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Im Land der gefiederten Schlange

Im Land der gefiederten Schlange

Titel: Im Land der gefiederten Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: carmen lobato
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dieser Stadt, verstehst du das?«
    Katharina nickte. Sie wollte ihm etwas erzählen, über Valentin, wenn auch nicht über den Kaiser, aber es kam ihr nicht über die Lippen, und er sprach schon weiter.
    »Ich habe eine Riesendummheit begangen«, sagte er. »Ich kann dich aus der Stadt nicht hinausbringen, wie ich hereingekommen bin, und so, wie ich es mir gedacht habe, wäre es bei uns Mexikanern gegangen, aber die Österreicher sind dafür zu ordentlich.« Als er den Ausdruck auf ihrem Gesicht sah, hob er zum dritten Mal die Hand und ließ sie wieder fallen. »Bitte hab keine Angst, wir kommen trotzdem durch. Ich weiß jemanden, der uns helfen kann, aber um mit ihm zu sprechen, brauche ich Zeit, und ich kann dich nicht mitnehmen. Ich bringe dich zu Verwandten von meinem Schwager. Es sind nette Leute. Sie stellen dir keine Fragen, sie passen nur auf dich auf.«
    »Nein!«, rief sie spontan. »Geh nicht weg, lass mich nicht allein.«
    Er hob eine Braue, dann furchte er die Stirn, und sie konnte sehen, wie er fieberhaft überlegte. »Katharina«, sagte er endlich, »wenn ich dich mitnehme, musst du das, was du siehst, für dich behalten. Was immer geschieht, du darfst es niemandem sagen, auch nicht Oberleutnant Gruber. Es ist nicht richtig von mir, dass ich den Mann um Hilfe bitte, ich weiß mir nur keinen anderen Rat, und ihm darf daraus kein Schaden entstehen.«
    Katharina klapperten die Zähne. »Ich schwöre«, presste sie heraus.
    »Das ist nicht nötig. Es genügt, wenn du es mir sagst.« Er löste eine Flasche von seinem Brustgurt und gab sie ihr. Katharina trank mit einer solchen Gier, dass sie sich glucksen hörte. Ehe sie sich’s versah, war die Flasche leer. Verschämt ließ sie sie sinken.
    Er lächelte. »Nicht schlau. Etwas sollte man immer für den Notfall übrig lassen.«
    »Es tut mir leid.«
    »Ich vergesse es auch ständig, obwohl mir mein Bruder eine Warnung sein sollte. Aber wir sind ja nicht in der Wüste.«
    »Wieso hast du eigentlich diese Uniform an?«, platzte sie jäh heraus. In ihrem Kopf ging alles durcheinander.
    »Das erzähle ich dir im Gehen.« Er ließ sie los und machte einen Schritt. Als er sah, wie unsicher sie auf den Beinen war, kam er zurück, legte ihr den Arm um die Schultern und führte sie. Bitte sag nicht, dass ich zu den Verwandten muss, flehte sie stumm. Auch wenn ich schlappmache. Geh nicht von mir weg. Er sagte nichts von den Verwandten. Stattdessen erzählte er ihr in drei Sätzen eine haarsträubende Geschichte von Leichen auf dem Fluss. Am Aquädukt entlang, der im Dunkeln schimmerte, gingen sie auf die Erhebung im Osten der Stadt zu, auf der sich die steinernen Mauern des Klosters von La Cruz in den Nachthimmel reckten. Dort oben war das Hauptquartier des Kaisers. Dort oben war Valentin.
    Ehe die Schildwachen sie bemerkten, blieb er stehen und drängte Katharina zurück an die Häuserwand. »Bleib hier stehen«, flüsterte er. »Nur ein paar Augenblicke. Du kannst alles mit ansehen, aber zeig dich nicht.«
    Katharinas Herz hämmerte so laut, dass er es hören musste. »Aber wenn dir etwas geschieht. Wenn du nicht wiederkommst …«
    »Dann gehst du zu Xaviers Verwandten«, flüsterte er und nannte ihr dreimal die Adresse, bis sie sie mechanisch wiederholte. Als er gehen wollte, griff sie nach seinem Arm und hielt ihn fest.
    »Warum hast du das getan?«, flüsterte sie. »Das mit dem Fluss.« Er war purer Wahnsinn. Soldaten hatten bereitgestanden, um die Leichen aus dem Fluss zu bergen, und er konnte von Glück sagen, dass er ihnen entronnen war.
    »Weil es gefährlich ist in der Stadt«, erwiderte er kalt. »Weil die Entscheidung stündlich fallen kann und weil ich dir schon einmal gesagt habe, dass Männer schlimmer als Tiere werden, wenn sie seit Monaten keine Frau hatten und auf die Frauen ihrer Feinde losgelassen werden. Jetzt lass mich gehen.« Er befreite seinen Arm, und sie sah ihm nach, wie er auf den Fuß des Hügels zulief. Die Männer der Schildwache brachten ihre Gewehre in Anschlag. Benito hob die Hände. Katharinas Herzschlag setzte aus, aber die Männer ließen ihn herankommen und hörten ihn an. Nach kurzem Palavern machte sich einer der beiden auf den Weg den Hügel hinauf, während der andere Benito mit der Muskete in Schach hielt.
    Sein Haar ist zu lang, durchfuhr es Katharina. Vermutlich verlor sie endgültig den Verstand. Nach einer stummen Ewigkeit kam der Wächter mit einem Offizier zurück. Der zweite Wächter ließ die Muskete sinken, und

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