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Im Land der gefiederten Schlange

Im Land der gefiederten Schlange

Titel: Im Land der gefiederten Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: carmen lobato
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Kind machen wollen.«
    Jetzt war sie es, die nicht erfasste, was er zu ihr sagte. »Ja, ich weiß, es ist kein günstiger Augenblick«, erwiderte sie. »Aber in einem Jahr werden wir glücklich sein, dass unser Kind bei uns ist, und den Augenblick vergessen haben.«
    »Vergessen?« Valentin fuhr sich mit den Händen ins Haar. »Wie könnte ich diesen Augenblick vergessen? Hör mir zu, Katharina, um diese Angelegenheit wird man sich kümmern müssen, aber dafür ist jetzt keine Zeit. Mein Kaiser …«
    »Dein Kaiser hat keine Kinder! Und das eine, das er an sich genommen hatte, hat er seiner Mutter zurückgegeben, damit es in Sicherheit ist.« Sie war aufgesprungen. Blut rauschte ihr in den Ohren, und ihr Herz jagte, als wollte es sich überschlagen. Was sollte sie tun, wenn er ihr nicht half? Aber das durfte nicht sein, sie trug sein Kind, er musste ihr helfen! Eine Detonation unterbrach das Lied. »Ich will hier weg«, schrie sie hysterisch auf. »Ich habe Angst, ich habe Durst, ich kann nicht mehr.«
    »Jetzt beruhige dich doch. Ich sorge dafür, dass man dir Wasser und einen von diesen Kaktusschnäpsen bringt.« Er trat auf sie zu und versuchte sie wieder auf den Stuhl zu drücken. »Diese ganze Sache wird sich regeln. Wenn erst der Krieg zu Ende ist, findet sich ein Weg. Es gibt Klöster, die ledige Mütter aufnehmen. Oder du könntest zu deiner Familie zurück, wenn man ihr Geld dafür gäbe.«
    Katharina sprang unter seinen Händen weg und stieß gegen die Wand. »Was willst du damit sagen? Das hier ist unser Kind, Valentin – deines und meines. Es ist aus unserer Liebe gemacht!«
    »Aber es war doch klar, dass du und ich kein Kind haben können!« Valentins Stimme klang jetzt ein wenig weinerlich, ein wenig wie die der Sängerin in der Bar. »Unsere Liebe, das war doch nichts, um Kinder draus zu machen. Ich weiß ja nicht einmal richtig, woher du stammst und was für Blut du in dir hast.«
    Die Hitze im Zimmer spürte sie nicht mehr. In ihrem Inneren war alles kalt, und vielleicht erfror ihr Kind in diesem kalten, ungeliebten Leib. Sie sah Valentin, wie sie ihn vor drei Jahren auf dem Zócalo gesehen hatte, seine völlig ebenmäßigen Züge, seine schillernd grünen Augen und die vollen, geschwungenen Lippen, und dachte dasselbe wie damals: Das ist der schönste Mann der Welt. Nur hatte er damals sie angesehen, als wäre sie die schönste Frau der Welt, und jetzt sah er sie an wie ein Ärgernis, das nicht schnell genug aus dem Weg geschafft werden konnte. Inez fiel ihr ein, die ihr Geliebter samt Kind auf die Straße geworfen hatte. Weshalb glaubte man immer, so etwas könne nur anderen geschehen?
    »Sei doch vernünftig, Schatzerl«, beschwor er sie. »Dies sind die entscheidendsten Stunden meines Daseins, es geht um mein und meines Kaisers Lebenswerk!«
    Mein Kind ist auch dein Lebenswerk. Und wer immer dein Schatzerl ist, ich bin es nicht. Sein schönes Gesicht verschwamm vor ihren Augen. »Valentin«, versuchte sie es noch einmal, aber sie würde nicht betteln. Sie war schon so tief gefallen, eine Offiziershure, eine ledige Mutter, der kein Mensch in der Stadt die Hand reichen würde. Wenn sie sich noch weiter erniedrigte, war sie verloren. »Valentin, wenn du mich nicht mehr liebst, nehme ich das hin. Ich bitte dich nur, mich und das Kind in Sicherheit zu bringen, damit wir nicht zwischen die Fronten geraten.«
    »Das geht nicht, verflucht noch eins, wie oft soll ich dir das noch sagen! Soll ich meinen Kaiser im Stich lassen in der Stunde der Entscheidung? Niemals täte ich das, dazu bin ich nicht geboren! Eher gehe ich für ihn und für unsere Sache in den Tod.«
    Sag nichts mehr, befahl sie sich. Verlass dieses Zimmer, solange du noch einen Funken Kraft hast. Lass ihn nicht sehen, wie du zusammenbrichst. Unten in der Bar erklang zum dritten Mal
La Paloma.
    Willst du nicht mit mir kommen, meine Liebste?
    Komm mit mir dorthin, wo ich lebe.
    Katharina hob die Tasche vom Boden. Sie enthielt nur ein paar Kleider und ein Buch, doch an ihrem Arm hing sie schwer wie Blei. An ihm vorbei ging sie aus dem Raum und die Treppe hinunter. Die Bar, in der die Frau
La Paloma
sang, ließ sie hinter sich, durchquerte den Speisesaal und trat hinaus auf die Straße. Das Zirpen, Sirren und Summen des Frühlingsabends umfing sie, durchbrochen von Schüssen und ab und an einem Schrei. Rotgolden stand der Himmel über den Hügeln, die die Stadt bewachten, und wenn man die Augen gegen das Licht zusammenkniff, konnte man die

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