Im Land der tausend Sonnen
vielleicht doch nicht so gut. Es war zwar schmeichelhaft, dass er sie mochte, dass Mr Keith höchstpersönlich ihre Brüste liebkoste, aber sie wollte nicht bis zum Äußersten gehen. Nicht mehr, denn sie war eine verheiratete Frau. Sie lächelte in sich hinein. Sie war jetzt eine Ehefrau. Er liebte sie nicht. Zumindest hatte er es noch nie gesagt. Er kuschelte sich nur mit ihr in dieses Bett, Waisenkinder im Sturm.
Er versuchte, sie zu entkleiden, versuchte, ihr den Rock auszuziehen, und Hanni begann, sich zu wehren. »Bitte, Mr Keith. Nicht.«
»Schon gut, Hanni, Liebling. Ich fass dich nicht an. Ich will dich nur anschauen. Du kannst dir nicht vorstellen, wie es für mich ist, dich in meinem eigenen Haus zu sehen und von dir zu träumen.«
Hanni staunte. »Tatsächlich? Sie träumen von mir?«
»Ich träume von dem siebenten Schleier. Davon, dass du diese allerletzte Hülle ablegst und mir das Glück gönnst, dich zu sehen. Ich will dich bewundern, mehr nicht.«
Von dem siebenten Schleier hatte Hanni noch nie gehört, doch sie verstand, was er sagen wollte, und es hörte sich nach Spaß an, ganz harmlos. Warum sollte sie ihm nicht einen Blick gewähren? Sie hatte nun mal einen sehr schönen Körper. War der es nicht gewesen, der Lukas von Hilda, seiner Verlobten, fortgelockt hatte? Warum sollte sie nicht?
Er ließ sie auf dem Bett für sich posieren, anmutig in ein Laken gehüllt, das einen Rest von Keuschheit vortäuschte.
»Ja, so. Öffne dein Haar. Oh Gott, wenn ich ein Künstler wäre, würde ich dich malen. Ich würde kein anderes Modell mehr anschauen. Hast du schon mal einem Künstler Modell gestanden, Hanni?«
»Nein, Mr Keith«, sagte sie erregt. »Nie.« Doch jetzt bemerkte sie, dass er sich ebenfalls entkleidete.
»Gott!« Sie zog das Laken bis ans Kinn, als ihre Benommenheit wich und der Realität Platz machte, das Dach über ihrem Kopf zu wackeln begann angesichts ihrer Dummheit und die Fenster missbilligend klapperten.
»Nein«, sagte sie, als Keith sie aufs Bett stieß. »Nein.« Und sie griff nach Strohhalmen, um ihn nicht zu verärgern. »Jemand könnte reinkommen.«
Mr Keith lachte. »Da draußen fliegen einem Holzbalken um die Ohren. Kein Mensch kommt hierher.«
»Dann sollten wir uns lieber anziehen. Ich fürchte, dieses Zimmer könnte einstürzen.«
»Wir sind hier sicher, keine Angst.«
»Bitte, Mr Keith, ich will das nicht.«
»Ach, nein? Seit dem Tag deiner Ankunft machst du mir schöne Augen, du hast praktisch darum gebettelt. Warum zierst du dich jetzt? Willst du Geld? In Ordnung. Es macht mir nichts, dir ein Pfund dafür zu geben oder zwei.«
»Nein.« Sie wehrte sich weiterhin. »Nein. Ich meine, das dürfen wir nicht.«
»Natürlich darfst du. Wenn dein Mann dich befriedigen könnte, meine Liebe, dann hättest du nicht versucht, mich zu verführen. Oder?« Er schüttelte sie, und Hanni wurde böse.
»Mr Keith, tut mir Leid. Es ist meine Schuld.« Wieder ließen ihre Englischkenntnisse sie im Stich; sie wusste, dass sie deutsche Wörter einflocht, aber es musste reichen. »Bitte verzeihen Sie. Es stimmt. Sie sind ein netter Mann, und in meiner Dummheit hab ich Ihnen schöne Augen gemacht, aber jetzt weiß ich, dass es nicht recht war, und ich bitte Sie dafür um Entschuldigung.«
Absichtlich nahm Hanni alle Schuld auf sich, um ihm den Rückzug zu erleichtern, obwohl sie wusste, dass die Affäre eindeutig nicht nur einseitig gewesen war, dass er sich seinerseits auch an sie herangemacht hatte. Auf dem Bett setzte er sich rittlings auf sie. »Du blödes Weib. Lässt dich mit mir ein, dann musst du den Ritt auch bis zum Ende aushalten. Spiel mir nicht die keusche Jungfrau vor, das ist keine gute Idee. Schon gar nicht von einer verheirateten Frau.«
Die Entscheidung nahte. Dieser Mann nahm ein Nein als Antwort nicht hin. Er würde versuchen, sie zu vergewaltigen. Wenn sie sich wehrte, wenn sie ihn verletzte, wozu sie durchaus fähig war, zumal er sich über sie lümmelte, dann würden Lukas und sie gefeuert.
Er blickte auf sie herab, als hätte er ihre Gedanken gelesen. »Du wolltest es nicht anders, Hanni. Jetzt kriegst du es. Mit Vergnügen. Und zu deinem
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