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Im Labyrinth der Abwehr

Im Labyrinth der Abwehr

Titel: Im Labyrinth der Abwehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wadim Koshewnikow
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sagte:
    „Befehl ist Befehl. Du hättest ihn um zwei Uhr nullnull raussetzen müssen, und selbst wenn es in einer Pfütze gewesen wäre."
    „Das habe ich auch", sagte Weiß.
9
    Frau Ditmar erklärte Johann feierlich, daß Maria Bucher am Sonntag ihren Geburtstag feiere und sie beide eingeladen habe.
    „Das ist ja eine erfreuliche Nachricht."
    „Aber Ihre Uniform ..."
    „Ich ziehe Zivil an."
    „Aber Ihr Anzug ist hell, der paßt doch nicht für den Abend. Um so weniger, als Maria eine erwachsene Tochter hat. Na, machen Sie sich keine Sorgen, Johann", und schon brachte sie aus ihrem Zimmer einen in ein Laken gehüllten Anzug ihres Sohnes. „Ziehen Sie an; ich bin sicher, daß Sie in ihm wie ein Herr aussehen. Das letztemal, als ich Friedrich gesehen habe, trug er Luftwaffenuniform. Eine schreckliche Kleidung ...", sich plötzlich besinnend, korrigierte sie sich sofort. „Ich meine, für die jungen Leute ... Setzen Sie sich", forderte sie ihn auf und sagte ernsthaft: „Ich muß Ihnen vorher etwas sagen, Johann. Maria ist eine sehr kluge Frau. Wir schätzen sie alle sehr, aber es gibt Umstände, die ... Also, ihre Tochter Angelika ist, das werden Sie sehen, eine reizende Person, nur die Sache ist die: Als sie noch sehr jung war, befand sich der Vater von Oberst Joachim von Salz, der Generalleutnant von Salz, schon in einem mehr als reifen Alter ... Kurz gesagt, es hätte zu einem großen Skandal, einem Strafverfahren kommen können. Das Mädchen hatte versucht, sich das Leben zu nehmen. Und wenn der Verstand ihrer Mutter nicht gewesen wäre, so hätte es ein Unglück gegeben. Auf dem Familienrat beschlossen die Salz, daß auf den Namen von Angelika eine Schenkungsurkunde über sechs Hektar Land überschrieben wurde; außerdem sollte ihr jährlich bis zur Volljährigkeit eine gewisse Summe gezahlt werden. Maria bestand noch darauf, daß der General ihr ein amtlich bestätigtes Schreiben gab, in dem er anerkannte, daß Angelika seine uneheliche Tochter war. Dieses Schreiben gab Maria eine gewisse Sicherheit, daß die von Salz sie unterstützen würden. Daß man Angelika für seine uneheliche Tochter hielt, war dem General angenehmer als einzugestehen, was wirklich geschehen war.
    Als der Sohn des Generals, Joachim, aus der Kriegsschule zurückkehrte, teilte ihm der Vater mit, daß er eine Schwester habe. Natürlich war es Joachim sehr unangenehm, doch solche Dinge passieren nun einmal, auch in angesehenen Familien. Nur der ‚Schwester` zu begegnen, wünschte Joachim nicht.
    Und hier zeigte Maria soviel weibliche Klugheit und Taktgefühl, daß Joachim sich bald überzeugte: sie würde die Familienehre der von Salz nicht angreifen und keinen Anspruch auf die verwandtschaftlichen Bande erheben.
    Es dauerte nicht lange, da willigte Joachim ein, mit seiner ‚Schwester' bekannt zu werden und nahm sie dann als Dolmetscherin zu sich. Der Oberst verhielt sich zu Angelika streng offiziell, doch das bedeutet keineswegs, daß er ihr gegenüber nicht eine Art von Sympathie verspürt."
    Nachdem sie einen Augenblick lang gezögert hatte, fuhr Frau Ditmar vertraulich fort:
    „Ich glaube, daß es besser ist, wenn Sie das wissen, und natürlich auch vergessen ..., falls Sie ernste Absichten haben sollten. Sie werden selbst sehen, sie ist ein wunderbares Mädchen, obwohl sie nicht ohne Eigenheiten ist."
    Das offenherzige Geständnis Frau Ditmars zeigte Maria Bucher und ihre Tochter nicht gerade von der besten Seite, die Bemerkung über die „ernsthaften Absichten" jedoch enthüllte auf zynische Art und Weise die Ursache der Einladung zu dieser Familienfeier.
    Bei Frau Bucher hatten sich offensichtlich die allernächsten Freunde versammelt. Man nannte sich beim Vornamen, blieb aber dabei betont zurückhaltend.
    Ein älterer Herr, der Herbert hieß, trug einen soliden zweireihigen Anzug. An der Strickweste hing ein Uhrkettchen. Er sonnte sich im Gefühl der eigenen Würde, und sein fleischiges Gesicht zeigte den Ausdruck höchster Gleichgültigkeit allen anderen gegenüber. Er unterhielt sich mit einem kränklichen Herrn im Smoking darüber, daß es den Engländern nach Dünkirchen als die vernünftigste Sache der Welt erscheinen müsse, mit dem Führer einen Friedensvertrag abzuschließen, um gemeinsam die Ostprobleme zu lösen.
    Der kränkliche Herr im Smoking, der Paul genannt wurde, machte vorsichtige Einwände und versicherte, daß der Führer das tun werde, was zu tun Bonaparte nicht gelungen sei. Die deutschen

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