Im Labyrinth der Abwehr
auf das Leben eines Beinlosen eingerichtet.
Friedrich empfing Weiß sehr unfreundlich. Sein Gesicht war schwammig und blaß. Offensichtlich kam er nie aus dieser dunklen Kammer heraus.
Johann blieb nicht lange. Am gleichen Tag bemühte er sich über Franz, Frau Ditmar eine von ihrem Besitzer verlassene Wohnung zu vermitteln, über die die Agenten des SD verfügten.
Die Wohnung war groß, komfortabel, gut eingerichtet.
Friedrich taute beim nächsten Besuch Johanns ein wenig auf und erzählte von dem Luftangriff. Er sagte, daß die feindlichen Flugzeuge das Werk niemals entdeckt hätten, wenn sie nicht die zurückgelassene Startrampe der Rakete bemerkt hätten.
„Die russischen Kriegsgefangenen, deren Pflicht es war, alle Spuren der Technik nach dem Start zu beseitigen, hatten sie absichtlich zurückgelassen. An dem Tag hatte es stark geregnet, und die Wachposten hatten nicht kontrolliert; alle, die den Angriff überlebten, wurden dann gehängt", sagte Friedrich, wobei er Johann herausfordernd in die Augen schaute. „Vom Standpunkt der Russen war es eine Heldentat."
Johann seinerseits schaute unverwandt auf ihn.
„Ja, wahrscheinlich war es das."
Nach diesen Worten wurde Friedrich kühner und erzählte Johann von seiner Arbeit in Peenemünde.
„Im Grunde sind wir Mörder. Unsere Raketen waren zur Vernichtung der Bevölkerung und nicht der Armee des Gegners bestimmt." Er schaute auf seine Krücken und murmelte: „Erst als ich mit meinem Kopf der Erde ein Stück näher war, begann ich zu denken."
Heinrich gelang es, die Karte im Panzerschrank seines Onkels zu fotografieren. Doch als Johann die Fotokopie Professor Stutthoff übergab, stellte sich heraus, daß die Ortsbezeichnungen, an denen sich die Geheimlager für die Terrorgruppen befanden, nicht mit den Angaben aus den Unterlagen Dietrichs übereinstimmten. Johann sagte bestürzt:
„Also ist entweder die Karte verschlüsselt oder die Unterlagen sind es.
„Sie haben nur zur Hälfte recht", sagte der Professor lächelnd. „Die Dokumente, die Dietrich Ihnen gezeigt hat, waren wirklich verschlüsselt, darum hat er Ihnen auch den Einblick gestattet. Die Karte aber ist der Schlüssel dazu. Macht nichts, unsere Spezialisten werden damit schon fertig werden. Sie haben ganz andere Rätsel gelöst." Er schaute Johann an. „Wir werden also damit die Terrorakte, die die Faschisten vorhaben, verhüten. Wir retten vielen von unseren Soldaten das Leben, einer noch größeren Zahl von deutschen Zivilisten aber, Menschen, die das neue Deutschland erbauen werden. Meinen Sie nicht auch, daß wir den Genossen Schwarzkopf für eine Auszeichnung vorschlagen?"
Als Johann eines Nachts auf dem Heimweg war, sah er Subow, der langsam in Richtung Bismarckstraße ging. Das war ein Verstoß gegen die Regeln der Illegalität. Subow durfte sich hier nicht sehen lassen.
Johann verlangsamte die Fahrt und öffnete, als er neben Subow war, den Wagenschlag.
„Steig ein!"
Subow stieg gehorsam ein.
Johann fuhr mit hoher Geschwindigkeit; er wollte so schnell wie möglich aus dieser Gegend kommen. Plötzlich rief Subow:
„Wo fährst du hin? Dreh um, zu mir nach Hause!" Dann winkte er mit der Hand ab: „Ach, ist ja alles egal ... Fahren wir irgendwohin."
„Bist du betrunken?"
„Kann sein ..., ich wollte, ich ..."
„Was ist mit dir?"
„Brigitte ..." Subow brachte das Wort mühselig hervor. „Sie hat noch zwei Tage gelebt, dann ist sie gestorben. Verstehst du? Es gibt sie nicht mehr. Noch zwei Monate, und wir hätten einen Sohn oder eine Tochter gehabt ... Sie ist auf die Straße gegangen. Ein Splitter. Der Arzt hat ihn entfernt."
Johann hielt vor dem Haus, sie stiegen zu Subows Wohnung hinauf. Im Zimmer lag Brigitte. Und Johann entschloß sich zu etwas, was er nicht durfte: Er rief den Professor an und bat ihn herzukommen. Der Professor wollte Johann für sein Verhalten zur Rechenschaft ziehen, doch als er Subow sah, setzte er sich, ohne ein Wort zu sagen, neben ihn und hörte ihm aufmerksam zu. Dann gab er ihm eine Spritze in den Arm.
„Wenn der Schlaf nicht hilft und er sich nicht wieder in die Gewalt bekommt, müssen wir ihn irgendwohin bringen. Am besten, Sie sagen ihm, daß er uns alle verrät."
Am nächsten Morgen wiederholte Weiß Subow diese Worte. Dieser nickte nur schweigend. Er ließ die Begräbniszeremonie über sich ergehen, empfing die Beileidsbesuche von Brigittes Verwandten und Freunden.
Einen Tag später besuchte Johann ihn. Subow erhob sich
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