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Im Kettenhemd (German Edition)

Im Kettenhemd (German Edition)

Titel: Im Kettenhemd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Reitze
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ein kratzendes Geräusch hörten und die Türriegel beiseite gezogen waren, tat der kräftige Tritt einer der Leibwachen sein Übriges. Die Männer stürmten hinein und überrannten dabei glatt zwei Kerkerschergen. Schnell war die kleine Pforte wieder verriegelt, als die Schergen auch schon vor des Templers Schwertspitze standen. Noch geblendet von der hellen Sonne draußen, konnten die Männer im diffusen Kerkerlicht nur Umrisse erkennen.
»Ihr seid keine Engländer!«, rief eine dieser »Kerkerratten«.
»Du merkst aber auch alles. Die Schlüssel, schnell! Und hier hinein! Wie viele von euch sind noch hier?«, wollte Dietrich wissen.
»Nur wir beide und der Kerkermeister, Herr.«
Rasch waren die erschrocken blickenden Schergen in eine der Zellen verfrachtet. Dietrich ließ die Kerle wegschließen, denn vielleicht könnten sie noch nützlich sein. Krachend flog die Zellentür ins Schloss. Die Männer um Dietrich hatten nun vorerst nichts mehr zu befürchten. Hier kam so schnell niemand herein.
»Ihr bleibt hier vorn am Tor und haltet uns den Rücken frei!«, befahl Dietrich zwei Männern der Leibwache.
Karl lief mit dem Rest der Leibwache durch den langen Gang bis hin zur Treppe. Die wenigen Fackeln beleuchteten immer nur einige Stellen des Ganges und erzeugten ein fast gespenstisches Szenario. Sie versuchten so leise wie möglich zu laufen, denn es wäre ja möglich, dass die Schergen gelogen hatten und sie hier schon erwartet wurden. Schnell waren sie im nächsten Untergeschoss und standen unvermittelt vor dem kleinen Tisch des Kerkermeisters. Der Kerl saß am Tisch, besser: der Tisch verhinderte, dass er von seinem Stuhl rutschte. Es was Mittag vorbei, und der hatte die vor ihm stehende Kanne Wein schon zur Hälfte geleert. Mit seinem Appetit auf etwas Deftiges schien es nicht weit her zu sein, denn Hühnchen und Brot waren noch unberührt. Diese Speisen kamen den ausgehungerten Männern gerade recht, und so fielen sie auch ohne langes Federlesen sogleich über alles Essbare her. Nachdem sie ihren Hunger leidlich gestillt hatten, zog Karl den Tisch etwas nach vorn und rüttelte den Burschen gehörig durch: »Na, sind Euer Gnaden wieder wach? Du erkennst mich doch wieder, oder?«
»Jaja, natürlich my Lord. Seid Ihr nicht eben erst nach draußen verschwunden?«
»Eben erst – ist gut«, brummte Karl. »Der Wein hat wohl dein Zeitgefühl völlig ausgelöscht? Inzwischen haben wir den Krieg gewonnen, du Schlafmütze!«
»Dann bin ich wohl jetzt euer Gefangener?«, schaute der Mann erschrocken aus seinen trüben Augen. Karl winkte ab und sagte nur: »Wer will dich schon gefangennehmen? Ein Besuch in deiner Schatzkammer würde uns reichen. Da wären noch einige Dinge, die mich interessieren könnten.«
Der Scherge reichte ihnen wortlos den Schlüssel. Karl trieb den armen Teufel vor sich her, um keine bösen Überraschungen zu erleben.
Inzwischen suchte Dietrich mit dem Templer die Zellen nach der Frau ab. So sehr sie aber auch suchten und in jede Ecke schauten, auf der Etage war sie jedenfalls nicht mehr. Den restlichen Gefangenen versprachen sie die baldige Freiheit, wollten aber erst ihre Suche fortsetzen. Ihre Augen hatten sich nun vollends an das Halbdunkel der Zellengänge gewöhnt und so hasteten sie von Tür zu Tür.
»Ich werde den Kerkermeister befragen. Wenn er ihr etwas angetan hat, ist das seine letzte Stunde!«
Sie stiegen nun ebenfalls die steile Treppe hinab, die Karl mit den Männern zuvor gegangen war. Dort unten lag die Zelle, in der sie so viele Tage hatten aushalten müssen, und Dietrich beschlich ein beklemmendes Gefühl.
»Den Geräuschen nach sind sie dort hinten«, sagte Armand fast im Flüsterton. Die Umgebung war irgendwie unheimlich, könnten sich doch hier irgendwo englische Soldaten versteckt halten. Wenn dem so wäre, dann würde es einem Kampf auf Leben und Tod geben. Armand sicherte den Gang nach hinten ab und so erreichten sie schließlich die Zelle, in die sich Karl vom Kerkermeister hatte bringen lassen. Ein Mann der Leibwache stand mit gezogenem Schwert vor der Tür und hielt die Augen offen.
»Alles ruhig, Herr Baron«, sprach er, als er die Männer kommen sah.
»Ist der Kerkermeister hier drinnen?«, fragte Dietrich grimmig.
Noch ehe er eine Antwort bekam, stand der Kerkermeister vor seiner Schwertspitze.
»Was hast du elender Hund mit der Frau aus Zelle zwölf gemacht?«
Das Schwert und die Angst um sein Leben machten es dem Kerkermeister unmöglich, auch nur einen Ton

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