Im Hyperraum
aufgestanden; er glaubte, sie sei verärgert und würde vielleicht weinen, doch er sah viel zu undeutlich, um tatsächlich etwas erkennen zu können. »Äh …«, begann er.
»Ja?«, entgegnete sie.
»Ich …«
»Wenn du gehen musst, dann musst du gehen.«
»Aber ich …« Das Blut rauschte nun so heftig in seinen Schläfen, dass er nichts mehr hörte außer dem Donnern von herabstürzenden Wassermassen, ein Wasserfall, der alle Gedanken ertränkte, die in diese reißende Strömung gerieten. Er dachte an den Weltraum, morgen würde er wieder durchs All fliegen, und an – das Dröhnen des Katarakts wurde lauter, und die Frau, die an sein Innerstes hätte rühren können, verschwand stromabwärts. Er musste weg von hier, nur fort von dem aufgewühlten, wilden Wasser!
Er rückte in die Nähe der Tür. Taleena nickte – ihre Frustration, ihre Menschlichkeit, versetzten ihm schmerzhafte Stiche mitten ins Herz. Du bist ein Phantom, du kannst mir nicht wehtun!
Vor der Tür zauderte er ein letztes Mal, wartete darauf, dass Taleena wieder die teilnahmslose Professionelle hervorkehrte; doch diesen Gefallen tat sie ihm nicht, weil sie es nicht wollte oder nicht konnte, und er ließ eine Frau zurück, nicht eine Hure. Schnellen Schrittes suchte er das Weite, in den Armen die bibbernde LePiep. Doch er hatte die verkehrte Tür gewählt. Er machte noch einmal kehrt und ging zurück; mit brennenden Wangen marschierte er an Taleena vorbei zum richtigen Ausgang.
Das Nest war leer. Er stürmte durch das Lokal und rannte hinaus in die Nacht.
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A M FOLGENDEN N ACHMITTAG STÜRZTE Nolaran planmäßig unter ihm in die Tiefe. Mit eigenen Augen konnte er den Vorgang nicht beobachten, denn ein zerschrammtes grünes Schott war alles, was er von seinem Sitz aus sah, dem schlechtesten Platz im ganzen Shuttle. Aber in seiner Phantasie vermochte er sich den Anblick lebhaft vorzustellen; und er war froh, dass er endlich aus diesem Höllenloch abdampfte. Das Shuttle schlingerte und bockte, und er und die übrigen Passagiere erlebten einen unverantwortlich holperigen Ritt durch die Atmosphäre von Veti IV. Er klammerte sich an die Armstützen und dachte daran, dass er bald wieder selbst fliegen würde. Das war okay. Kopfschmerzen bereitete ihm die Frage, was genau Grakoff-Garikoff mit ihm vorhatten.
Nach einem Verkehrsstau an den orbitalen Anlegeplätzen dockte das Shuttle mit Verspätung ein. Panglor begab sich in das Büro des Disponenten, wo man ihm die Papiere für einen Foreshorteningfrachter aushändigte. Der Kahn gehörte zur Driscoll-Klasse, ein todsicheres Zeichen, dass es sich um ein schrottreifes Relikt handelte. Laut Flugplan blieb ihm eine Stunde, um zu dem vor Anker liegenden Schiff zu gelangen und es abflugbereit zu machen – die knappe Zeit reichte nicht mal für die üblichen Tests vor dem Start. Das stank ihm gewaltig. Panglor Balef flog niemals ein Schiff in den Weltraum – geschweige denn durch das Foreshortening – ohne vorher sämtliche Systeme gründlich unter die Lupe genommen zu haben.
Schweinehunde! Er pfiff ihnen was; er würde den Flugplan ändern.
Er ging an die Komkonsole und tippte den Code für die Inbetriebnahme des Schiffs ein. Erst dann merkte er, dass in seiner Nähe ein Raumfahrer herumlungerte, allem Anschein nach jemand, der zur Station gehörte; der Typ starrte ihn böse an und machte klickende Geräusche mit den Daumennägeln. Kräftige, schwielige Hände. Ein Garikoff-Spitzel? Vermutlich.
Vielleicht änderte er den Flugplan besser doch nicht.
Er räusperte sich und ging die Registrierung des Schiffs durch. Laut Eintrag hatte dieses Schiff keinen Namen. Kurzerhand gab er ihm einen: The Fighting Cur.
Nachdem er die Konsole deaktiviert hatte, griff er nach LePieps Quarantänebox. Dann suchte er sich ein Taxi und flitzte los, um sein künftiges Schiff in Augenschein zu nehmen.
Kapitel 5
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D REZNELLES 3. D RITTER T AG , 03.45.
Mürrisch warf Panglor einen Blick auf die Uhr und schloss gleich wieder die Augen. Diese Konzerne mit ihrem Konkurrenzkampf bis aufs Messer interessierten ihn einen Dreck. Aber nach seiner Meinung hatte ihn keiner gefragt.
Der erschlossene Weltraum glich der Form nach einer Amöbe, siebzig Lichtjahre lang und fünfzig breit; dieses Gebilde war durchsetzt mit von Menschen besiedelten Sternsystemen, sowie Systemen, die noch der Erforschung harrten. Die Konzernmanager betrachteten das All als ein gigantisches dreidimensionales Spielbrett – und eben diese
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