lani brauchte nur gelegentlich selbst Hand anzulegen, um ein Anstoßen der ungefügen Last zu vermeiden.
    »Da wir schon in Verbindung sind, Virginia, möchte ich Ihnen danken, daß Sie mitgeholfen haben, meine Einteilung für die Erste Wache zu arrangieren.«
    Die Maschinen ließen den Lattenverschlag auf den Boden der Luftschleuse sinken, und Lani überzeugte sich, daß das äußere Schleusentor geschlossen werden konnte.
    »Nichts dabei, Lani. Ich glaube wirklich nicht, daß ich zu der Entscheidung etwas beitragen konnte.«
    Das war die Wahrheit. Vor drei Wochen, als hundert vorübergehend aus dem Tiefschlaf erweckte Männer und Frauen wie Ameisen

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