Im Land der tausend Sonnen
sich zurückmeldete und versuchte, zu einer gewissen Ordnung beizutragen, sofern denen da draußen überhaupt daran gelegen war.
Ihm fiel ein, dass es Hubert Hoepper gewesen war, der ihm das Bild von der Echse und von anderen landestypischen Tieren gezeigt hatte. Ach, Herr Hoepper. Was sollte er ihm über dieses Fiasko berichten? Was sollte er ihm schreiben? Im Augenblick am besten gar nichts. In seinem letzten, in Brisbane aufgegebenen Brief hatte er ihn über ihre sichere Ankunft informiert, und das musste zunächst einmal reichen. Eine Schande, dass eine derartige Tragödie über Herrn Hoepper hereingebrochen war. Er hätte ihnen allen in dieser Situation gut beistehen können. Er hätte gewusst, was zu tun sei. Er war Geschäftsmann, sein Rat wäre überaus wertvoll gewesen.
Als Bauer wusste Jakob, dass ihr »gelobtes Land« kurz gesagt wertlos war, und seine Freunde würden es einsehen müssen, aber er wollte die Gemeinschaft nicht spalten. Er hätte gern gewusst, was er tun sollte, um den Zusammenhalt zu stärken. Welche Alternative hatten sie?
Gewohnheitsmäßig kratzte er sich den Bart, zwang sich aufzustehen, hinauszugehen, den Problemen ins Gesicht zu sehen und Frieda beizubringen, dass er sich Geld von einer Bank leihen wollte. Doch als er aufstand, entdeckte er eine rundliche Gestalt in der Astgabel eines Gummibaums nur wenige Schritte von ihm entfernt, fast auf Augenhöhe mit ihm selbst. Vor seinen Augen nahm die Gestalt Form an, wenn auch von Licht gefleckt, und Jakob erkannte, dass es sich um einen Koala handelte. Das Tier mit seinem gutmütigen Gesicht und den plüschigen Ohren blinzelte ihn einfach nur an und machte keine Anstalten, sich zu entfernen. Es schien sich überhaupt nicht an Jakobs Gegenwart zu stören. Für Jakob bedeutete das pelzige Tierchen eine solche Freude, dass er es ergreifen und wie einen jungen Hund in den Arm nehmen wollte. Er entschied sich jedoch, es lieber nicht zu stören, und eilte stattdessen aus dem Wald hinaus, um Frieda zu holen, doch sie arbeitete zusammen mit den anderen Frauen, verteilte Buchweizengrütze und Kaffee, und ihrem finsteren Gesichtsausdruck nach zu urteilen war der Zeitpunkt für seine Entdeckung schlecht gewählt. Aus purem Eigensinn lud er auch keinen anderen ein, sich seinen Koala anzuschauen, sondern reihte sich einfach nur seufzend in die Schlange ein, um sein Frühstück in Empfang zu nehmen. Die Grütze war angebrannt.
Theo suchte mit hochrotem Gesicht Beitz auf, um ihm mitzuteilen, dass er mit seiner Familie zurück in die Baracke zog.
Der Pastor war fassungslos. »Das können Sie nicht tun! Nein, nein! Ich lasse es nicht zu! Hier wartet viel Arbeit. Was haben Sie denn erwartet? Ein fertiges Häuschen? Machen Sie keine Dummheiten, Theo!«
Doch die beiden jungen Kleinschmidts traten vor. »Wir gehen auch, Herr Pastor. Tut uns Leid, aber das hier taugt nichts.«
»Ich will gern jeden Tag herkommen«, sagte Theo. »Ich werde arbeiten, aber für meine Familie ist das hier nichts.«
»Sie können nicht unbegrenzt in dieser Baracke wohnen«, sagte Beitz ärgerlich. »Man wird Sie hinauswerfen.«
»Ich weiß, aber wir lassen es auf uns zukommen.«
Karl stieß seinen Vater an. »Wir müssen auch weg hier. Du solltest deine Position klar machen, solange wir noch in der Baracke wohnen können.«
»Ja. Melde dich jetzt gleich«, drängte Frieda, und so schloss Jakob sich widerwillig, früher als geplant, dem Exodus an.
Beitz weigerte sich starrsinnig, in die Stadt zurückzukehren, doch er blieb zumindest nicht allein zurück. Walther und die beiden Lutzes waren böse, weil alle anderen so früh aufgaben, verärgert über die Desertion, wie sie es nannten. Sie wollten bleiben.
»Warum gibst du so schnell auf?«, wollte Walther von Jakob wissen. »Hast du überhaupt kein Gottvertrauen? Eines Tages wird das hier Sein gelobtes Land sein. Wir arbeiten für Ihn. Wir können Ihm nicht einfach den Rücken kehren.«
»Es ist wegen des Aufwands«, versuchte Jakob zu erklären. »Du hast doch gesehen, was für ein hartes Stück Arbeit hier vor uns liegt. Das ist nun mal kein landwirtschaftlich nutzbares Land.«
»Aber eines Tages …«
Jakob legte ihm die Hand auf die Schulter. »Walther, du bist
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