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Im Himmel ist die Hölle los

Im Himmel ist die Hölle los

Titel: Im Himmel ist die Hölle los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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und noch mal sticken, tagein, tagaus. Jedenfalls habe ich daran gedacht, das Garn zu besorgen, und es in meinen kleinen Koffer gepackt, und als ich dann aus der Maschine gestiegen war, bin ich hierhergekommen, um den Koffer abzuholen …«
    Jane versuchte, sich die Ohren zuzuhalten, mußte jedoch feststellen, daß das, ohne die Hände hochzunehmen, schlichtweg unmöglich war, und ihre Hände ließen sich nicht einen Millimeter bewegen.
    »Der große Koffer ist auch heil angekommen, aber Gott allein weiß, wo der kleine abgeblieben ist. Ich nehme ja an, er ist irgendwo auf dem Weg verlorengegangen.«
    »Vor zweitausend Jahren«, zischte ihr Björn ins Ohr.
    Jane nickte und lächelte fröhlich. »Höchstwahrscheinlich haben die ihn irgendwohin weitergeschickt.«
    Odysseus nickte. »Mag sein. Ich glaube, ich warte trotzdem noch ein bißchen länger, man weiß ja nie. Die wird mir vielleicht den Marsch blasen, wenn ich ohne das Garn nach Hause komme.«
    Eine lange Stille trat ein, in deren Verlauf sich Jane und Björn millimeterweise zurückzuziehen versuchten. Durch eine Reihe von Geräuschen wurde die Stille unterbrochen.
    Aus Odysseus’ Mund ertönte ein gellender Schrei, als er auf dem Förderband einen kleinen, arg mitgenommenen Lederkoffer erblickte und sich darauf stürzte.
    Gleichzeitig stimmte ein Mann in einem langen Regenmantel ein Triumphgeheul an und fiel über ein in Zeitungspapier gewickeltes Bündel her, das zufällig den Malteser Falken enthielt.
    Als die Betäubungsgranaten explodierten, die von den Geisterkriegern (mit Ausnahme eines bedauernswerten Versagers) geworfen worden waren, gab es einen ohrenbetäubenden Knall.
    Die Geisel, die aufgewacht war und ihren Teddy haben wollte, verfiel in ein schrilles Kreischen.
    Als Björn seine über alles geliebte Jane, sein verloren geglaubtes Gepäck und sich selbst auf das Förderband schleuderte, das mit ihnen erst ein Stück um die Ecke und dann ein paar Meter geradeaus fuhr, bevor es sie beide unter den Gummizungen hindurchschob, die die Welt des Lichts und des Lebens von der schwarzen Leere trennen, aus der das Gepäck auftaucht und in die es schließlich wieder zurückkehrt, war ein verworrenes Rauschen zu vernehmen.
    Und dann herrschte Stille.
    Sie dauerte nicht an. Als sich der Rauch verzog, hörte man es husten, fluchen, wimmern (von den Geisterkriegern) und schreien (vom General), während über die Lautsprecher die Ankunft des Flugs TR8765 aus Atlantis angekündigt wurde und Teile der Decke auf das Gepäckkarussell herabstürzten.
    Als die Trümmerteile zum zweitenmal herumkamen, waren die meisten mit kleinen Aufklebern versehen.
     
    »Wo sind wir?«
    »Hey, das ist klasse!« freute sich Björn. »Die ganzen Jahre über habe ich wissen wollen, wohin der ganze Kram befördert wird, und jetzt …«
    »Ist ja in Ordnung«, besänftigte ihn Jane. »Ich glaube, ich weiß, wo wir sind.«
    Als wolle sie darauf antworten, ging auf einmal die Beleuchtung an.
    Oder zumindest brachte das Förderband die beiden hinaus ans Licht. Sie sahen auf und erblickten die Frachtarbeiter.
    Ein schöner Anblick war das nicht. Nehmen Sie die Quersumme der Eigenschaften gewöhnlicher Frachtarbeiter (was schon schlimm genug ist), und stellen Sie sich dann vor, wie diese Menschen in nach Industriestandard gefertigten Hochleistungsverzerrungsspiegeln aussehen würden.
    »Ist ja in Ordnung«, sagte Jane, wobei sie die Beine ausstreckte und leichtfüßig vom Karussell stieg. »Alles ist in bester Ordnung. Natürlich relativ gesehen.«
    »Wirklich?« Björn blickte sie fragend an, übersah deshalb den Ausleger des Drehkrans über seinem Kopf und fügte »Aua!« hinzu.
    »Hören Sie auf herumzutrödeln, und folgen Sie mir«, forderte Jane ihn auf. Im Eilschritt ging sie davon und brachte Björn auf diese Weise in die Situation, in die Männer auf Flughäfen stets geraten, wenn sie mit mehr Gepäck, als sie tragen können, hinter Frauen herrennen müssen.
    »Hören Sie«, brummte er, »verringern Sie doch wenigstens mal kurz Ihr Tempo, und erklären Sie mir endlich, was los ist. Was ist bloß auf einmal in Sie gefah …? Und du hältst jetzt auf der Stelle die Klappe!« fügte er hinzu, als ihm die Geisel ins Ohr schrie und versuchte, ihm die kleine Faust durch den Kopf zu rammen.
    »Das ist alles ganz einfach«, antwortete Jane. »Mist! Wenn ich das früher kapiert hätte, dann wären wir schon vor einer Stunde hier raus gewesen. Na los! Ich glaube, ich habe noch nie jemanden

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