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Im Himmel ist die Hölle los

Im Himmel ist die Hölle los

Titel: Im Himmel ist die Hölle los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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dicke Stimme.
    Jane machte den Mann, der sie gefragt hatte, ausfindig und schaute ihm direkt in die Augen. Es war fast so, als tauche man in eine klebrige Masse ein, aber sie hielt seinem Blick stand. »Das hängt ganz davon ab, was Sie von mir gehört haben wollen«, antwortete sie.
    Der Mann streckte ihr das Kinn entgegen. »Ich hatte eben das Gefühl, daß Sie irgend etwas über mein Essen gesagt haben«, klärte er sie auf.
    Jane blickte nach unten, um sich zu vergewissern, daß er die Nudeln gehabt hatte. »Allerdings habe ich das«, antwortete sie schnippisch. Mann, das ist ja genau wie in alten Zeiten, was? merkte ein Teil ihres Bewußtseins vergnügt an. Der Rest ihres Verstands tat so, als hätte er nichts davon gehört.
    »Sie bekritteln mein Essen?« fragte der Mann.
    »O nein«, widersprach Jane mit süßlicher Stimme. »Das ist bestimmt ganz leckeres Essen. Es ist die Gesellschaft, in der es sich befindet, an der ich meine Zweifel habe.«
    Während die zwölf Augen vor Verblüffung immer größer wurden, herrschte rund um den Tisch Schweigen.
    Schließlich wandte sich einer der Dicken an einen anderen. »Ey, Rocky, ich dachte, du hättest gesagt, dieser Käfer sei in Ordnung.«
    Rocky zuckte die Achseln. »Das habe ich auch gedacht«, antwortete er. »He, Sie da!« rief er Jane zu, die fragend eine Braue hob.
    »Ich?«
    »Ja, Sie.«
    »Ja?«
    Offenbar bereitete es dem Mann Kopfzerbrechen, daß er sich bei der Einschätzung von Jane geirrt haben könnte. »Wer, glauben Sie, sind Sie eigentlich, junge Frau?« fragte er betont leise. Irgend etwas kam Jane an der Art, wie er das sagte, merkwürdig vor, bis ihr dämmerte, daß der Mann das Ganze tatsächlich als Frage gemeint hatte, ob ihm das nun selbst klar war oder nicht.
    »Ich heiße Jane«, antwortete sie. »Ich arbeite erst seit einer Woche in diesem Büro und habe nicht die leiseste Ahnung, was ich jetzt machen soll oder was überhaupt vor sich geht. Wenn Sie so freundlich wären, mir genau zu erklären, was ich für Sie tun soll, werde ich mich so schnell wie möglich daranmachen. Vielen Dank.«
    Zehn Schweinchenaugen starrten sie in völliger Verwirrung an. Die anderen beiden kamen ein Stück näher.
    »Diese Arbeit ist für Sie etwas Neues, oder?« erkundigte sich deren Besitzer.
    »Nein«, antwortete Jane, »ich habe früher schon eine ähnliche Arbeit verrichtet.«
    »Tatsächlich?« Der Gesichtsausdruck des Mannes blieb unverändert, was bei Jane den Eindruck hervorrief, starker Röntgenstrahlung ausgesetzt zu sein, so daß man sehen konnte, was sie in den letzten sechs Tagen gegessen hatte. Dann huschte einer der Mundwinkel des Mannes ein Stück nach oben. »Gefällt Ihnen diese Art von Tätigkeit?«
    »Nein«, erwiderte Jane.
    »Ist Ihnen wohl nicht gut genug, hä?« Erneut spürte Jane, daß sie es mit einer ernstgemeinten Frage zu tun hatte.
    »Sagen wir mal, sie beansprucht mich nicht bis an die Grenzen meiner Fähigkeiten«, antwortete sie. »Genaugenommen ist es auch ursprünglich gar nicht meine Idee gewesen«, fügte sie vorsichtig hinzu.
    »Das kann ich mir allerdings denken«, meinte der Mann, wobei sein Lächeln um etwa ein Mikron breiter wurde. »Also, ich muß schon sagen, Kindchen, Sie haben es faustdick hinter den Ohren.«
    »Sie aber auch«, entgegnete Jane unwillkürlich. »Viel dicker sogar.«
    Den Mann schien die letzte Bemerkung nicht zu stören; und allmählich stellte sich bei Jane eine Empfindung ein, die ihr gar nicht gefiel. Entweder wurde der Mann größer oder sie kleiner – oder beides. Sie brach den Blickkontakt ab und richtete die Augen auf das einzige übriggebliebene Stück Brot im Korb.
    »Welche Arbeit suchen Sie denn?« erkundigte sich der Mann. »Vermutlich keine Büroarbeit.«
    »Im Büro habe ich auch schon gearbeitet«, entgegnete Jane leise. »Aber irgendwie liegt mir das nicht.«
    »Das glaube ich sofort.« Plötzlich kicherte der Mann, was sich zu Janes Überraschung recht angenehm anhörte. »Vielleicht sollten Sie lieber erst einmal verschiedene Dinge ausprobieren und sich einfach ein wenig umsehen, bis Sie etwas gefunden haben, das Ihnen gefällt.«
    »Danke für den Ratschlag. Ich werde daran denken.«
    »Wie ich schon sagte, haben Sie es faustdick hinter den Ohren. Trotzdem – oder gerade deshalb – sollten Sie sich bemühen, mit Ihrer naßforschen Art anderen Leuten nicht zu sehr auf den Wecker zu gehen, in Ordnung?«
    Jane murmelte irgend etwas vor sich hin. In diesem Moment stellte sie sich

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