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Im Himmel ist die Hölle los

Im Himmel ist die Hölle los

Titel: Im Himmel ist die Hölle los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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sich den Inhalt des Gesprächs zusammenzureimen. »Lassen Sie mich raten«, sagte sie, als die junge Frau den Hörer ablegte. »Das war bestimmt Dave von der Durchgangsabteilung, und wenn sich das Zeug nicht bis drei Uhr in seinem Ablagekorb befindet, geht die Welt unter.«
    Die junge Frau starrte sie verdutzt an. »Dann wissen Sie also doch, was hier abläuft?« staunte sie mit freudiger Erwartung.
    Jane schüttelte den Kopf. »Ich kann leider nur gut raten«, tat sie mit Bedauern kund. »Hören Sie, warum gehen wir nicht los und suchen jemanden, den wir fragen können, anstatt hier wie zwei Faultiere herumzuhängen? Jemanden, der wirklich Bescheid weiß, meine ich.«
    Die junge Frau sah Jane an, als hätte sie gerade vorgeschlagen, den Papst zu teeren und zu federn. »Was? Unseren Schreibtisch verlassen? Ich glaube nicht, daß wir das dürfen.«
    »Ach, ich glaube, schon«, widersprach Jane entschlossen.
    »Aber …« Die junge Frau warf ihr einen Blick zu, aus dem blankes Entsetzen sprach; einen Blick, mit dem ein ungeborener Zwilling den anderen auf dessen Vorschlag hin angesehen hätte, den Gebärmutterhals nicht hinunter-, sondern hinaufzurutschen. »Was ist, wenn das Telefon klingelt, während wir weg sind?« wollte sie mit zitternder Stimme wissen. »Ich meine, dann wäre niemand da, um ranzugehen.«
    Jane schüttelte den Kopf. »Äußerst unwahrscheinlich«, antwortete sie. »Und selbst wenn es klingelt, wie sollte das jemals irgendwer erfahren? Es wäre ja keiner da, der es hören könnte.«
    »Der Anrufer wüßte es«, wandte die junge Frau mit bebender Unterlippe ein. »Oder?«
    »Dann steht deren Wort gegen unseres«, entgegnete Jane mit fester Stimme – wirklich, treffender hätte es selbst Heinrich V. nicht ausdrücken können. In dieser Stimmung hätte Jane nicht nur jedem Gegner die Leviten gelesen, sie hätte ihn auch noch dazu gebracht, sich vorher die Ohren zu waschen. »Kommen Sie!«
    Ohne ihre Kollegin anzusehen, ergriff sie ihre Handtasche, stand auf und setzte sich in die Himmelsrichtung in Bewegung, in der sie Norden vermutete.
    »Warten Sie auf mich!« keuchte die junge Frau hinter ihr. »Wenn Sie mich abhängen, könnte ich mich verlaufen.«
    »Dann schließen Sie auf«, riet ihr Jane. »Und folgen Sie mir.«
    Obwohl sie sich selbst dessen kaum bewußt war, lag eine von Janes größten Stärken in ihrem Sinn für die in einer bestimmten Situation angemessene Wortwahl. Als sie schließlich auf einen Mann stießen, der hinter einem Schreibtisch saß und gerade nicht telefonierte, wurde ihr daher von irgendeinem internen Wortwahlsystem das Zauberwort in den Mund gelegt, ohne daß sie überhaupt nachdenken mußte.
    »Also gut, wo ist er?« verlangte sie von dem Mann zu wissen. »Ich will auf der Stelle mit ihm sprechen.«
    Der Mann blickte erschrocken zu ihr auf. »Das können Sie nicht«, wehrte er ab. »Er ist gerade mit denen da drinnen.«
    Jane setzte eine noch grimmigere Miene auf. »Und wie lange ist er schon mit denen da drinnen?«
    »Zwanzig Minuten? Eine halbe Stunde? Vierzig Minuten? Mindestens, ich weiß es leider nicht mehr so genau«, antwortete der Mann nach bestem Wissen und Gewissen.
    Jane atmete aus; und wenn ihr Atem nicht aus blauen Flammen bestand, dann nur wegen des Schilds ›Rauchen verboten‹. »In welchem Raum steckt er? Na los, ich habe nicht den ganzen Tag lang Zeit.«
    »In Nummer fünf.« Der Mann deutete in die entsprechende Richtung. Als Jane sich umdrehte, um seinem Finger mit den Augen zu folgen, klingelte das Telefon, und der Mann hechtete danach wie ein Ertrinkender nach dem Rettungsring. Sekundenbruchteile später brüllte er schon jemanden an.
    »Also gut«, sagte Jane und gab ihrer Begleiterin ein Zeichen. »Jetzt kommen wir der Sache allmählich auf den Grund. Los, Beeilung!«
    Die junge Frau stand wie angewurzelt da. »Aber das dürfen wir nicht«, wandte sie ein. »Er ist mit denen da drin, hat der Mann gerade gesagt.«
    Jane drehte sich zu ihr um und lächelte. »Haben Sie überhaupt eine Ahnung, wer er ist?«
    Die junge Frau schüttelte den Kopf.
    »Sehen Sie? Ich auch nicht«, gestand Jane in etwas abfälligem Ton. »Und was ist mit denen? Wissen Sie, wer die sind?«
    »Nein.«
    »Na also«, fuhr Jane munter fort. »Was man nicht weiß, kann einem auch nichts schaden. Altbekannte Tatsache. Kommen Sie?«
    Sie marschierte auf die Tür zu, an der eine große und ein wenig schmuddelige 5 angebracht war, klopfte zweimal und öffnete sie.
    Dann blieb sie

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