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Im Kinderzimmer

Im Kinderzimmer

Titel: Im Kinderzimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances Fyfield
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denn Katherine Strychnin in den Garten oder was! Verflucht noch mal. Kann sie natürlich kaum zur Rede stellen, schließlich schleicht die Katze auch noch durch diverse andere Gärten. Der Sexualtrieb, haha!, schön wär’s, aber bei der Hitze? Kann mich gar nicht entsinnen, wann Sebastian und ich das letztemal… Habe ihn, glaube ich, weggestoßen.
    Himmel, wie ich den Sommer hasse! Der Sommer ist reine Klau-strophobie, nur innere Unruhe, Langeweile und der sehnsüchtige Wunsch, anderswo zu sein. Kann mir nicht helfen. Das Ereignis des heutigen Tages war die Einladung zu David Allendales Geburtstag, die unter der Tür durchgeschoben wurde. In ein paar Wochen erst, das hebt die Stimmung nicht gerade. Überhaupt: diese gebündelte Perfektion nebenan, er knabenhaft jung mit seinen Vierzig.
    Aber der Gedanke an den netten David läßt mich unwillkürlich lä-
    cheln. Seit geraumer Zeit der einzige Lichtblick. Als ich ihm heute auf der Straße begegnet bin, dachte ich mir, nicht verkehrt, wenn du ihm zu verstehen gibst, wie sehr er dir gefällt. Aber natürlich habe ich das Ganze falsch angepackt; ich bin eben kein Stück subtil, be-herrsche die Kunst des Small talk nun mal nicht. Sebastian sagt, an mir sei ein Kerl verlorengegangen. Flirten konnte ich jedenfalls noch 120
    nie. Ich also: »Wie geht’s, wie steht’s? Ist das nicht eine Affenhitze?
    Schönen Dank für die Einladung. So, so, wieder vierzig? Ich hätte auf mehr getippt, zumal du so frühzeitig einlädst.« Männer sind doch angeblich nicht empfindlich in diesen Dingen, aber möglicherweise war er doch beleidigt. »Zum erstenmal vierzig«, meinte er nämlich.
    »Und es ist ja noch eine Weile hin. Wie geht’s selbst? Wo ist Seb?«
    Ich muß wohl ein wenig überrascht dreingeblickt haben, in der Annahme, es sei allgemein bekannt, daß der gute Sebastian sich wie ein Untermieter verhält – außer frühmorgens, da könnte man sagen, er nehme sich – für einen Untermieter jedenfalls – bei seiner Wirtin einiges heraus, aber auch das nur noch äußerst selten. »Ach«, sagte ich leichthin, »der ist zu irgendeiner Besprechung, ist oft bis acht oder neun Uhr abends unterwegs, gar keine so schlechte Einrichtung.« Warum die unglückliche Formulierung, weiß ich auch nicht, klang nach Vorwurf. Aber ich war sowieso Luft für den guten David, er hörte gar nicht zu. »Und Katherine?« fragte ich, gespannt, ob er mir berichten würde, daß sie damit beschäftigt sei, im Garten neues Gift für unsere Katze auszulegen. »Drinnen. Sie bereitet das Essen zu; ich gehe mit ihm hier noch mal kurz um den Block.« Daß der Mustervater Jeremy in der Karre mitschob, hatte ich überhaupt nicht bemerkt, sehr wohl dagegen den Tonfall, der anzudeuten schien, ich müßte von Rechts wegen ebenfalls in der Küche stehen. »Hallo, du Wicht«, sage ich zum Kleinen, der mich mit einem bösen Blick straft, seinen Papa am Hosenbein zupft und so tut, als kenne er mich nicht.
    »Bei Mrs. Harrison sind sie ja wirklich gern«, sage ich munter.
    »Scheint ihnen gut zu gehen bei ihr, nach allem, was sie mir so er-zählt.«
    »Ja«, stimmt er zu, sieht mich gleichgültig an und lächelt gezwungen. »Das glaube ich gern.« Plötzlich bemerkt Jeremy den Hund, der wie eine Knetgummifigur neben mir steht, greift freudekreischend nach ihm und niest. David hält ihn zurück. Das ärgert mich aus unerfindlichen Gründen zutiefst. Dieses entsetzlich verhätschelte Kind!
    Wird verweichlicht. »Ja, ja, sie fühlen sich pudelwohl unterm Harrison-Regime«, schnurre ich, »Mrs. Harrison hat wirklich ein Händchen. Bloß gefällt’s ihnen so gut, daß sie gar nicht mehr nach Hause 121
    wollen.« Ich kann es nicht ausstehen, wenn jemand einfach durch mich hindurchsieht. Ich war gekränkt, er machte sich nicht einmal die Mühe, mich mit einem der landläufigen, verlogenen Komplimente zu bedenken, die ich verdammt noch mal hören wollte. Das sollte er büßen.
    David runzelt die Brauen. »An manchen Tagen könnte man regelrecht meinen«, setze ich noch einen obendrauf, »die Welt ginge unter. O-Ton Mr. Harrison. Stimmt bei euch etwas nicht, mein lieber David, daß die Kleinen so ungern nach Hause gehen? Wollen einfach nicht nach Hause. Was ist, schlagt ihr sie etwa? Haha!«
    Sehr witzig. Seine Miene verfinstert sich; Gewitterwolken verdü-
    stern die Sonne. Mein kleiner ginspirierter Hieb saß. Selbst Schuld, was bildet er sich ein, seinen Sohn von meinem Hund fernzuhalten.
    Patsy streicht jetzt um die

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