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Im Land der tausend Sonnen

Titel: Im Land der tausend Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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für Leute, die für einen Apfel und ein Ei riesige Ländereien von der Regierung gepachtet hatten und nun Schafzuchtfarmen aufbauten. Großmutter und Großvater machten es genauso. Dadurch waren sie frei wie die Vögel. Sie sparten ein bisschen Geld zusammen, zogen – mein Vater war noch ein kleines Kind – in einem Karren noch weiter nach Norden und suchten sich ein riesiges Stück Land ganz für sich allein aus. Sie brauchten Wochen, um die Grenzen abzustecken, und die Aborigines saßen ihnen im Nacken. Und was meinen Sie, was sie taten, als sie dann schließlich stolze Besitzer von zehn Quadratmeilen guten Weidelands waren?«
            »Keine Ahnung«, antwortete Hubert fasziniert.
            »Sie zündeten ein großes Freudenfeuer an und feierten. Und jedes Jahr an diesem Tag zünden wir zum Gedenken daran Freudenfeuer an. Sie nannten ihre Farm – ihren Besitz, könnte man auch sagen – Tyrone Station nach Großmutters Heimat, und sie lebten hinfort glücklich und in Frieden. Ich bin dort geboren.«
            »Wo befindet sich dieses Land?«
            »Am Fluss Burnett. Ein gutes Stück landeinwärts von einem neu besiedelten Gebiet namens Bundaberg aus gesehen. Das sehe ich mir gerade an, als möglichen ›Ort zum Niederlassen‹, wie die Aborigines sagen würden, für Ihre lutherische Gemeinde.«
            »Und wo liegt dieser Fluss Burnett?«
            »Ach ja, entschuldigen Sie. Nun, lassen Sie mal sehen. Etwa dreihundert Meilen nördlich der Hauptstadt Brisbane.«
            Er bemerkte, dass Hubert überrascht den Atem einsog.
            »Herr Hoepper, wenn Sie dieses Land betrachten, dürfen Sie nicht an Entfernungen denken. Viel wichtiger ist Zeit. Entweder haben Sie die Zeit, dort draußen viele Meilen zurückzulegen, oder Sie haben sie nicht. Andererseits reisen Sie über neues, interessantes Land, in dem es keine Uhren gibt. Und vergessen Sie nicht – je weiter Sie sich von den hauptsächlichen Zentren der Besiedelung entfernen, desto preiswerter ist das Land.
            Wie auch immer, diese Siedlung Bundaberg liegt fast an der Mündung des Burnett, etwa zehn Meilen von der Küste entfernt. Die Stadt wächst sich aus zu einem bedeutenden Hafen für all die Farmen im Hinterland, denn vorher musste alles von und nach Brisbane über Land transportiert werden.«
            »Aber als Stadt kann man Bundaberg wohl noch nicht bezeichnen?«
            »Noch nicht, aber bald. Darauf können Sie getrost wetten.«
            »Ich bin keine Spielernatur, John. Ich bezweifle, dass diese Gegend interessant für mich sein könnte.«
            »Auch gut. Sie müssen selbst entscheiden, wohin Sie sich wenden. Ich habe hier nur beratende Funktion.«
            Bis jetzt hatte Hubert Henderson als einen Büromenschen betrachtet, von geringem Interesse, abgesehen von den Informationen, die er kraft seines Amtes geben konnte. Er hatte Henderson für einen Engländer gehalten, doch jetzt hatte er erfahren, dass der junge Mann tatsächlich in Australien zur Welt gekommen war – der erste Australier, den er kennen lernte –, und das ließ alles in einem ganz anderen Licht erscheinen. Henderson würde wohl wissen, wovon er sprach. Hubert schämte sich immer noch wegen seiner Reaktion auf die Geschichte von Hendersons Vorfahren, und er versuchte, es wieder gutzumachen.
            »Tut mir Leid, die Sache mit Ihren Großeltern. Ich hoffe, Sie halten mich nicht für indiskret.«
            »Aber ganz und gar nicht. Und Sie sollten sich wegen der Vergangenheit der Sträflinge keine Gedanken machen, Herr Hoepper. In Australien heißt es, die Engländer hätten besser daran getan, selbst auszuwandern und ihren Sträflingen England zu überlassen. In vielerlei Hinsicht waren diese deportierten Strafgefangenen irgendwann besser dran als viele einfache Leute in England.«
            Hubert nickte. »Das mag wohl zutreffen, wenn andere Sträflinge sich auch so herausgemacht haben wie Ihre Großeltern, und sie hatten den Vorteil eines gesunden Klimas. Aber ich frage mich, warum Sie hier in Deutschland sind, wenn Sie doch auf Ihrem Familienbesitz das Leben genießen könnten.«
            John lachte. »Die Antwort müssten Sie eigentlich kennen. Man nennt es Wanderlust.«
             
            Hubert war erleichtert über den Verkauf des Unternehmens. Mit der Zeit hatte er sich in puncto Verwaltung und

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