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Im Land der gefiederten Schlange

Im Land der gefiederten Schlange

Titel: Im Land der gefiederten Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: carmen lobato
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sein Hemd durchnässt. »Traude ist tot«, wiederholte sie noch einmal leise. »Traude ist tot, und ich bin schuld.«
    Er hob ihr mit leichter Hand das Kinn. Licht aus den Fenstern des Palais fiel auf sein Gesicht. Der Nachtduft der immerblühenden Teerosen, der Mandel- und Orangenbäume erfüllte die Luft, und die Erde dampfte. Benito verzog einen Mundwinkel. »Katharina Lutenburg bekommt alles, was sie will? Aber nicht den Tod, Ichtaca, der bedient sich selbst. Außerdem hast du den gewiss nicht gewollt.«
    »Aber ich habe …« Sie unterbrach sich. »Du darfst das nicht.«
    »Was?«
    »Das zu mir sagen. Das Wort.« Sie presste die Lippen aufeinander, ehe sie wieder weinen musste.
    »Ist gut«, erwiderte er und ließ ihr Kinn los. »Du musst vor mir keine Angst haben. Das ist albern, Katharina. Wir haben einander gekannt, ich war ein Knecht deines Vaters, und es spricht nichts dagegen, dass wir einander guten Abend wünschen.«
    »Das mit dem Knecht habe ich nur gesagt, weil …«
    »Es spielt keine Rolle, warum du es gesagt hast. Zerbrich dir nicht um alles, was du tust, den Kopf – am Ende ist von dir nichts mehr übrig, und das wäre trauriger als ab und an ein falsches Wort.«
    Sie musste sich gegen ihn lehnen, weil ihre Beine noch immer schwankten und weil seine Stimme und seine Wärme so tröstlich waren. Als stünde noch einmal die Welt um sie in Flammen, als hielte er sie noch einmal fest und nähme ihr die Angst, der letzte lebende Mensch zu sein. Es kostete Kraft, sich aufzurichten und in die Worte Härte zu legen. »Warum bist du mir gefolgt?«, fragte sie.
    »Darf ich das nicht? Ich dachte, es sei zwischen uns üblich, wenn einer sich Wachs in die Ohren stopft und den anderen nicht anhören will.« Als er den Ausdruck in ihrem Gesicht sah, hörte er sofort mit dem Geplänkel auf. »Entschuldige. Ich bin dir gar nicht gefolgt. Martina hat mich gebeten, nach dir zu sehen, weil wir das Geschrei bis nach oben hören konnten.«
    »Und … und Valentin?«
    »So heißt er? Valentin. Er ist gegangen. Er war der Meinung, jemand von uns habe seinen Kaiser beleidigt.«
    »Es ist nicht sein Kaiser!«, fiel Katharina ihm ins Wort. »Es ist unser aller Kaiser, der Kaiser von Mexiko!«
    »Wenn du das möchtest«, sagte Benito, »streite ich mich hier und jetzt mit dir um diesen Kaiser. Was nicht heißt, dass ich nicht sinnvollere Dinge wüsste, die wir tun könnten.«
    Jähe Furcht ergriff sie. Ohne nachzudenken packte sie ihn. »Du darfst ihn nicht töten«, rief sie. »Wenn das wahr ist, was er glaubt, wenn du heimlich, aus Hinterhalten gegen die Truppen des Kaisers kämpfst, dann darfst du ihn nicht töten. Ich verrate dich nicht, ich will nicht, dass noch mehr Menschen durch meine Schuld sterben, aber wenn du Valentin mit deiner Machete …« Der Blick seiner Augen traf sie, und ihre Stimme erstarb.
    »Mit meiner Machete?« Er hob eine Braue. »Ist das dein Ernst?«
    »Valentin hat dich gesehen. In Michoacán.«
    »Ja, ich ihn auch, und das wird keinem von uns gut bekommen. Aber Macheten benutzt man zum Maisschneiden, Katharina. Dass jemand in Notwehr damit tötet, ist schon möglich, doch bei der Nahkampfbewaffnung sind selbst wir Wilden inzwischen umgestiegen.«
    »Hör auf!«, schrie sie. »Du darfst Valentin nichts tun, du hast mir einmal gesagt, du kannst nicht töten!«
    Abrupt ließ er sie los, wandte sich ab und senkte den Kopf. »Ich habe es gelernt«, sagte er. »Erst heute Morgen habe ich einen Mann erschossen. Aber keine Sorge, es war mein eigener Mann.«
    Aus den Fenstern des Ballsaals drangen die Klänge der Habanera, die nicht flirtete, sondern mit ihrer Leidenschaft verschlang. »Benito«, rief sie ihn zurück. Sein Name schien zu der Musik zu gehören und nicht aus ihrem Mund zu stammen. Er wandte den Kopf. Was hatte Valentin gesagt? Diese Indios sehen alle gleich aus, aber der ist unverkennbar. Seine Traurigkeit war unverkennbar. Es war die stillste und zärtlichste Traurigkeit der Welt. Einen Augenblick lang war sie versucht, ihn zu fragen, wer der Mann war, den er am Morgen erschossen hatte, doch es gab Wichtigeres. »Du musst es mir schwören«, sagte sie. »Dass du Valentin nicht tötest, was immer geschieht. Schwör es mir!«
    Er überlegte eine Weile und sah sie unverwandt an.
    »Schwöre!«
    »Und was nützt dir das? Ich bin doch einer von denen, die lichtscheu aus dem Hinterhalt kämpfen. Wer sagt dir, dass mein Schwur mehr als einen Peso Mordgeld wert ist?«
    Angst kroch ihr den

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