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Im Kettenhemd (German Edition)

Im Kettenhemd (German Edition)

Titel: Im Kettenhemd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Reitze
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verblödet«, entfuhr es dem Manne in seinem gerechten Zorn. Jörg hatte kurz darauf die Fassung wieder gewonnen und konnte sich erklären. »Verzeiht, Herr!«, stammelte der Marburger. »Ich …«
»Schon gut, mein Lieber, das nenne ich mal eine Wache«, fand Jörg anerkennende Worte. Verärgert über seine eigene Dummheit, gelangte er wenig später zum Zelt.
Cedric wartete noch mit einigen Bissen vom Wildschwein auf ihn, aber der Appetit war ihm für diesen Tag vergangen, und so warf er sich aufs Lager, wo er kurz darauf lautstark in Morpheus’ Armen schwelgte.
Am Morgen des folgenden Tages wurden die Kämpfer der Français von ungewöhnlichen Geräuschen geweckt. Die schweren Räder der Katapulte zogen ihre unverkennbare Spur in den Boden der Hochebene vor der Burgstadt, wo die Mannen des Lutz von Lüttich die besten Positionen für den Beschuss der Feste ausgewählt hatten. Die neuen Mörserkanonen aber wollten sie zum Aufbrechen der Vorwerkstore einsetzen, um den Sturm für die Truppen vorzubereiten. Die normannischen Verteidiger sollten dann kaum noch Gelegenheit zu einer geordneten Abwehr haben.
Würde ein Schuss aus diesen Höllenschlunden wirklich die Tore des Chateaus zertrümmern?

13. Kapitel
Der Angriff

    Hinter den Mauern hatten sich die Engländer mittlerweile recht gut auf den bevorstehenden Sturm auf die Feste vorbereitet. Auf Befehl Lords Eschbys waren vielseitige Vorbereitungen zur Verteidigung getroffen worden.
Die Tore hatte er zusätzlich mit Stämmen verstärken lassen, und die Weiber der verheirateten Soldaten mussten Wasser in die neu aufgestellten Bottiche füllen.
Eschby machte den Kämpfern von König Edward die absurde Versprechungen, dass sie diese letzte Bastion auf dem Kontinent halten könnten.
Die Wachabteilung der Burg hielt ständig Ausschau nach feindlichen Aktivitäten und sollte nahende Gefahr durch Signale aus ihren Hörnern melden. Gegen Morgen stieg die Ablösung der Nachtwache die schmalen Treppen zum Wehrgang hinauf, wo sie schon von ihren völlig übermüdeten Kameraden erwartet wurde. Die Anstrengung des ständigen Spähens in die Nacht stand den Männern ins Gesicht geschrieben. Nach dieser kühlen und feuchten Nacht erblickten sie plötzlich am Himmel drei sich rasch nähernde Feuerbälle. Es war der Morgen des dritten Tages nach der Ankunft des französischen Heeres.
    Des Nachts hatten die Marburger unbemerkt hinter großen Holzwänden die Katapulte mit ihrer gefährlichen Fracht beladen. Der Transport der Krüge war ihnen, ohne einen Zwischenfall und unbemerkt vom Feind gelungen.
Gleichzeitig hatten die Artilleristen ihre Mörserkanonen in Schussposition vor die ersten Tore der Burgstadt gebracht.
Die Sturmrotten, gefolgt vom Ritterheer unter ihrem Anführer Junker zu Trappenberg, hielten sich beriet, um zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein.
Ritter von Bingen führte auch diesmal die Männer mit den Sturmleitern und beobachtete gespannt den Himmel. Die Feuerfracht der Katapulte sollte das Signal zum Angriff sein. Zu seinen vordersten Sturmtruppen gehörten auch diesmal die unerschrockenen »Piraten«. Diese Mannen waren die härtesten Angreifer, die unter französischer Fahne vorrückten und die den Feind schnell überrennen konnten.
    Der Besatzung des großen Hauptturmes blieb beim Anblick der riesigen Feuerbälle der Mund offen stehen. Ein Hornist riss eben noch den Arm zum Signal hoch, als der Ton auch schon von den wuchtigen Einschlägen des griechischen Feuers erstickt wurde.
Der Feind hatte die Ziele für die ersten Einschläge gut gewählt. Die klebrig brennende Masse setzte sogar Steinmauern in Brand und machte es den Verteidigern fast unmöglich, dort vorbeizulaufen. Die ungeheure Hitze und die Schreie der in Brand geratenen Menschen versetzten die meisten Verteidiger in Schrecken. Nun hatten sie eine Vorahnung von dem, was sie noch erwarteten würde.
Das Kornhaus lag unweit des Kerkertrakts und wurde von etwa fünfzig Bewaffneten geschützt. Die Männer waren froh, nicht im unmittelbaren Kampfbereich zu stehen, und versuchten sich durch derbe Scherze aufzumuntern.
»He Button, säuft deine Mutter immer noch so viel Gin?«, rief einer der Kerle seinem Kameraden zu. »Ja sicher, aber längst nicht so viel wie deine Alte!«, gab der zurück. So wäre es wohl noch eine Weile weitergegangen, wenn nicht ein furchtbares Fauchen die Plauderstunde unterbrochen hätte.
Die Männer konnten gerade noch den Kopf heben, als ein riesiger brennender Ball ins Dach des

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