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Im Hyperraum

Titel: Im Hyperraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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der
Rigger-Station stehend, streckte sie ihre verkrampften Gliedmaßen. Erst
jetzt merkte sie, dass sie hungrig war. Und erschöpft; eine bleierne
Müdigkeit lastete auf ihr. Sie wusste nicht, was sie sich mehr wünschte
– etwas zu essen oder ihr Bett. Seufzend verließ sie die tröstliche
Dunkelheit der Brücke und begab sich zu Mogurns Kabine. Sie drückte auf
den Schalter. Die Tür wurde transparent und sie trat hindurch.
    Mogurn
hockte da und schmauchte seine lange Pfeife. Seine Augen verrieten
nicht, was er dachte. Er stand auf und bedeutete ihr mit einer Geste,
Platz zu nehmen. Sie setzte sich auf die Bank, derweil die
Kristalltapete über ihrem Kopf funkelte, und wäre am liebsten in diese
Miniaturwelt aus Licht und Widerspiegelungen eingetaucht. Stirnrunzelnd
beäugte Mogurn das Ende der qualmenden Pfeife. Der Schwaden kräuselte
sich ihr entgegen und griff nach ihr wie eine Hand aus Rauch. »Warum
haben Sie mir nicht gehorcht?«, fragte Mogurn.
    Jael
fing an zu bibbern; sie war sich sicher, dass er ihr den Pallisp
vorenthalten würde. Vielleicht war es besser so, doch im Augenblick
fehlte ihr diese Einsicht. Sie dachte nur an die Erleichterung und die
Wärme, die ihr der Pallisp verschaffte. »Ich … wollte nicht ungehorsam
sein«, stotterte sie, während sie sich beschämt eingestand, dass dies
nur die halbe Wahrheit war. Gewiss, er hatte ihr nicht strikt
untersagt, diese Route zu fliegen, aber er hatte ihr seine Wünsche
ausdrücklich kundgetan, und sie hatte es regelrecht genossen, sie zu
missachten. Hatte sich klammheimlich ergötzt an seiner Angst vor den
Bergen – seiner, wie sie glaubte, Angst vor Drachen, welche
höchstwahrscheinlich gar nicht existierten.
    Mogurn kam
zu ihr und baute sich leicht taumelnd vor ihr auf, die Lichtquelle
hinter ihm abwechselnd aussperrend und exponierend. Nervös schielte
Jael zu ihm hoch. »Sagte ich nicht, ich würde die längere Route
bevorzugen, Jael? Traten vielleicht besondere Umstände ein, die Sie mir
verheimlichten, und die es erforderlich machten, den gefährlicheren
Kurs zu wählen?«
    Schwang etwa Furcht in seiner Stimme
mit? Nein. Er war der Kapitän. Jael biss sich auf die Lippe. »Auf der
längeren Strecke hatte ich … Probleme. Die Route durch die Berge
erschien mir … deutlicher. Und ich war nicht besorgt. Ich denke, na ja,
die Geschichten von den … Drachen … sind frei erfunden. Ich halte sie
nicht für real.«
    Â»Ach?« Mit seinen blutunterlaufenen Augen stierte Mogurn sie an. »Klären Sie mich auf, Jael – was ist für einen Rigger real? Können Sie mir das verraten? Ist das, was sich im Flux befindet, real –
oder das, was in der Phantasie eines Riggers wohnt?« Mit einem tiefen
Lungenzug inhalierte er den Qualm und atmete ihn beim Sprechen wieder
aus. »Im Grunde ist es unwichtig, Jael – beides könnte uns zum
Verhängnis werden.«
    Einen kurzen Moment lang hielt Jael seinem starren Blick stand, dann nickte sie stumm.
    Â»Auch
wenn die meisten Rigger Säufer und Idioten sind«, fügte er erbittert
hinzu, ȟber ihre Berichte sollte man sich nicht lustig machen, nicht
wahr?«
    Bei seinem Sarkasmus schoss ihr das Blut in die Wangen. »Natürlich nicht. Trotzdem handelt es sich nur um eine Legende!«
    Â»Ach, wirklich? Nur eine Legende? Wenn Rigger berichten, was sie gesehen und gefühlt haben, tun Sie das als ›Legende‹ ab?«
    Jael
zuckte die Achseln. Sie fragte sich, wie viele Rigger tatsächlich die
Sichtung von Drachen geschildert hatten. Bestimmt nur eine
verschwindend geringe Anzahl, dessen war sie sich sicher. Aber sie
hielt den Mund.
    Â»Was ist, befinden wir uns nahe genug
an unserem ursprünglichen Kurs, um wieder zu ihm zurückzukehren?« Er
pustete eine Qualmwolke aus, die an ihrem Gesicht vorbeischwebte, ehe
sie von der Ventilation verschluckt wurde. Jael öffnete den Mund um zu
bejahen, doch aus irgendeinem Grund blieb ihr die Antwort im Hals
stecken. Stattdessen schüttelte sie den Kopf. »Wir können die Berge
nicht mehr umfliegen?«, knurrte er. Wieder schüttelte sie den Kopf,
dieses Mal energischer. Mogurn glotzte sie an, sog heftig an seiner
Pfeife und blies mehrere dicke Rauchwolken aus. Dann wandte er sich
schweigend ab.
    Jael sah zu, wie er die Pfeife auf den
Lesetisch legte und mit dem Pallisp in der Hand zu ihr

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