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Im Land der gefiederten Schlange

Im Land der gefiederten Schlange

Titel: Im Land der gefiederten Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: carmen lobato
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Blechkanne kaufte? Jäh sah er Katharina vor sich, die den Schaum von dem grünlichen Getränk geleckt und das Gesicht verzogen hatte, bis er schallend lachen musste.
    Nichts von alldem konnte er Carmen sagen, aber noch weniger würde er ihr sagen, dass diese Nichtigkeiten sein Herz berührten. Sie brachen die Kruste um das Herz auf, dass er sich einbildete, das Splittern in der Brust zu hören. Helen hatte von seiner Liebeskunst geschwärmt, während er auf ihr gelegen und gedacht hatte, er sei eine seltsame Art von Krüppel, dem die Fähigkeit zur Liebe fehlte. Jetzt ging er neben einem Mädchen her, das er bei der Hand hielt, verbot sich strenger als ein Mönch, an anderes auch nur zu denken, und wusste doch, dass er das Mädchen liebte. Sie würde niemals sein Mädchen sein dürfen, und dennoch würde es keine so sehr sein wie sie.
    Sie war groß. Er mochte seine Frauen klein. Sie war kaum fünfzehn und ahnungslos. Er hatte stets Frauen begehrt, die älter und erfahren waren. Sie war eine Deutsche, und wenn er an die Deutschen nur dachte, schmerzte ihn die Hüfte, und sein Augenlid zuckte, aber nichts davon war von Belang. Sie war groß und ahnungslos und deutsch und Katharina. Sie war sein Glück, sein Sonnenlicht, das Jubelgeschrei der Vögel und die Süße von Kaffee mit Zimt. Sie war sein Mittel gegen den Zynismus, der ihn auffraß. Katharina Ichtaca. Seine Liebste.
    Sobald er den Saum der Vorstadt erreichte, in der die Luft zäher schien und man die Nähe des Meeres nicht mehr spürte, sprang er vom Maultier. Es kam ihm nicht recht vor, hier zu reiten, wo das Leben alle Tage zu Fuß ging. Seine Mutter lehnte an der Bananenstaude. Ihr war anzusehen, dass es ihr wieder schlechtgegangen war, dass sie sich die Nacht über mit Husten gequält hatte, und doch weigerte sie sich, in der Hütte zu bleiben und auszuruhen. Ihre Krankheit saß in der Seele. An den wenigen Tagen, an denen sie sich keine Sorgen machte, sprang sie trotz des Hustens wie ein Mädchen herum. Jetzt aber, da die Sorgen sie unentwegt plagten, fiel jeder Schritt ihr schwer.
    Benito erinnerte sich, wie schön er sie als Kind gefunden und wie sehr er ihren Duft geliebt hatte. Etwas in ihm fand sie immer noch schön und glaubte eine Spur ihres Duftes in der übelriechenden Luft wahrzunehmen. Als sie ihn entdeckte, rappelte sie sich auf und rannte ihm, wenn auch stolpernd, entgegen. »Miguel«, rief sie, »bei der Jungfrau von Guadelupe, mein Miguel.« Mittlerweile hatte er ihr natürlich sagen müssen, warum ihr Miguel sie weder am Dia de los Muertos noch an Weihnachten besucht hatte. Sie hatte geweint und geschrien, ihm mit den Fäusten auf die Brust getrommelt und ihn angefleht, Dinge zu vollbringen, die nicht in seiner Macht standen. Letzten Endes hatte er ihr versprochen, den Bruder zu beschützen. Als wäre ich der zurückgekehrte Quetzalcoatl oder ihre verwünschte Jungfrau von Guadelupe.
    Sie blieb vor ihm stehen und packte ihn bei den Schultern. Ihre wie blank geriebenen Augen funkelten ihn an. »Bringst du Neues von meinem Miguelito?«
    »Es gibt ja nichts Neues, Mutter.« Er zupfte Strohhalme aus den Falten ihres Huipil und aus dem ungekämmten Haar. Ohne nachzudenken nahm er eine ihrer Hände und küsste sie, wie Miguel es sonst tat.
    »Es gibt nichts Neues? Warum bist du dann hier?«
    »Ich wollte sehen, wie es euch geht«, log Benito. »Und ich dachte, ihr könntet etwas brauchen.« Er klaubte die Hälfte des Geldes aus dem Beutel, legte es in ihre knochige Vogelhand und schloss ihr die Finger darum.
    Sie öffnete sie und betrachtete das Geld. »So viel?«
    Benito zuckte mit den Schultern. »Ich habe für meinen Dienstherrn ein paar Sachen erledigt.«
    Die Mutter steckte es unter ihre Schürze und hob die Hand an Benitos Gesicht. »Dank dir. Es kommt nicht ungelegen, weißt du? Es sind schon Männer hier gewesen, die uns die jungen Mädchen wegholen wollten, wenn wir die Miete nicht zahlen.«
    »Mach dir deswegen keine Sorgen«, sagte er. »Mit den Männern rede ich.«
    Sie nickte, ließ ihre Hand auf seiner Wange ruhen und musterte dabei sein Gesicht. »Du bist ein guter Sohn, Benito. Du musst nicht glauben, ich denke nur an Miguel und nicht an dich. Miguel braucht mich, verstehst du? Er ist wie ein kleiner Junge, der keinen Halt hat, wenn seine Mutter ihn nicht in ihre Röcke schließt. Du dagegen bist stark. Du bist schon als Kind allein zurechtgekommen.«
    Benito dachte an den zu klein geratenen Sechsjährigen, der sich an den

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