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Im Hyperraum

Titel: Im Hyperraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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seinem Ohrläppchen und knirschte mit den Zähnen. Tja, sie konnten weiter draußen herumbummeln und sich den Arsch abfrieren oder hier einkehren und sich virtuell bis zum Stehkragen voll dröhnen. So oder so, morgen würde er sich beschissen fühlen; doch wenn er hier Halt machte, hätte er wenigstens für den Rest des Abend Spaß.
    LePiep reckte den Kopf und stubste ihn mit der Schnauze an. Sie liebte es, wenn er sich virtuell berauschte – die Empathiewellen mussten sie in eine Art Euphorie versetzen – aber sie begriff das Problem nicht. Sie konnten es sich nicht leisten, Geld zu verjubeln. Obwohl … seliges Vergessen wartete hier auf sie, käufliche Wonnen, die zudem nicht unerschwinglich waren. Verdammt noch mal! Er sollte lieber etwas Sinnvolles tun, aktiv werden. Jedoch … LePiep schaute ihn hoffnungsfroh an und schnurrte ihm ins Ohr. Vielleicht spürte sie sein Dilemma; wenn er glücklich war, war sie es auch. Und ganz offensichtlich wollte sie in das Lokal hinein. Er schwankte zwischen Bangen und Begehren, und dem Wunsch, der Ou-Ralot eine Freude zu bereiten, die ohne zu klagen die meisten seiner Kümmernisse teilte. Seufzend schloss er die Augen und schlug sie wieder auf. Er zitterte. »Okay, Peep – von mir aus.« Er betrat Stets Kaschemme. Drinnen ging er gleich durch bis zur Getränkebar, die eine zur Hälfte verspiegelte Glasscheibe vom Rest der Räumlichkeiten trennte. Er setzte sich LePiep auf die Schulter und wandte sich an den Barkeeper. Gäste drängten sich an ihm vorbei, einige mit Drinks, die in seltsamen Lichtbrechungen schillerten. »Ich möchte …«, setzte Panglor an, der eigentlich zuerst etwas trinken wollte, sich dann aber anders besann, »nur eine Kabine.«
    »Die ganze Nacht?«, erkundigte sich der Barkeeper, ohne aufzublicken.
    Panglor nickte und blinzelte mit den Augen. »Ja«, sagte er laut, als der Mann ihn fragend ansah.
    »Das macht dreizehn zwo.«
    Panglor fischte das Geld aus der Tasche. Er tätschelte LePiep und folgte dem Mann an mehreren durch Vorhänge abgeschirmten Alkoven vorbei zu einer freien Kabine. »Brauchen Sie Hilfe?«, wollte der Barkeeper wissen. Panglor schüttelte den Kopf und zog hinter sich den Vorhang zu.
    Er setzte sich LePiep auf den Schoß und angelte nach dem Headset. Die beiden Hälften stülpte er sich so über, dass sie seinen Kopf in Höhe der Schläfen umschlossen, dann drückte er auf den Testschalter. Eine Welle aus Behagen durchrieselte ihn. »Hooeep!«, flötete LePiep und presste ihr Köpfchen gegen seine Magengrube.
    Lächelnd stellte Panglor das Set auf einen vollen Programmkreislauf ein.
    Kleine elektrische Ströme zupften an den Rändern seines Bewusstseins, prickelten durch seine Arme und Beine, bahnten sich den Weg in seinen Körper und tänzelten erregend den Rücken hinauf. Die Augen fielen ihm zu, doch in seinem Kopf flackerten Lichter in sanften Pastelltönen. Er spürte ein Brennen, eine sexuelle Stimulation, die anschwoll und wieder abebbte … und dann nahmen die Zyklen Tempo auf, die Hitze wuchs. Akustische und taktile Empfindungen überschwemmten ihn, trugen ihn hinein in die Wonnen purer Phantasie … bis sein Bewusstsein sich ausschaltete und ihn dem künstlich induzierten Vergnügen überließ.
    █
    A LS DAS LETZTE K RIBBELN ABKLANG , blinzelte er und versuchte, den Blick zu fokussieren. Das Headset war kalt. Irgendwo in seinem Geist schwächte sich der Nachhall von ekstatischem Entzücken immer weiter ab, bis er schließlich gänzlich verstummte.
    Er versuchte, sich an die virtuellen Freuden zu erinnern, an die sexuelle Gier, die Befriedigung, an das ganze bizarre psychedelische Spektrum; doch er vermochte diese Gefühle genauso wenig zurückzuholen wie einen vergessenen Traum. Nichts von dem mental Erlebten war geblieben.
    LePiep rührte sich und brummelte vor sich hin, dann schüttelte sie jählings den Kopf. Sie war verwirrt; Panglor fühlte, wie ihr Wohlbehagen abflaute und von einem wieder erwachenden Bewusstsein verdrängt wurde. Natürlich übertrugen sich seine erkalteten Empfindungen auf sie. Es gab keinen Kater wie zum Beispiel nach einem Besäufnis, und in gewisser Weise bedauerte er das. Er hätte es vorgezogen, benommen und mit einem schmerzenden Brummschädel aufzuwachen, der ihn davon abgelenkt hätte, sich zu schämen; denn es war eine Schande, dass er sich dazu hatte hinreißen lassen, in diesem Loch zu versacken und Geld und Zeit zu verplempern.
    LePiep sah ihn an, und ihre Augen verwandelten sich in

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