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Im Himmel ist die Hölle los

Im Himmel ist die Hölle los

Titel: Im Himmel ist die Hölle los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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hier.«
    Erst einmal ausfindig gemacht, stellte sich die Sprecherin als eine schmächtige kleine Frau heraus, die so aussah, als hätte sie zum letztenmal etwas gegessen, als ein Mammutsteak noch vom Mammut stammte. Zwar hatte es ganz den Anschein, als stecke irgendwo hinter der gewaltigen Brille ein Gesicht, aber wahrscheinlich keins von irgendeiner besonderen Bedeutung.
    Kurz regte sich bei Jane so etwas wie Mitgefühl. »Ich werde es versuchen«, antwortete sie, »bezweifle allerdings, ob ich Ihnen wirklich helfen kann. Ich bin nämlich selbst neu hier, und keiner hat mir gesagt …«
    »Mag sein, aber Sie wissen bestimmt mehr als ich«, gab sich die junge Frau zuversichtlich. »Wissen Sie, ich bin erst zwei Jahre hier, und deshalb …«
    Sie brach mitten im Satz ab. Offensichtlich gefiel ihr die Art nicht, wie Jane sie anstarrte, denn ihr Blick glich dem eines Freizeit-Schwertschluckers, der sich einer Kettensäge gegenübersieht.
    »Zwei Jahre?« hakte Jane ungläubig nach. »Und Sie sind immer noch …?«
    »Ja, ich habe leider von nichts einen blassen Schimmer«, bekräftigte die junge Frau, die sich eindeutig schämte. Das konnte man daraus ersehen, daß die Fingernägel der am wenigsten rote Teil an ihr waren. »Ich habe keine Ahnung, ehrlich«, fügte sie hinzu.
    »Aber …« Jane riß sich zusammen. »Aber was machen Sie dann den ganzen Tag lang, um Himmels willen? Ich meine, Sie müssen doch irgend etwas tun.«
    Die junge Frau nickte. »Hauptsächlich beantworte ich Telefonanrufe. Darin bin ich allerdings nicht so furchtbar gut, weil ich nie eine Antwort auf die ganzen Fragen weiß, die mir gestellt werden. Na ja, und das macht mir natürlich schon zu schaffen. Zum Beispiel gibt es da jemanden namens Darren von irgendeiner Stelle, die sich Haushaltsplanung nennt, und der hat mich in den letzten achtzehn Monaten täglich angerufen und …«
    »Den kenne ich«, fiel ihr Jane ins Wort. »Der will den Kram bis Viertel nach zwei auf seinem Schreibtisch liegen haben, sonst gibt’s Ärger.«
    Die junge Frau lächelte mit ängstlicher Zurückhaltung. »Ja, das ist der Typ«, bestätigte sie.
    »Und dann legt er auf, ohne Ihnen zu sagen, was er dort eigentlich liegen haben will.«
    »Ja, mhm.«
    »Gut.« Jane holte bedächtig und tief Luft. »Und von denen, die Sie sonst gefragt haben, kann Ihnen niemand helfen?«
    Die junge Frau runzelte die Stirn. »Ach, sonst habe ich noch nie jemanden darum gebeten«, antwortete sie. »Ich meine, die sehen alle so beschäftigt aus, da hatte ich Angst zu stören. Ich habe Sie nur gefragt, weil Sie den Eindruck gemacht haben, als ob Sie, na ja …« Die junge Frau verstummte; jetzt wirkten sogar ihre Fingernägel eindeutig blutarm.
    Jane blickte sich im Saal um. Es stimmte, bis auf sie selbst und die junge Frau sahen tatsächlich alle äußerst beschäftigt aus. Zum größten Teil schrie man in Telefone und knallte daraufhin den Hörer auf die Gabel; und wenn man das nicht tat, wurde auf der Suche nach irgendwas wie wild in den farbigen Schriftstücken auf dem eigenen Schreibtisch herumgewühlt.
    »Nur so aus Neugier: Wozu hat man Sie eigentlich angestellt?« fragte Jane.
    »Als Operatorin«, antwortete die junge Frau. »Nur funktioniert der Computer offenbar nicht, oder?«
    Mit einem Kopfnicken wies sie auf den Monitor auf Janes Schreibtisch. Nach dem dritten Tag, als es Jane immer noch nicht gelungen war, das sture Biest zu etwas Konstruktiverem zu bewegen, als sie mit seinen Lämpchen anzuflackern und die Worte Hallo! Alle Rechte vorbehalten! erscheinen zu lassen, war sie dem allgemeinen Brauch im Büro gefolgt und hatte das Ding kurzerhand in eine Abstellfläche für Plastikbecher umfunktioniert. Wie ihr nicht entgangen war, hatten sich auf einigen Monitoren die Becher mehrerer Monate angesammelt, wodurch das Büro wie eine Stalagmitenfarm aussah.
    »Wozu dient dieses Büro überhaupt?« fragte Jane. »Als ich das erstemal hierherkam, hat mir das zwar jemand erzählt, aber ich habe schon wieder vergessen, als was er es bezeichnet hat. Anscheinend hat mir das nicht besonders viel gesagt.«
    »Oh, wir sind die Bearbeitung«, klärte die junge Frau Jane auf, wobei eine Spur unangebrachter Stolz in der Stimme mitschwang. »Ich glaube, wir sind furchtbar wichtig, denn warum rufen uns wohl sonst die Leute aus den anderen Büros dauernd an? Oh, entschuldigen Sie mich bitte.« Sie wandte sich ab und ging ans Telefon auf ihrem Schreibtisch.
    Jane brauchte nicht viel Phantasie, um

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