Im Hyperraum
Manager beherrschten das Spiel und verfügten über die Spielsteine. An dieser Sicht der Dinge war eigentlich nichts auszusetzen – doch die Wettkämpfe uferten aus und wurden immer aggressiver.
Die interstellare Wirtschaft war eine seltsame Mischung aus couragiertem Unternehmertum, mit Eitelkeit gepaarter Intelligenz, Gaunerei, Betrügerei, Erpressung und Heimtücke. Obschon es Tausende von Welten gab, die nur darauf warteten, kolonisiert zu werden, tötete man sich gegenseitig wegen irgendwelcher Nichtigkeiten – unter dem Vorwand, friedlichen Handel zu treiben und gedeckt von der Foreshortening Handelskoalition. Sabotage und Manipulation bildeten lediglich einige Facetten dieses Spiels. Vielleicht verhärtete die Angst vor dem Foreshortening die Herzen der Manager; ganz eindeutig erhöhte sie jedoch den Einsatz.
03.58.
Foreshortening – darin steckte die Ironie. Das Foreshortening hatte den Menschen den Weg zu den Sternen geöffnet; es war nicht als Instrument für Schurkereien gedacht. Sich den Unwägbarkeiten eines Transits auszuliefern, war schon beängstigend genug, auch ohne die Möglichkeit, von anderen ausgetrickst zu werden. Foreshortening: Eine eingekapselte Raumverzerrung. Eine Ziehmasche im Gewebe der Zeit, ein Knick, eine dimensionale Spannung im Raum – ein zehntausendfacher Kollaps! Es bedurfte nicht viel, um eine Katastrophe auszulösen. Wenn die Ziehmasche zum falschen Zeitpunkt aufplatzte, der Knick sich begradigte, die Spannung nachließ, dann driftete man bis zum Ende seiner Tage ziellos durchs All; wer Glück hatte, blieb dabei in seinem eigenen Universum, der Pechvogel geriet in eine Art Limbo. Und trotzdem gab es Menschen, die Schiffe absichtlich in eine fehlerhafte Insertion abdrängten. War das der Sinn des Foreshortening?
04.12.
04.20.
Mit einem Ruck riss er sich in die Gegenwart zurück. 04.25. Er durfte nicht länger trödeln. Er musste aus der Orbitalstation auschecken und an Bord der Fighting Cur gehen. Beide Flugpläne, sowohl der gefälschte wie der echte, waren kalkuliert und eingeloggt, und die Cur sollte in vier Stunden ablegen, eine knappe Stunde später als die Deerfield.
Er hatte sich das Hirn zermartert, doch keinen Ausweg aus seinem Dilemma gefunden.
»Hooeep?«, zwitscherte LePiep und bettelte um Aufmerksamkeit. Als er sie ansah, schüttelte sie unmutig den Kopf.
Mit den Fingerknöcheln rieb Panglor ihren Hals. »Tut mir Leid, altes Mädchen.« Er hatte eher dumpf vor sich hin gebrütet, als sich aktiv Gedanken gemacht. »Mir ist keine Lösung für unser Problem eingefallen. Wenn wir beide die nächste Woche noch erleben wollen – wo immer wir uns dann befinden mögen – muss ich dieses Schiff wohl ins Limbo schubsen.« Er zögerte, dann zuckte er die Achseln. »Wir sind den Typen ja nichts schuldig. Sie haben für uns noch nichts getan.«
Er stand auf und packte seine Tasche. Er fand eine Waffel, die er an die Ou-Ralot verfütterte. Dann kratzte er ihr das Fell und schüttelte den Kopf.
Um 05.25 betraten sie wieder die Fighting Cur. LePiep hoppelte durch die Gegend und wühlte sich in das Tohuwabohu, das sie im Cockpit hinterlassen hatten. Panglor loggte das Flugprogramm von seinem Taschencomputer in die Schiffskonsole ein, dann schickte er sich an, das Schiff durchzuchecken. Die Techniker der Station hatten sich die Fighting Cur bereits vorgenommen und die unbedeutende Fracht, bestehend aus Metallwaren von Veti IV, gelöscht; doch für Panglor war dies ein Grund mehr, um alles gründlich zu inspizieren. Am liebsten übernahm er die Wartung eines Schiffs selbst. Aufmerksam spazierte er durch den Wohnbereich: Kabine, Küche, Luftschleuse, Bordwerkstatt, Lebenserhaltungssysteme, Maschinenraum. Misstrauisch schnüffelte er überall herum, entdeckte indessen nichts, was seinen Argwohn erregte.
Einer Eingebung folgend, durchkämmte er ein zweites Mal den Maschinenraum und prüfte die Anzeigen der Messgeräte. Bordenergie und Gravkontrolle waren im grünen Bereich, aber – natürlich – irgendein dämlicher Monteur hatte es versäumt, den Adapter für den Neutrinoflux anzubringen. Fluchend korrigierte er den Fehler. Jetzt, wo G-G die Haupttriebwerke mit zusätzlichen Hochleistungsschaltkreisen bestückt hatten, war eine Feinabstimmung umso wichtiger. Er hatte keine Lust, sich eigenhändig ins Jenseits zu befördern. Es dauerte zwei Stunden, bis er den Job erledigt hatte. Den restlichen Check musste er im Eiltempo durchziehen, dann schloss er die Luken und
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