Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Himmel ist die Hölle los

Im Himmel ist die Hölle los

Titel: Im Himmel ist die Hölle los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
Vom Netzwerk:
Ich will ja nicht zu spät zur Arbeit kommen.«
     
    »Die Arbeit wird Ihnen gefallen«, hatte der Personalchef gesagt. »Richtig erholsam. Keinerlei Druck oder Anstrengung oder dergleichen, bloß unkomplizierte Büro- und Verwaltungsarbeit. Wahrscheinlich müssen Sie sich ja nach all dem erholen, was … ähm … vor kurzem vorgefallen ist.«
    Schon wieder klingelte das Telefon. Jane streckte dem Apparat die Zunge hinaus und nahm den Hörer ab.
    »Hier ist Phil von der Buchprüfung«, tönte es gehässig aus der Muschel. »Hören Sie, haben Sie die Kalkulation für neunzehnhundertachtundneunzig immer noch nicht runtergeschickt? Ihrer Zusage nach sollten wir die schon vor vierzehn Tagen bekommen, ohne die sind wir völlig aufgeschmissen.«
    Jane seufzte und ging einfach in den Anrufbeantwortermodus über. »Ich heiße Jane. Ich arbeite erst seit einer Woche in diesem Büro und habe nicht die leiseste Ahnung, was ich jetzt machen soll oder was überhaupt vor sich geht. Wenn Sie so freundlich wären, mir genau zu erklären, was ich für Sie tun soll, werde ich mich so schnell wie möglich daranmachen. Vielen Dank.« Daraufhin gab sie aus einem Impuls heraus – den man als puren Übermut beschreiben könnte, wenn im gegenwärtigen Zusammenhang nicht die Gefahr bestünde, Verwirrung zu stiften – einen Piepton von sich und wartete.
    Wie gewöhnlich entstand aufgrund der momentanen Fassungslosigkeit am anderen Ende der Leitung eine Pause von etwa einer Dreiviertelsekunde. »Hören Sie«, meldete sich schließlich die Stimme, »so was können Sie mit mir nicht machen. Wenn ich diese Aufstellungen nicht um halb fünf auf meinem Schreibtisch liegen habe, gibt es richtigen Ärger, verstanden?«
    Die Verbindung wurde abgebrochen. Jane zuckte die Achseln, legte den Hörer auf und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem von Schriftstücken überquellenden Ablagekorb zu. Die Blätter wiesen sämtliche verschiedenen Farben auf und waren zumeist mit Druckbuchstaben und Maschinentypen vollgeschrieben. Auf einigen hatten auch Büroangestellte ihre diversen Handschriften hinterlassen (die in jedem Büro des Universums flüchtig, nur zur Hälfte leserlich und somit völlig einheitlich sind). Zudem setzten sich die Schriften aus einem Sammelsurium von Sprachen und Alphabeten zusammen; die Jane, wie sie feststellte, merkwürdigerweise allesamt ohne Schwierigkeiten lesen konnte. Das einzige Problem war, daß sich auf keinem der Schriftstücke ein Hinweis befand, was es darstellte oder was mit ihm gemacht werden sollte; abgesehen natürlich von denjenigen, die in roten Lettern den Stempelaufdruck DRINGEND (oder gelegentlich sogar DRINGEND!!!) trugen. Wahrscheinlich erwartete man von ihr, sich wegen denen vor Sorge umzubringen.
    Das Telefon klingelte.
    »Hier ist Sylvia von der Hauptabtastungsbasis«, meldete sich eine Stimme. »Sie wissen schon, warum ich anrufe. Wir warten und warten. Wie lange brauchen Sie denn noch?«
    »Ich heiße Jane. Ich arbeite erst …«
    »Und noch etwas anderes«, fuhr die Stimme fort. »Sie haben hoch und heilig versprochen, mir das Telefonbuch zurückzugeben, sobald Sie damit fertig sind, und das ist jetzt drei Wochen her. Mittlerweile glaube ich, Sie haben es verloren. Wieder einmal.«
    »… seit einer Woche in diesem Büro und habe nicht die leiseste …«
    »Kommen Sie mir nicht damit, meine Liebe. Wenn das Telefonbuch nicht innerhalb der nächsten fünfundvierzig Minuten zusammen mit den bis heute abgehefteten Berichten hier auf meinem Schreibtisch liegt, muß ich mich über Sie beschweren. Tut mir leid, wenn Sie meine Reaktion für überzogen halten, aber Sie lassen mir wirklich keine andere Wahl.«
    Verbindung abgebrochen. Achselzucken.
    Also gut, was in aller Welt soll dieses grüne Ding hier darstellen? Wo ist zunächst einmal überhaupt oben?
    »Entschuldigen Sie.«
    Erschreckt blickte sich Jane um. Seit sie hier angefangen hatte, war sie praktisch noch nie von jemandem angesprochen worden – abgesehen von den ungestümen verlorenen Seelen am anderen Ende der Telefonleitung und mit Ausnahme der alten Dame, die für den Tee zuständig war. Die meiste Zeit brüllten die anderen Leute in dem langen hallenden Saal in ihre Telefone und knallten die Hörer wieder auf die Gabel. Soweit sie wußte, handelte es sich dabei genau um diejenigen, von denen sie immer wieder angerufen wurde.
    »Tut mir leid, wenn ich Sie belästige, aber könnten Sie mir vielleicht etwas erklären? Wissen Sie, ich bin neu

Weitere Kostenlose Bücher