Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Im Koma

Titel: Im Koma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
an die sie angeschlossen war, auf irgendeine Weise gemeldet, dass sie sehen konnte?
    »Tss, tss, Sie sehen wirklich schrecklich aus«, sagte eine Stimme, die mit ihrem nölenden Unterton vage vertraut klang.
    Wer war das, fragte Casey sich mit einem Anflug von Panik, während die Gestalt immer näher kam.
    »All die Schläuche und Drähte. Nicht gerade vorteilhaft. Aber andererseits erntet man nur, was man gesät hat, nehme ich an.«
    Was reden Sie da? Wer sind Sie?
    »Sie haben mich durch die Hölle gejagt, wissen Sie.«
    Würde mir irgendjemand bitte erklären, was hier los ist? Wer ist dieser Mann?
    »Wussten Sie, dass die Polizei mich dreimal vernommen hat, seit Sie sich überfahren lassen haben.«
    Ich habe mich überfahren lassen!
    »Offenbar ist das Wort einer Mutter für unsere geschätzten Hüter von Recht und Ordnung nicht genug. Offenbar lügen Mütter ständig für ihre Söhne, wie ein Beamter sich mir zu erklären tatsächlich erdreistet hat, als ob ich ein ahnungsloser Idiot wäre. Ich bin schließlich Anwalt. Wenngleich zurzeit arbeitslos.«
    Gütiger Gott - Richard Mooney.
    »Was ich Ihnen zu verdanken habe.«
    Was machen Sie hier? Was wollen Sie?
    »Ich dachte, ich vergewissere mich mal persönlich Ihres Zustands, und die offiziellen Besuchszeiten schienen mir wenig geeignet, zumal die Polizei nach wie vor auf der Lauer liegt. Wie ich sehe, atmen Sie noch.«
    Ich atme noch, wiederholte Casey und fragte sich, ob er das laute Pochen ihres rasenden Herzens hören konnte.
    »Aber wohl nicht mehr lange.«
    Was? Nein!
    »Meine Mutter hat immer gesagt, wenn man etwas anfängt, soll man es auch zu Ende bringen.« Er zog das Kissen unter Caseys Kopf weg und drückte es ihr hastig auf Augen und Nase.
    Und mit einem Mal schrie Casey, schrie so lange und laut sie konnte, schrie, bis sie keine Luft mehr in der Lunge und keine Kraft mehr in ihrem gebrochenen Körper hatte. »Hilfe«, schrie sie und spürte, wie der letzte Atem aus ihrem Körper gepresst wurde, während sie Warrens eilige Schritte auf dem Flur schon hörte und doch wusste, dass er zu spät kommen würde, um sie zu retten.
    Casey lag in ihrem Bett, starrte blind zur Decke und begriff, dass sie geträumt hatte. Richard Mooney war nicht da. Warren eilte nicht zu ihrer Rettung.
    Es gab nichts außer Dunkelheit. Die Nächte waren am schlimmsten.
    Dann kamen die Traumbilder, Albträume drängten an die Oberfläche, Geister stellten sich ein. Wie oft hatte sie geträumt, dass sie sehen konnte, nur um wieder in dem schwarzen Loch aufzuwachen, in das sie im März gefallen war? Wie oft hatte sie geträumt, dass sie sprechen konnte, nur um stumm zu erwachen? Wie oft hatte sie fantasiert, sie könne sich bewegen, gehen, rennen, tanzen, nur um sich von unsichtbaren Ketten ans Bett gefesselt zu finden, ihr einst kräftiger, vitaler Körper ein Verlies, aus dem es kein Entrinnen gab?
    Wie lange konnte es dauern, ehe sie verrückt wurde, ehe ihr gesunder Verstand sich freiwillig dem Wahnsinn hingab, um dieser Hölle auf Erden zu entkommen? Wer hatte ihr das angetan und warum - und welchen Unterschied machte es? Hatte ihr Vater nicht immer betont, dass es nur auf das Ergebnis ankam?
    »So ist gut, Casey«, hörte sie ihn jetzt sagen. »Gewicht verlagern und die rechte Hüfte absenken, bevor du mit dem Schläger ausholst.«
    Wie leicht ihr das gefallen war - das mühelose Verlagern des Gewichtes von einem Fuß auf den anderen, während sie gleichzeitig instinktiv die rechte Hüfte senkte und mit dem Fünfer-Holz zu einem eleganten Schlag ausholte, als ob ihre Arme und der Schläger eins wären, den Rücken in sanfter Wölbung durchgestreckt, während sie den Schläger bis an ihre linke Schulter durchzog.
    »Es ist ein blödes Spiel«, hatte Drew genörgelt, während sie Casey auf der Driving Range zusah. Casey hatte gerade ihr erstes Jahr an der Brown University hinter sich und war in den
    Sommerferien nach Hause zurückgekehrt. Drei Tage später waren Ronald und Alana Lerner nach Spanien aufgebrochen und hatten die Mädchen mit der Haushälterin allein gelassen.
    »Dad sagt immer, Golf ist kein Spiel...«
    »O bitte«, unterbrach Drew sie stöhnend. »Wenn ich mir noch mehr Mist über Golf als ein Symbol des Lebens anhöre, muss ich kotzen.«
    »Aber es stimmt. An der Art, wie ein Mensch Golf spielt, kann man viel über seinen Charakter ablesen.«
    »Dad schummelt«, stellte Drew nüchtern fest.
    »Dad ist ein erstklassiger Golfer. Er ist seit fünf Jahren in Folge

Weitere Kostenlose Bücher