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Im Hyperraum

Titel: Im Hyperraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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Albträumen erlöst zu werden. Manchmal
träumte sie, sie sei gestorben und nicht Mogurn. Mitunter tötete sie
nicht Mogurn, sondern ihren Vater. Und sie fragte sich, ob ihr Vater
vielleicht genauso verrückt gewesen war wie Mogurn. Sie erinnerte sich
daran, wie er vor ihr gestanden und wirres Zeug gefaselt hatte. »Du
musst gegen deine Dämonen angehen, Jael. Wenn du sie nicht mit Stumpf
und Stiel ausrottest, werden sie dich beherrschen«, brabbelte er seine
Ratschläge, die er selbst nie befolgt hatte. In das Logbuch des Schiffs
hatte sie eine präzise Schilderung von Mogurns Angriff und ihrer Art
der Selbstverteidigung eingetragen – teils für die Akten, teils in der
Hoffnung, ihr Trauma dadurch abzumildern. Ein wenig hatte es ihr
geholfen, aber nicht viel.
    Unentwegt beschäftigte sie
sich mit der Frage, wie hoch die Chancen stünden, dass jemand im
Raumhafen ihr die Geschichte mit den Drachen glaubte – oder sollte sie
sie lieber nicht erzählen? Einerseits fand sie, dass ihre Freundschaft
mit Highwing eine rein persönliche Angelegenheit war, die niemanden
etwas anging; und diese Begegnung enthielt so viele Dinge, die sie
selbst nicht verstand. Vermutlich würde sie es nicht leicht haben, die
Behörden davon zu überzeugen, dass sie bezüglich Mogurns Tod die
Wahrheit sagte. Sie fragte sich, ob es ihrer Glaubwürdigkeit dienen
mochte, wenn sie obendrein eine phantastisch klingende Story über
Drachen im Flux präsentierte.
    Sie musste einfach abwarten, was passierte. Der Planet Lexis befand sich mehrere Lichtstunden entfernt hinter der Sonne.
    Es
dauerte länger als einen Schiffstag, bis der Schlepper aufkreuzte; da
sie bis zu diesem Zeitpunkt nichts tun konnte außer Grübeln, befand sie
sich in einem Zustand beinahe völliger emotionaler Erschöpfung. Endlich
tauchte der Schlepper auf, ein engelsgleicher Bote, der golden in der
Nacht schimmerte. Er verankerte sich an ihr Schiff und sauste in
Richtung Lexis.
    Während des Flugs musste sie
administrative Fragen beantworten, da der Schleppservice und die
Landerechte nicht umsonst waren. Eine Zeit lang versuchte Jael,
Anfragen auszuweichen, wieso der Kapitän des Schiffs sich nicht
persönlich meldete. Sie war sich nicht sicher, ob ihr Wort etwas galt,
wenn der Schiffseigner nicht präsent war, um sie zu unterstützen; und
sie befürchtete schon, der Schlepper könnte sich einfach ausklinken und
sie am Rand des interstellaren Raums zurücklassen, falls der Skipper
argwöhnte, er würde für seine Leistung nicht bezahlt.
    Es
ließ sich nicht vermeiden, dass die Fragen von Lexis immer pointierter
wurden, und schließlich schickte sie eine Kom-Mail mit den relevanten
Passagen des Logbuchs. Vor Überraschung verhielt sich die
Raumfahrtbehörde ein Weilchen ziemlich still, bis der Schlepper sie in
einen Orbit um den hübschen, blauweißen, aber kalt aussehenden Planeten
lotste. Die Behörde trat erst wieder in Aktion, nachdem sie durch die
verwirbelte Atmosphäre getaucht und gelandet war, und der Schlepper
sich abgenabelt und auf den Weg zum nächsten Kunden gemacht hatte.
    An
der Luftschleuse wurde Jael von Polizeibeamten in Empfang genommen und
zum nahe gelegenen Administrationskomplex gefahren. Sie bekam ungefähr
eine Minute Zeit, um die Aussicht zu genießen – der Raumhafen lag auf
einem ausgedehnten, von wunderschönen, schneebedeckten Bergen umringten
Plateau – ehe man sie in die Polizeistation bugsierte, ein kleines Büro
in einer Ecke des Gebäudes.
    Ihr Gefühl von Irrealität
verschwand nicht; es änderte sich nur. Zahlreiche Beamte befragten sie,
gemeinsam und einander ablösend, sodass sie sich kaum die Namen merken
konnte. Mindestens einer von ihnen war ihrer Ansicht nach ein Empath.
Damit hatte sie nicht gerechnet. Stundenlang wurde sie verhört. Man
fragte sie, wie Mogurn ums Leben kam und wiederholte dieselben Fragen
immer und immer wieder. Und jedes Mal schilderte sie den Vorfall in all
seinen unerträglichen Details.
    Man wollte wissen, wie
Mogurn sie dazu getrieben hatte, dass sie sich gezwungen sah, ihn zu
töten. Ob sie ihn vielleicht provoziert hätte. Sie entgegnete, sie
hätte sich geweigert, dass er sie mit einem Sucht erzeugenden
Instrument traktierte. Die Leute insistierten und fragten, ob sie durch
irgendeine Handlung seinen Zorn erregt hätte. Nach kurzem Zögern
antwortete sie, Mogurn sei mit

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