Im Keller
bitte mit?“
„Du willst allein gehen?“ , fragte Claudia fürsorglich.
„Ja, natürlich!“ Arthur schenkte ihr einen überrascht-empörten Blick.
Na, da kam ja wieder der Mann durch: erst rumjammern und dann in der Öffentlichkeit den Helden spielen! Claudia setzte sich hin und fragte sich, wie sie sich bloß eine so attraktive Zahnärztin hatte empfehlen lassen können! Wenn Arthur da mal nicht schwach wurde!
Die beiden verließen das Wartezimmer, wobei Claudia den üppig geflochtenen Zopf auf Dr. Frostenwalds Rücken bemerkte: die zwei passten ja sogar von der Frisur her zueinander! Das verdarb ihr ein wenig die Laune. Sie nahm sich eine Illustrierte vom Tisch und blätterte lus tlos darin herum.
*
Auf dem kurzen Weg ins Behandlungszimmer schwirrten Arthur Gedanken und Gefühle durchs Hirn, die er gar nicht kontrollieren konnte: Abschlussprüfung. Luftnot. Beschleunigter Puls. Unterschwellige Panik. Das Bedürfnis wegzulaufen. Feigling, denk an Claudia. Der Gang zum Schafott. Herzinfarkt.
Sein Bauch tat weh, und ein schwindelerregendes Unwirklichkeitsgefühl umhüllte seinen Verstand, und plötzlich saß er auf dem Stuhl, die Zahnärztin stand neben ihm.
„So, Herr Schüller, und jetzt atmen Sie ein paar Mal ruhig und tief ein ... ja, so ist gut ... geben Sie mir mal Ihre Hand, drücken Sie zu ... gut, schön weiteratmen, und sehen Sie mich an.“
Arthur schaute ihr in die himmelblauen Augen mit den kräftig getuschten Wimpern, atm ete tief ein und aus, und kam sich auf einmal vor wie ein Siebenjähriger, der zum ersten Mal auf einem Zahnarztstuhl sitzt. Er wollte das nicht, verdammt noch mal! Aber das Gefühl ging nicht weg!
„Na, Sie sind ja ganz schön aufgeregt.“ Die Frau lächelte mitfühlend und setzte sich auf ihren Stuhl. „Wenn Sie wollen, gebe ich Ihnen was zur Beruhigung. “
Ich will hier raus! dachte Arthur und fand, dass sein Herz gefährlich schnell und holprig schlug. „Nein, nein, geht schon.“ Er lächelte gequält und wartete auf die schrecklichen Worte: und jetzt schön weit den Mund aufmachen!
Stattdessen begann die Ärztin beruhigend auf ihn einzureden, versicherte ihm, dass das Nachgucken überhaupt nicht schmerzhaft sei, und redete von Vollnarkose, von neuartigen Sedierungsmethoden, von Hypnose.
Sein Herz schlug tatsächlich allmählich langsamer, er hörte aufmerksam zu, stellte Fragen und hielt immer noch die Hand der Ärztin fest. Kind an der Hand der Mu tter.
Völlig unerwartet ließ sie ihn los, griff nach einem Spiegelchen mit Stiel, deutete auf seinen Mund und meinte: „Darf ich mal?“
Geradezu reflexhaft riss er den Mund auf, während seine Hände genauso reflexhaft die Kanten des Stuhls umklammerten.
Routiniert schaute sich Dr. Käferwald (Nein, Frosta? Käferfrost?) in seinem Mundraum um, ohne gegen die Zähne zu klopfen, furchte die Stirn und behauptete anschließend dennoch l ächelnd: „Na ja, da hab ich aber schon Schlimmeres gesehen.“
*
Geschlagene 25 Minuten später hörte Claudia die Frostenwald und Kommissar Arthur aus dem Sprechzimmer kommen. Vor allem Frau Doktor war zu hören, wie sie gut gelaunt und geradezu heiter mit ihm ein paar Termine durchging und sich schließlich äußerst liebenswürdig von ihm verabschiedete. Arthur hingegen schien fast völlig verstummt zu sein.
Auch für Claudia hatte er nicht viele Worte übrig. Sie war aufgestanden und zur Wartezi mmertür geeilt, und als er sie sah, lächelte er nicht einmal, sondern murmelte: „Ist anscheinend weniger schlimm, als ich dachte. Einer muss raus, zwei Kronen, ein paar neue Füllungen. Alles nicht so wild. Jetzt muss ich aber dringend ins Büro.“
Kurz bevor er zur Praxistür hinaus war, drehte er sich noch einmal um. „Danke, dass du mi tgekommen bist. Ich melde mich heut Abend.“
Und dafür hatte sie sich extra zwei Stunden frei genommen?! War er also doch sauer auf sie?! Weil sie ihn zu etwas `gezwungen´ hatte, das er eigentlich gar nicht tun wollte?! Darüber musste sie aber noch ein Wörtchen mit ihm reden!
*
Arthur saß im
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