Im Informationszeitalter
bei Untersuchungen von Klimaveränderungen. Die Militärforscher brauchen Computer, um immer präzisere Modelle von Kernexplosionen oder dreidimensionale Modelle der Verschleißprozesse bei den Sprengköpfen zu schaffen. Sie brauchen sie vor allem auch, um die Explosivstoffe herzustellen, die die Ummantelung der kugelförmigen Nuklearsprengköpfe bilden. Das US-amerikanische Energieministerium ist davon überzeugt, dass es durch die Hilfe der Computer möglich ist, die Kernwaffenbestände beizubehalten, ohne die Bomben einem praktischen Test zu unterziehen.
Unterdessen ist es in den Vereinigten Staaten zu einer Krisensituation im informationstechnologischen Bereich gekommen. In einem kürzlich veröffentlichten Bericht erklärt das General Accounting Office, dass Amerika unter einem neuen Defizit an Informatikfachleuten leidet. Die Information Technology Association of America, eine Gruppe, die elftausend Arbeitgeber vertritt, verbreitete die alarmierende Botschaft, es fehle an Informatikspezialisten. Die Nachfrage nach solchen Spezialisten ist in den Vereinigten Staaten außerordentlich groß. Man muss auch sagen, dass die für Militärkreise natürliche Neigung zur Datengeheimhaltung zu zusätzlichen Schwierigkeiten führt.
Das Fehlen der Spezialisten oder eine ungenügende Kompetenz der Fachleute stellt ein ernsthaftes Problem für die Bemühungen dar, den Mangel an Arbeitskräften in Anbetracht dessen zu beseitigen, dass jährlich für die Dauer von sechs Jahren fünfundsechzigtausend nichtamerikanische
Arbeitnehmer in die USA kommen. Die
Wirtschaftsbosse und Kenner der gesamten Problematik behaupten, dass Tausende von importierten Arbeitskräften erforderlich sein werden, um den großen Unternehmen im globalen Wettbewerb zu ermöglichen, ihre Führung beizubehalten.
Die Kritiker, vor allem die Gewerkschaften sowie einige Vertreter der Regierungsbehörden, behaupten hingegen, dass solche Forderungen übertrieben seien Diesseits des großen Teichs nennen wir diese amerikanischen Bemühungen “Braindrain”. Vor allem geht es um die Einstellung von Programmierern, weil leider bis heute Programme, insbesondere die Spitzenprogramme, Produkte der Arbeit des menschlichen Geistes sind. Selbstverständlich spielt auch die kritische Annahme eine Rolle, dass den potenziellen Befürwortern der verstärkten Immigration von Spezialisten viel an deren Überangebot liegt, weil die Löhne dort, wo es viele Spezialisten gibt, auf verhältnismäßig niedrigem Niveau gehalten werden können. Nach den Studien, die sich auf den Zeitraum von 1994 bis 2005 beziehen, werden die Vereinigten Staaten über eine Million Programmierer,
Systemanalytiker und Ingenieurwissenschaftler brauchen. Die Kritiker antworten wiederum, dass diese Zahlen nicht viel sagen und nichts beweisen, weil lediglich ein Viertel der auf dem Gebiet der Informatik- und Computerwissenschaften tätigen Personen über akademische Grade in diesen
Disziplinen verfüge.
Die USA stellen zweifellos die
informationstechnologische Weltspitze dar, sie fühlen sich jedoch in ihren Bemühungen etwas allein
gelassen, weil sich die Informatisierung der
europäischen Gesellschaft nach Einschätzung ihrer Spezialisten auf einem viel niedrigerem Niveau
befindet. Die Visionen, welche ihnen die
amerikanischen informationstechnologischen
Prognostiker vor Augen führen, erreichen langsam den merkwürdigen Zustand, den ich in meinem Buch “Lokaltermin” dargestellt habe, nämlich den Zustand einer Gesellschaft, die durch eine selbständige totale Informationstechnologie so beherrscht wird, dass aus einzelnen Teilen der allgegenwärtigen Systeminformatik eine Ethosphäre entsteht, die eine programmierte und instruierte Lebensumwelt bildet, die sich um das Wohlergehen des Einzelnen und eine kollisionsfreie Koexistenz aller zusammen kümmert.
Zwar ging es mir bei diesem fantastischen Roman, der sich auf einer außerirdischen Welt abspielt, hauptsächlich um die Gewährleistung der persönlichen Unantastbarkeit sowie um eine kollisionsfreie Koexistenz, den praktischen Amerikanern dagegen geht es um eine allgegenwärtige automatische Dienstleistungsbereitschaft, die weder das Vorkommen zwischenmenschlicher Kollisionen noch den internationalen Wettbewerb ausschließt. So oder so scheint es, dass die Menschheit im 21. Jahrhundert eine informationstechnologische Gesellschaft
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