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Im Himmel ist die Hölle los

Im Himmel ist die Hölle los

Titel: Im Himmel ist die Hölle los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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Mikrofondings wieder an seinen Platz, blickte sich um, um sicherzugehen, daß ihn niemand sehen konnte, und schaltete den Autopiloten aus.
    »Sei mir bitte nicht böse, Kumpel«, rechtfertigte er sich. »Du leistest hervorragende Arbeit, aber du weißt ja, wie das ist. Ich bin schon immer ein mieser Beifahrer gewesen.«
    Er ergriff den Knüppel und brachte ihn unwillkürlich in die richtige Stellung. Schlagartig wurde er sich eines winzigen Unterschieds im Fluggefühl bewußt. Die Flipperkugel rollte im Loch umher und blieb wieder liegen, und in Georges Hinterkopf leuchteten ein paar farbige Lämpchen auf und signalisierten: ›Wiederholungsspiel!‹
    Langsamer; seitdem er auf Handsteuerung umgeschaltet hatte, wurde die Maschine langsamer!
    Aus dem Seitenfenster des Cockpits warf George einen kurzen Blick auf die Erde. Durch jahrhundertelange Praxis im manuellen Flug der alten Sonne hatte er die Fähigkeit erworben, die Fluggeschwindigkeit einfach durch die Beobachtung des Bodens abzuschätzen, während er im Kopf unterbewußt eine Reihe von Berechnungen mit Lichtgeschwindigkeit durchführte. Allein durch die Art, wie sich beim Überfliegen die Schatten der Bäume unter ihm verkürzten und wieder verlängerten, wußte er, wann er mit der richtigen Geschwindigkeit flog. Und dennoch war er gerade eben langsamer geworden. Es ist unmöglich, das Gefühl, langsamer zu werden, mit irgendeiner anderen Erfahrung auf der Welt zu verwechseln; genausowenig wie sich zu Brei zerstampfte Steckrüben mit irgend etwas anderem vergleichen lassen. Und das bedeutete …
    »Jetzt leck mich am Arsch«, fluchte George. Trotzdem kam er nicht umhin, leise in sich hineinzulachen. Das war wieder einmal der Beweis, daß es zu nichts Gutem führt, wenn man an Dingen herumpfuscht, von denen man nichts versteht.
    Das erklärte alles: das eingehende Getreide; das launische Verhalten der Gezeiten; die Tatsache, daß es sich der Polarstern schon halb auf der Lehne von Kassiopeias Stuhl bequem gemacht hatte; daß durch die Reibung die linke Seite der Kalahari-Wüste abbrannte; die Überraschung, die seine Frau heutzutage immer zu befallen schien, wenn er überpünktlich von der Arbeit nach Hause kam.
    Diese saublöden Deppen hatten das verdammte Ding zu schnell gemacht!

 
     
    Der Wecker summte laut. Jane quiekte entsetzt auf, rieb sich die Augen und streckte den rechten Arm aus, um den Störenfried – oder was auch immer diesen grauenhaften Lärm veranstaltete – zu ergreifen und zu erwürgen. Doch dann kehrte allmählich ihr Erinnerungsvermögen zurück, und sie gähnte.
    Es war Morgen, und sie mußte aufstehen und zur Arbeit gehen. Verdammter Mist …!
    Wie ein wohlerzogener Roboter putzte sie sich die Zähne, kämmte sich und betrachtete sich im Spiegel.
    »Guten Morgen«, begrüßte sie ihr Spiegelbild. »Ich bin Jane. Ich helfe dabei, das Universum instand zu halten.«
    Das klang heute morgen auch nicht besser als gestern. Sie zuckte die Achseln, putzte sich die Nase und ging nachsehen, ob im Laufe der Nacht die Bügelfee eingebrochen war und sich über den Berg Blusen hergemacht hatte.
    Hatte sie nicht. Mist!
    Hinten im Kleiderschrank entdeckte sie die alte blaue Bluse mit dem Prinzessin-Diana-Kragen, die aussah, als sei sie eine beträchtliche Zeitlang ausrangiert gewesen. Jane hatte die Bluse einst von ihrer Mutter zu Weihnachten geschenkt bekommen, damals, als es noch möglich war, einen ganzen Ochsen zum Braten zu kaufen, der Bärenhatz zuzusehen und immer noch Wechselgeld von einem halben Grot in der Tasche zu haben.
    Andererseits, sagte sie sich, ist das die einzige saubere Bluse, die ich noch habe.
    Zusammen mit einigen anderen Ausschußartikeln von Ramschverkäufen, die sich in irgendwelchen versteckten Ecken und Winkeln wiederfanden, zog sie die Bluse an und schlurfte dann in die Küche, um sich eine Scheibe Toast und eine Tasse Tee zu machen. Beim Gehen knirschte der Boden unter ihren Füßen.
    »Ist ja gut!« schimpfte sie laut. »Wenn du einfach die Klappe hältst, mache ich dich heute abend sauber.«
    Du brauchst dir gar nicht einzubilden, daß ich das tatsächlich tue, sagte sie sich, während sie darauf wartete, daß das Wasser kochte. Dazu werde ich viel zu müde sein. Und überhaupt, Leute, die Universen instand halten, müßten doch bestimmt die Hausarbeit gemacht bekommen. Ich meine, schließlich heißt es ja nicht ›und am achten Tag wechselte er die Bettwäsche, reinigte den Ofen und machte sich ans Staubsaugen‹,

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