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Im Kettenhemd (German Edition)

Im Kettenhemd (German Edition)

Titel: Im Kettenhemd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Reitze
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die »hässliche Alte« vor ihm stand, erkannte er seinen Irrtum. Leider zu spät für ihn, denn Siekis Stoßdolch drang tief in seine Niere ein. Kein Laut kam mehr über seine Lippen, und der leuchtend helle Himmel entfernte sich schnell aus seinem Bewusstsein.
Dietrich zeigte auf die Treppe, die zu beiden Seiten in das Torhaus führte. Von der Burgseite hatten sie etwa zwanzig Mann gezählt, die auf den Zinnen standen.
»Es müssen noch einige Verwundete in den unteren Wehrgängen vermutet werden, sodass wir sicher mit vierzig von den Kerlen rechnen können. Die Wehrfähigen müssen wir alle töten, sonst könnte unser Plan scheitern. Also los«, sprach Dietrich und zog sein Schwert. Die Überraschung sollte ihnen einen gewaltigen Vorteil bringen.
Karl nahm mit fünf Mann die linke Seite und war schnell hinter der kleinen Pforte verschwunden.
Dietrich stieg mit den verbliebenen Männern auf der anderen Seite die schmale Wendeltreppe hinauf. Sie wollten ins Kettenhaus gelangen, um die Zugbrücke zu bedienen.
Als Karl mit seinen Kämpfern auf dem oberen Wehrgang auftauchte, standen da gleich sechs Engländer, die in unmittelbarer Nähe die Öffnungen der Zinne besetzten. Sie nahmen kaum Notiz von ihnen, sondern dachten, wenn überhaupt, sicher an Verstärkung.
Gleich neben der Treppe war ein Halbturm. Fünf Bogenschützen nahmen aus dem von hinten offenen Eckturm, die angreifenden Français unter Beschuss. Weiter vorn, auf einem Plateau, stand ein Katapult mit fünf Mann Bedienung. Die waren zu beschäftigt, um auf ihre Umgebung zu achten. Einige Steine waren aus der Mauer gebrochen und lagen im Weg. Die meisten hatten sie wohl schon als Geschosse verwendet, denn gerade hievten sie wieder so ein Riesending auf die Katapultpfanne. Gegenüber der Treppe, wo ebenfalls noch weitere Eisenhüte mit der Verteidigung beschäftigt waren, spiegelte sich die Situation fast. Karl blickte zu dem anderen Eckturm hinüber, wo eigentlich Dietrich gleich mit den Anderen auftauchen müsste.
Das Erscheinen der kleinen Truppe hatte, dank gelungener Verkleidung, keinen Verdacht bei der Besatzung der Torburg erweckt. Jetzt war es so weit.
Karl ging festen Schrittes hinter den Engländern vorbei, und seine Leute taten es ihm gleich. Jeder wusste, was er zu tun hatte, und doch hämmerte ihnen das Blut in den Schläfen. Wenn ihre Absicht zu früh erkannt würde, hätten sie gegen diese Übermacht schlechte Karten. Die Bogenschützen mussten zuerst ausgeschaltet werden, denn von denen ging die größte Gefahr aus.
Karl hatte etwa die Mitte der Zinne erreicht, als er seinen Dolch mit dem schönen Elfenbeingriff langsam aus der Scheide zog. Just in diesem Moment donnerten die französischen Mörser ein drittes Mal. Auf Seiten der Français ahnte niemand etwas von dem Unternehmen der ehemaligen Gefangenen, und so wurde der Beschuss munter fortgesetzt. Ein Treffer nahe dem rechten Eckturm hatte eine anständige Schuttlawine zur Folge. Die Bogenschützen auf dieser Seite waren die Leidtragenden. Gleich vier Mann waren von umherfliegenden Steinbrocken getroffen und schwer verwundet worden. Guter Schuss, kam es Karl noch in den Sinn, bevor er den nächststehenden Engländer mit einem Stich seines Dolches ins Jenseits beförderte.
Seine Männer hatten sogleich die Bogenschützen diesseits der Mauer erledigt und waren ebenso schnell bei den anderen. Sie schoben die zu Tode getroffenen zurück in die Öffnungen der Zinnen, sodass es aussah, als stünden sie noch immer auf Posten.
Die Tarnung funktionierte perfekt, und die Truppe um Karl erweckte einen geschäftigen Eindruck beim Rest der normannischen Krieger.
Dietrich hatte schnell das Torhaus erreicht und dort nur zwei Mann vorgefunden. Als sie fragten: »Are you guys of replacement?«, waren das die letzten Worte dieser armen Seelen. Ein Gefangener, der sich ihnen angeschlossen hatte, war mehrere Jahre im Chateau eingekerkert gewesen. Als Tempelritter war er des Verrats angeklagt und hatte sein Leben nur mit Gold retten können. Dietrichs Befreiungsaktion war für ihn auch die Gelegenheit, Rache an seinen Peinigern zu nehmen. Er schnitt den englischen Torwächtern so schnell die Kehlen durch, dass nur ihre entsetzten Augen noch ein wenig Mitgefühl in ihm hervorriefen. Den Verrat, der an den Kampfmönchen der Templer aus politischen Gründen verübt worden war, vermochte ein Mann allein zwar nicht zu rächen, aber dieser tat sein Bestes.
Zwei Mann blieben in dem kleinen Raum. Man konnte durch die

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