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Im Land der gefiederten Schlange

Im Land der gefiederten Schlange

Titel: Im Land der gefiederten Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: carmen lobato
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der Vulkan da drüben aus zwei Kratern aus, und außerdem sind sie im schlimmsten Flegelalter.«
    Davon verstand Marthe nichts. In ihrem Haus hatte es nie einen Sohn im Flegelalter gegeben. »Wir sehen uns bei Traude«, warf sie Christoph hin und öffnete die Tür. In der kurzen Zeit, die sie im Haus ihres Bruders verbracht hatte, war es draußen Nacht geworden, und noch immer ertappte sie sich dabei, dass sie zu dieser Jahreszeit auf etwas hoffte, das es nicht mehr gab.
    Auf das Glitzern von Schnee.

7
    In dem Raum, den Tante Traude ihren Saal nannte, der in Wirklichkeit aber nicht mehr als ein Salon war, standen sämtliche Sitzgelegenheiten des Hauses. Die Sessel, Stühle und Schemel reihten sich an allen Wänden. Die übrigen Möbel, bis auf das Klavier, einen Tisch, der mit Eiskübeln und Gläsern als Bar diente, und einen schütteren Weihnachtsbaum, waren hinausgetragen worden, so dass in der Mitte Platz zum Tanzen entstand. Zu Abend gegessen hatten die Gäste im Speisezimmer, wo es noch enger war, und anschließend hatten sie ihre Stühle wieder hierher zurückgetragen und sie in den Kreis gestellt.
    Ein lustiges Fest, fand Katharina. Ihr Vetter Torben hatte, während sie alle mit den Stühlen durch den Flur marschiert waren, seinem Zwillingsbruder Friedrich zugeflüstert: »Wir machen einen Stuhlgang.« Seitdem gingen durch die gesamte Kinderhorde immer wieder Wellen von Gekicher.
    Die gesamte Kinderhorde. Obwohl sie bis auf Torben, Friedrich und Felix keine Kinder mehr waren, wurden sie noch immer wie solche behandelt. Sie bekamen beim Essen ihren eigenen Tisch, an dem zum Nachtisch Fruchtsülze mit Rahm serviert wurde, und hatten im Tanzsaal ihre abgeteilte Ecke, die Onkel Fiete die Kinderecke nannte. Katharina, die zwischen ihren Schenkeln die Leinentücher spürte, wollte sich darüber ärgern, aber sie liebte Fruchtsülze, und wenn sie ehrlich war, machte es Spaß, bei den Vettern und Basen zu sitzen statt bei den Erwachsenen, die in ewig gleicher Weise über Politik schwadronierten.
    Sie konnte sie förmlich hören.
    »Geht es uns nicht bestens?«, würde Onkel Fiete ausrufen, »haben die Hanseaten in diesen Verhandlungen nicht bewiesen, dass sie wer sind in der Welt? Wen haben wir jetzt noch zu fürchten?«
    Und Onkel Christoph würde vorsichtig einwenden, man habe immerhin die Nordamerikaner zu fürchten, und sei es nicht unklug von der mexikanischen Regierung gewesen, so viele von ihnen zum Siedeln in das dünnbevölkerte Grenzland einzuladen? Stünden nicht sogar amerikanische Truppen bereits am Rio Grande, um den Einmarsch vorzubereiten?
    »Du alte Unke«, würde Fiete ihm ins Wort fallen, ihm auf den Rücken klatschen und sein Glas erheben. »Die Amerikaner haben sich Texas geschnappt, das lässt sich nicht leugnen, aber jetzt haben sie genug damit zu tun, sich mit den Briten um Oregon zu streiten.« Und zu alldem würde Tante Hille auf ihrem Thron vor sich hin knurren: »Ich habe nicht den dunkelsten Schimmer, wovon diese Kindsköpfe schwatzen. Viel ärger ist aber, dass sie selbst keinen haben.«
    Daraufhin würde Fiete seiner Mutter wie einem Trinkkumpan in die Seite boxen und zu einer seiner Geschichten überleiten, bei denen die Übrigen vor sich hin dämmerten.
    Nein, da war es hier in der »Kinderecke« interessanter, auch wenn Jo, die zu ihrer Linken saß, wie ein missratener Käsekuchen in sich zusammensank. Aufmunternd sandte Katharina ihr ein Lächeln. »Entspann dich, Jo. Niemand will dich fressen.«
    Dankbar lächelte Josephine zurück. »Ich komme mir vor wie das Dienstmädchen, das aus Versehen auf das Fest der Herrschaft geraten ist.«
    »So siehst du auch aus«, erwiderte Katharina ehrlich. »Musst du auf diesem Stuhl lungern, als hätte dich jemand bestellt, aber nicht abgeholt? Du bist auf dem Fest deiner Tante, du bist nicht nur eingeladen, sondern ein Ehrengast.«
    »Wieso soll ich denn ein Ehrengast sein?«, fragte Jo kleinlaut, während Katharina ihr das Halstuch zurechtzupfte. Nach Art einer Schildkröte zog sie den Kopf zwischen die Schultern.
    »Mein Vater sagt das vor jedem Anlass«, erwiderte Katharina unbekümmert und zupfte weiter. »Wer meine Tochter nicht wie seinen Ehrengast behandelt, der ist’s nicht wert, dass sie ihn besucht.«
    Josephine musste lachen. »Ja, das kann ich mir vorstellen. Aber du und ich, das sind zwei verschiedene Schuhe. Die Söhne des Konsuls verdrehen ja jetzt schon die Köpfe nach dir.«
    Katharina reckte sich und blickte nach der Kopfseite

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