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Im Land der Orangenbluten

Im Land der Orangenbluten

Titel: Im Land der Orangenbluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: belago
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gesagt!«
    Masra Pieter war so perplex, dass er nicht einmal daran dachte, sich zu wehren. Schwester Klara geleitete den Masra nach unten, Kiri, Misi Erika und Misi Valerie eilten hinterher, während die verschreckte Liv am Bett ihrer Misi blieb. Unten im Flur trafen sie auf Foni und Suzanna, die Masra Henry und Masra Martin auf den Armen trugen. Schwester Klara hatte es derweil geschafft, Masra Pieter, den sie um fast zwei Kopflängen überragte, bis zur Tür zu lotsen. Jetzt jedoch erwachte er aus seiner Starre, machte sich von ihrem Griff frei und fuhr nochmals herum.
    »Ich will sofort zu meiner Frau! Und die Kinder geben Sie mir auch! Wir werden noch heute auf die Plantage zurückkehren!«
    Jetzt fand Misi Valerie ihre Stimme wieder, beschützend stellte sie sich vor Foni, Suzanna und die Kinder. »Die Kinder bleiben hier, Pieter«, sagte sie mit ruhiger Stimme.
    »Nein, wir fahren. Noch heute!« Er machte Anstalten, Misi Valerie aus dem Weg zu schieben, um nach den Kindern zu greifen.
    Wieder war Schwester Klara schneller, sie packte Masra Pieter erneut am Arm und schob ihn aus der Tür.
    »Ja, ja. Sie können ja auch fahren, Ihre Frau und die Kinder bleiben aber hier, bis sie wieder gesund ist.« Schwester Klaras Stimme ließ keinen Widerspruch zu.
    Hinter ihr hatten sich inzwischen Kiri, Misi Erika, Misi Valerie, Suzanna und Foni wie eine schützende Mauer um die Kinder aufgebaut. Masra Pieters Gesicht wurde rot vor Zorn, als er schließlich aus dem Haus stürmte. »Das wird ein Nachspiel haben!«, zeterte er.
    Schwester Klaras eben noch ernstes Gesicht verzog sich zu einem breiten Grinsen. »Na, dem haben wir es aber gezeigt! Was ist das eigentlich für ein Kerl? Das ist doch nicht Juliettes Schwiegersohn, oder?«
    »Doch«, erwiderten Misi Erika und Misi Valerie wie aus einem Mund, und Misi Erika fügte hinzu: »Und du hast ihn gerade aus seinem eigenen Haus gewiesen, Klara!«
    Schwester Klara zuckte nur mit den Achseln.

Kapitel 15
    Wico hatte das kleine Boot in einen der unzähligen Seitenarme des Flusses gelenkt. An dessen Ufer sah man nun überall kleine Lager mit klapprigen Hütten oder zerschlissenen Zelten. Hier und da qualmte noch ein Feuer. Alles wirkte unordentlich und irgendwie unorganisiert.
    »Wo sind die Männer?« Julie hatte erwartet, sie am Fluss anzutreffen.
    »Die sind etwas tiefer im Wald. Dort gibt es kleine Bäche, die aus den steinigen Abhängen entspringen, da findet man das Gold, das aus der Erde ausgewaschen wird.«
    Julie sah sich neugierig um. Alles rundherum war von dichtem Urwald bedeckt, zwischen den Bäumen hielten sich Nebelschwaden, aus denen ab und an ein Vogel geflogen kam. Die Laute des Regenwaldes klangen gedämpft. Als sie am Ufer festmachten, sah Julie gleich, dass das Gelände kurz hinter der Uferlinie anstieg. Die Männer zogen das Boot zwischen die Wurzeln der Mangrovenbäume und verankerten es dort. Dann machten sich die drei Burschen auf den Weg in den Wald, um dort beim Vorarbeiter vorstellig zu werden.
    »Wir gehen gleich ins Lager und warten dort«, sagte Wico zu Julie und ging ihr voran am Ufer entlang. Auf einer kleinen Lichtung standen mehrere notdürftig zusammengezimmerte Hütten. Nirgendwo war eine Menschenseele zu erblicken.
    »Und du bist sicher, dass Jean hier ist?« Julie war verschwitzt und dreckig und spürte, wie sich angesichts des verlassenen Lagers und der Erschöpfung eine Welle von Mutlosigkeit in ihr ausbreitete.
    »Als ich abgefahren bin, war er zumindest noch hier. Wir müssen warten, die Männer kommen erst später aus dem Wald zurück.«
    Wico setzte sich an eine der Feuerstellen und blies ein paarmal in den Rauch, bis sich kleine Flammen zeigten. »Setzen Sie sich, das kann dauern.«
    Julie setzte sich neben Wico. Sie hatte sich daran gewöhnt, auf der Erde zu sitzen und sich das Kleid so um die Beine zu wickeln, dass es nicht unschicklich wirkte und außerdem keine Insekten ihre Beine hinaufkrabbeln konnten. Einmal, als sie auf einer Flussinsel Rast gemacht hatten, hatte es eine große Schabe geschafft bis ... Wico und die Burschen hatten noch Stunden später über Julies zappeligen Tanz gelacht. Über Schmutz machte sie sich schon lange keine Gedanken mehr, nach sieben Nächten auf dem blanken Boden war ihr fast alles egal. Sie hoffte nur, schnell wieder in die Zivilisation zu kommen, auch wenn die Rückfahrt sich sicher nicht bequemer gestalten würde.
    Julie war eingedöst, schreckte aber auf, als Männergelächter an ihr Ohr drang.

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