Im Land der Orangenbluten
Pieter dumm aus der Wäsche gucken. Kiri kicherte. Alle Sklaven regten sich über Masra Pieter auf, und als sich das Gerücht verbreitete, er würde eines Tages mit Misi Martina an seiner Seite die Plantage übernehmen, waren die Sklaven darüber sehr ungehalten gewesen. Natürlich hatten sie nicht wirklich eine Wahl, und Kiri wusste nur zu gut, dass alle Aufregung nichts half, die Sklaven konnten sich ihren Masra nicht aussuchen. Aber wenn ein Masra gut zu ihnen war, dann arbeiteten sie auch guten Willens für ihn. Masra Pieter jedoch hatte es sich mit den Sklaven schon verdorben. Seine grobe Art, seine unsinnigen Anweisungen an die Basyas und zuletzt seine merkwürdigen Versuche mit der Medizin ...
Bei Misi Juliette lag der Fall anders. Die Sklaven vertrauten ihr, nie war sie böse gewesen und hatte immer ihr Möglichstes getan, dass es den Sklaven gut ging. Wenn ihr Sohn auch nur halbwegs etwas von ihr erben und lernen würde, wäre er ein angesehener Masra. Wenn da nicht Masra Karl als Vater wäre, von dem sollte der Sohn bloß nicht zu viel annehmen. Aber da würde die Misi sicher aufpassen.
»Warum bist du denn heute so fröhlich?«
Kiri erschrak, als sie jemand am Arm packte und hinter eine Hütte zog. »Dany!«, rief sie erstaunt aus, während ihr Herz einen Sprung machte. »Musst du mich so erschrecken?«
Dany lächelte sie zärtlich an: »He, wie wäre es mit ein bisschen Freude, wir haben uns so lange nicht gesehen!«
Kiri lies ihn gewähren, als er sie dicht an sich heranzog. Er hatte recht, sie hatte ihn zuletzt getroffen, bevor sie mit der Misi in die Stadt gefahren war.
»Na, sag schon, warum bist du so fröhlich? Oder hast du dich einfach so gefreut, weil du an mich gedacht hast?« Er knabberte an ihrem Hals.
»Dany, nicht ...« Sie schob ihn sachte ein Stück von sich.
»Ach, nun komm, die anderen sind schon beim Boot, ich muss gleich fort, ich hatte so gehofft, dich noch zu treffen.« Sie spürte, wie seine starken Arme sie umschlangen und er sie wieder an sich zog. Aus der Ferne ertönte ein Pfiff. »Ich muss gehen, kleine Kiri«, raunte er in ihr Ohr. »Aber in drei Wochen sind wir wieder da. Wartest du auf mich?«
Kiri blieb keine Gelegenheit zu antworten, er küsste sie noch einmal, dann war er fort. Ihr Herz beruhigte sich nur langsam. Es klopfte, als wäre sie stundenlang gerannt. Drei Wochen! Natürlich würde sie auf ihn warten. Sie sehnte sich schon jetzt wieder nach ihm.
Kiri gab sich in den folgenden Tagen besonders Mühe, dass es Misi Juliette gut ging und es ihr an nichts fehlte. Dennoch schien die Misi niedergeschlagen, und auch körperlich war sie nicht in der besten Verfassung.
Es war ein besonders schwüler Tag gewesen. Selbst die Tiere im Regenwald verstummten am Nachmittag. Nico saß aufgeplustert auf der Balustrade. Die Regenzeit brach dieses Jahr besonders heftig ein. Die Luft schien zu vibrieren, und es roch nach Regen. Amru hielt während des Kochens einige Male besorgt inne und schaute erst zum Himmel und dann zum Fluss. In der Ferne ertönte tief grollender Donner. Kiri wartete auf das Essen, das sie der Misi bringen sollte. Die Misi hatte sich in ihr Zimmer zurückgezogen. Ihr war bei dem unangenehmen Wetter nicht wohl.
»Nicht gut«, murmelte Amru. »Das ist nicht gut. Kiri, hier, bring das der Misi. Wenn noch was ist, ich bin im Dorf.«
Amru gab Kiri einen Teller und eine Schale mit dem Essen für die Misi und verließ dann die Veranda, ohne das Kochgeschirr wegzuräumen. Das war nicht ihre Art. Kiri runzelte nachdenklich die Stirn, eilte sich dann aber, das Essen in das Zimmer der Misi zu bringen. Der Donner kam näher und schien noch drohender und lauter zu werden.
»Bleib noch etwas, Kiri, dieses Wetter ...« Misi Juliette saß auf einem Polstersessel am Fenster und zuckte sichtbar zusammen, als ein Blitz in der Nähe einschlug.
Kiri setzte sich auf eine Matte auf dem Fußboden. Insgeheim war sie froh, jetzt im Haus bleiben zu können, insbesondere als der Regen einsetzte. Das Gewitter würde sicher schnell vorüberziehen, und sie hatte keine Eile.
Aber es regnete und regnete. Die Misi hatte das Essen kaum angerührt und las in einem Buch. Kiri saß zu ihren Füßen auf der Matte und flocht an einem kleinen Korb. Für gewöhnlich saßen die Sklaven herum und warteten, bis ihre Herrschaft ihre Gesellschaft nicht mehr wünschte oder bis sie eine neue Anweisung erhielten. Misi Juliette hingegen fand dies unnütz und hatte Kiri erlaubt, in ihrem Beisein
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