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Im Kettenhemd (German Edition)

Im Kettenhemd (German Edition)

Titel: Im Kettenhemd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Reitze
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war Sieki mit seiner Habe verschwunden.
»Das war knapp, mein Lieber«, sagte Dietrich, der alles durch den Türspalt beobachtet hatte. Er mahnte zur Besonnenheit: »Wir können uns hier keine Fehler leisten, denn das wären dann sicher die letzten in diesem Leben.«
Als sich die Mannen um Dietrich dann mit dem englischen Zeug gewandet hatten, löste dieser Aufzug allgemeines Gelächter unter ihnen aus.
»Die rechte Zeit, um draußen einzugreifen, scheint noch nicht gekommen zu sein«, meinte Karl. Er schaute durch den Türspalt und sah viele englische Waffenknechte umherlaufen.
»Wir werden warten, bis unsere zum Sturm ansetzen und dann versuchen, der Besatzung des Haupttores ein Schnippchen zu schlagen, indem wir den Unsrigen das Tor öffnen«, gab Dietrich zur Antwort.

15. Kapitel
Das Haupttor

    Die Pfeile der Verteidiger hatten die Sturmrotten während der Einnahme des zweiten und dritten Vorwerks doch schon stark dezimiert. Ihre Toten und Verwundeten säumten den Zugangsweg und mussten außer Reichweite der englischen Langbogenschützen gebracht werden. Ihnen fehlte ihr Anführer Karl, der mit seiner Kampferfahrung aus drei Kriegen so manchen vor dem Tode bewahrt hätte.
»Herr zu Trappenberg«, rief der Chevalier de Petijon dem Junker zu, »lasst, mit Verlaub, nun auch die Ritterschaft an der Erstürmung des Haupttores teilnehmen! Wir können auch abgesessen dem Feind gut zusetzen.«
Der Junker nickte sinnend, drehte sich dann im Sattel den Männern in Eisen zu und rief, indem er in den Steigbügeln stand: »Ihr werdet gleich Gelegenheit haben, euren Mut in die Waagschale zu werfen, denn das Haupttor wird ein harter Brocken. Zuvor sollten wir jedoch wieder die Kanonen sprechen lassen, um einige Löcher in den Verhau zu schießen.«
Cedric preschte heran und überbrachte den Befehl zum Beschuss der Verschanzung an Lutz von Lüttich, der sich gerade einen Becher Wein gönnte. Fast hätte es sich verschluckt, denn der junge Knappe brüllte ihm wegen des allgemeinen Kampflärms übergebühr laut in die Ohren.
»Kerl, du wirst mich noch zu Tode erschrecken, bevor mich der Feind umbringt«, fuhr er herum und blickte den Jungen mit zusammengezogenen Augenbrauen finster an.
»Verzeiht Herr, nichts liegt mir ferner, als Euch ein Leid zufügen zu wollen«, beeilte sich Cedric zu erwidern. Ein kleines, kaum wahrnehmbares Zucken um seine Mundwinkel hätte ihn dabei noch fast verraten.
Der Lütticher war von stattlicher Figur und sein armes Pferd hatte mit ihm sicher seine liebe Not. Eigens für seinen Bedarf führte man ein Packpferd mit Speisen und Wein mit sich. Seine Männer achteten gut darauf, denn war nicht genügend für sein leibliches Wohl vorhanden, konnte der Gute ziemlich gemein zu seinen Leuten werden.
Das Haupttor war eine harte Nuss, die sich den Français gestaffelt entgegenstellte: Zuvorderst befand sich ein eisernes Fallreep. Hatte man dieses überwunden, gelangte man über eine Zugbrücke an das letzte, eicherne und mit Eisen beschlagene Innentor. Das größte Problem stellte die Zugbrücke dar. Im Torbogen befanden sich hoch oben Pechnasen, aus denen die Verteidiger den ganzen »Segen« der Pechkocher hinab gießen konnten.
»Ladet die Mörser!«, dröhnte die Stimme des Geschützführers an die Marburger.
Hans von Sagan hatte den Befehl des Lüttichers schnell in die Tat umgesetzt. Wieder wurden hinter den Holzschilden die Mörser in Position gebracht.
»Bringt Wasser und kippt es auf die Schilde!«, befahl von Sagan. Die Brandpfeile der Engländer sollten so an Wirkung verlieren und die Männer besser geschützt sein.
Die Marburger hatten bis jetzt ihre Sache mehr als gut gemacht, und selbst von Lüttich war voll des Lobes. Zwei Tote und sieben Verwundete hatten diese tapferen Kerle bis zu diesem Zeitpunkt zu beklagen. Ihr bester Kanonier war gleich am ersten Tor durch einen Treffer eines englischen Pfeils mitten durch den Hals getroffen worden. Der arme Kerl hatte noch bis zum nächsten Morgen mit dem Tode gerungen, sich dann aber doch dem Sensenmann geschlagen geben müssen.
Als das Zeichen kam, klappten die Schilde hoch und der Feind blickte in die riesigen Mündungen der beiden Mörser. Ein Schwall Pfeile war die sofortige Antwort der Engländer. Die schossen nun mit allem, was sie hatten, und ihre Katapulte ließen Steinbrocken auf die Français niederregnen.
»Attention, Messieurs, Schuss!«, kam mit fester Stimme das Kommando. Im selben Augenblick donnerten beide Rohre gleichzeitig. Ein

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