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Im Himmel ist die Hölle los

Im Himmel ist die Hölle los

Titel: Im Himmel ist die Hölle los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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hier unten sind, ja, darauf wollte ich gerade zu sprechen kommen.« Es trat eine erneute Pause ein. »Und was Ihre reizende Angewohnheit betrifft, die Strümpfe immer auf der Heizung zu trocknen …«
    »Bitte«, schnitt ihm Jane scharf das Wort ab, »weshalb bin ich hier?«
    »Wollen Sie das wirklich wissen?«
    »Ja.«
    »Sind Sie sich ganz sicher? Ich meine, eben wollten Sie noch unbedingt das Licht anhaben und …«
    »Ich bin mir ganz sicher, ja.«
    »Also gut«, willigte Augenschein ein; und Jane hätte schwören können, daß er tief Luft holte, wenn sie nicht eindeutig gewußt hätte, daß er nichts besaß, worin er sie hätte aufnehmen können. »Die Wahrheit ist, Sie sind befördert worden.«
    Man hätte eine Stecknadel fallen hören können; allerdings wäre wegen der Hintergrundgeräusche eine ziemlich große Nadel erforderlich gewesen. Eine Brechstange zum Beispiel. Aber zumindest sagte niemand etwas.
    »Befördert?«
    »Ich dachte, ich sollte es Ihnen wirklich …«
    »Dazu befördert, gefesselt in einem dunklen Keller mit einem Ding zu hocken, dem überall fünfundvierzig Zentimeter lange Maden hinein- und herauskriechen …«
    »Bitte!« rief Augenschein aus. »Ojemine! Sie müssen mich mal kurz entschuldigen.«
    Das Licht ging aus, und Jane hörte Fußschritte, denen Würgelaute folgten. Kurz darauf ging das Licht wieder an.
    »Tut mir leid«, entschuldigte sich Augenschein heiser. »Aber ich habe einen sehr empfindlichen Magen, und der Gedanke an …«
    »Das macht doch nichts«, tröstete ihn Jane mitfühlend. »War gedankenlos von mir. Aber sind Sie sich sicher, daß Sie wirklich ›befördert‹ meinen?«
    »Was denn sonst?«
    »Na ja, ›für schuldig befunden‹ zum Beispiel. Meine gegenwärtige Lage stimmt nämlich mit meiner Definition von einer Aufwärtsbewegung überhaupt nicht überein.«
    Ein langer Seufzer war zu vernehmen, und Jane gab sich alle Mühe, sich nicht das Gebilde vorzustellen, aus dem der Atem kam.
    »Ach, das ist wirklich immer eine furchtbare Aufgabe«, seufzte Augenschein verdrossen. »Trotzdem, irgend jemand muß sie ja erledigen.«
    »Aha, ich glaube, jetzt verstehe ich, worauf Sie hinauswollen.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja. Ich bin meinen Job los, stimmt’s?«
    »Nicht ganz«, antwortete Augenschein, wobei er vermied, Jane in die Augen zu blicken. »Sie sind nur hierher versetzt worden. Tut mir wirklich sehr leid«, fügte er hinzu.
    »Können die das denn einfach so machen?« fragte Jane nach einem Augenblick. »Ich meine, ist das, sagen wir mal, legal, eine unbequeme Mitarbeiterin einfach an eine Holzbohle zu fesseln und sie für immer und ewig in einem Keller schmoren zu lassen?«
    »Sicher, vollkommen sogar«, bestätigte Augenschein, und ein scheußliches Quietschen deutete darauf hin, daß er lebhaft mit dem Kopf – oder was davon übriggeblieben war – nickte. »Deren Rechtsabteilung hat das alles sehr gründlich durchdacht. Sehen Sie, aus dem Gesetzbuch geht ganz eindeutig hervor, daß der Arbeitgeber verpflichtet ist, dem Arbeitnehmer das korrekte Gehalt zu zahlen – das natürlich von dem Dienstgrad und der Berufserfahrung abhängt –, die Beiträge zur Rentenversicherung abzuführen und dem Beschäftigten jedes Jahr die vereinbarten Urlaubstage zu gewähren. Aber es steht nichts davon drin, woran der Arbeitnehmer gefesselt oder nicht gefesselt werden darf.«
    Jane kicherte. In ihrer Stimme schwang ein schwaches metallisches Klingeln mit, das darauf schließen ließ, daß sie bisher nur deshalb noch nicht hysterisch geworden war, weil sie sich den Anfall für später aufsparte. »Aber ich bin doch gar keine echte Arbeitnehmerin«, wandte sie ein. »Ich meine, ich bin sterblich. Wenn ich hierbleibe, werde ich früher oder später sterben. Bekommt die Sache dadurch nicht irgendwie ein ganz anderes Gesicht?«
    Eine lange Pause trat ein. »Unterhalten wir uns hier über das gesetzliche Krankengeld?« erkundigte sich Augenschein vorsichtig. »Ich weiß nämlich nicht, ob Sie im Todesfall Anspruch darauf hätten. Möglicherweise fällt das unter vorzeitige Pensionierung. Da müßte ich noch mal nachsehen.«
    »Würde es Ihnen etwas ausmachen zu verschwinden? Bitte.«
    »Tut mir leid«, entschuldigte sich Augenschein. »Ich merke schon, ich habe Sie beleidigt.«
    »Nein, damit hat es wirklich nichts zu tun«, versicherte Jane. »Es ist nur so, daß es Ihnen peinlich sein könnte, wenn ich zu schreien anfange, und …«
    »Schon verstanden«, unterbrach Augenschein

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