Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Im Hyperraum

Titel: Im Hyperraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
Vom Netzwerk:
einem Skipper namens Deuteronomous Mogurn, und sein Schiff ist die Cassandra.« Ein Gefühl der Irrealität ergriff von ihr Besitz, als sie diese Worte aussprach.
    Dap zog die Stirn kraus. »Mogurn? Kenne ich nicht. Aber die Cassandra. Ist das nicht ein unregist …«
    Ergrimmt rückte sie von ihm ab. »Ich weiß, was mit dem Schiff los ist. Das brauchst du mir nicht unter die Nase zu reiben!«
    Â»Warte – ich wollte doch nicht … Jael!« Er packte sie beim Arm und hinderte sie am Weitergehen. »Jael, du
fliegst doch nicht ein unregistriertes Schiff, oder? Nach allem, was du
immer gesagt hast?«
    Â»Ich hab meine Meinung geändert. Und würdest du mich jetzt bitte loslassen?«
    Verdattert starrte er sie an. »Aber – warum?« Er lockerte seinen Griff.
    Sie
riss sich von ihm los und drückte die Schultern durch. »Weil ich
fliegen will und weil man mir klar gemacht hat, dass dies meine einzige
Chance ist. Genügt dir das als Begründung?«
    Â»Aber … du musst das nicht tun … du könntest ihnen sagen …«
    Â»Was
soll ich ihnen sagen, Dap? Was, bitte schön? Ich habe soeben diesen Job
angenommen und versprochen, in drei Stunden an Bord zu gehen. Ist das
klar?« Sie marschierte weiter, doch etwas in seiner Miene veranlasste
sie, innezuhalten und sich nach ihm umzudrehen.
    Er
nickte und sagte leise: »Ich glaube, ich kann dich verstehen. Wenn es
sein müsste, würde ich mich vielleicht genauso verhalten.« Sein Blick
schien zu verschwimmen, als er über die Hügel schaute. Dann schüttelte
er den Kopf und sah Jael wieder an. »Ich hoffe nur …«
    Sie
wartete. Sie wusste nicht, warum sie Zeit vertrödelte und ihm zuhörte;
aber sie wartete. »Was hoffst du?«, hakte sie schließlich nach.
    Â»Dass
… du eine gute Wahl getroffen hast. Dass du … gut auf dich aufpasst.«
Er schluckte und kramte in seiner Tasche. »Hier, ich möchte dir etwa
schenken.« Nach einer Weile förderte er eine dünne Goldkette mit einem
kleinen, leuchtenden Steinanhänger zutage. »Diese Kette habe ich von
Deira. Als Erinnerung an unsere gemeinsame Zeit im Rigger-Netz. Nun ja
…« Nervös räusperte er sich – noch nie zuvor hatte Jael ihn so zappelig
erlebt. »Ich möchte sie dir als Andenken mitgeben. Als eine Art
Talisman. Ich hoffe, dass alles gut für dich läuft – da draußen.« Er
hielt ihr die Kette hin und sah sie mit großen, ernsten Augen an.
    Nach
kurzem Zögern streckte sie die Hand aus und schloss die Finger um die
kühle Goldkette mit dem Stein. Einen Moment lang hätte sie ihm beinahe
sein Verhalten im Traumlink verziehen, doch ihr Groll saß zu tief, und
ihre Angst vor dem, was auf sie zukam, war zu groß. Sie fand nicht die
Worte, um ihre Emotionen zu äußern, deshalb sagte sie nur: »Na schön.
Danke. Aber jetzt muss ich mich wirklich sputen.«
    Â»Gute Reise, Jael.«
    Sie
seufzte und nickte. Dann drehte sie sich um und setzte sich in Trab;
zum Schluss rannte sie den Hügel hinauf zu der Gemeinschaftsunterkunft
und ihrem Quartier.
    â–ˆ
    S IE STELLTE IHRE T ASCHE AUF DEN B ODEN und blickte zu dem Sternenschiff hinauf. Es handelte sich um einen
Gleiter von eher bescheidenen Ausmaßen, silbergrau und geformt wie eine
dicke, abgeplattete Träne. In der Mitte hing der Rumpf herunter wie der
Hängebauch bei einem Guppy; die Außenhülle war gespickt mit allen
möglichen Ausbuchtungen für Triebwerke, sowie Fluxfeld- und
Rigger-Netz-Projektoren. Der Name Cassandra stand in schwarzen
Lettern direkt über dem Wulst der Fluxfeld-Reaktoren, doch die Elemente
des Weltalls und der Atmosphäre hatten die Buchstaben beinahe
unkenntlich gemacht; das Gleiche galt für den ID-Zifferncode
mittschiffs.
    Das Schiff machte einen ziemlich robusten
Eindruck, doch nach Äußerlichkeiten konnte man nicht unbedingt gehen.
Aber an dem Dienstlogbuch ließ sich nichts aussetzen, und es war
penibler geführt als sie es von einem irregulären Skipper erwartet
hatte. Der Schiffseigner befand sich mit ihr als Captain an Bord, und
man durfte getrost davon ausgehen, dass er für eine ordentliche Wartung
sorgte. Vielleicht erwiesen sich ihre Bedenken, die Ausrüstung könnte
minderwertig sein, als unbegründet. Als sie sich dem Schiff genähert
hatte, war die Servicecrew des Raumhafens gerade weggefahren.

Weitere Kostenlose Bücher