Im Land der tausend Sonnen
zu leiten und die armen Kreaturen zu Gott zu führen. Hatte er ihnen das nicht oft genug erklärt?
Die Hütte des Pastors war tatsächlich komfortabel und enthielt das Allernotwendigste: ein selbst gebautes Bett und Bänke, Platz in einer abgetrennten Ecke für seine Truhen und gewebte Matten auf dem Boden. Seine kleine geschnitzte Betbank mit dem verblichenen roten Samtpolster, die er den weiten Weg aus der Alten Welt bis hierher gebracht hatte, wirkte in dieser tropischen Klause nicht einmal fehl am Platze.
Aber der Rundgang war noch nicht abgeschlossen. Sie gingen Richtung Urwald, um Walther zu suchen, der Unterholz rodete, zusammen mit mehreren Aborigines, Männern wie Frauen, die ihm folgten und hinter ihm aufräumten. Sie waren bekleidet, wie er erleichtert feststellte, aber in bunt zusammengewürfelte Hemden, schlecht passende Hosen und die Frauen in lange Baumwollhemden.
Walther, dieser Bär von einem Mann, freute sich maßlos, Jakob zu sehen. Er drückte ihn an seine Brust und rief die Eingeborenen herbei, damit sie seinem alten Freund die Hand schüttelten. Was sie auch taten – mit vor Entzücken blitzenden Augen.
Jakob wurde zum Bach geführt, der inzwischen von Gestrüpp und Unkraut befreit und genauso lieblich anzusehen war, wie er es von einem Bach gewohnt war. Ganz in seiner Nähe befand sich eine Grasfläche, die, wie er erfuhr, groß genug für ihre Kirche war. Die Kirche sollte St. Johannis heißen, nach dem Seminar in der alten Heimat.
Da Jakob noch in der Stadt zu tun hatte, nahm er die Einladung, über Nacht zu bleiben, an.
»Allerdings weiß ich nicht recht, was ich werde ausrichten können«, sagte er.
Er berichtete von seinem Problem mit Dixon, dem Grundbesitzer. Beitz war sehr bekümmert. »Ich wollte, ich könnte dir helfen«, sagte er. »Ich komme meinen Hirtenpflichten nicht richtig nach. Ich dachte, ich könnte euch alle zu Fuß besuchen, aber hier sind die Entfernungen viel zu groß.«
»Aber wir kaufen ein Pferd«, warf Walther ein. »Da die beiden Lutzes Arbeit haben, wird das Geld bald reichen. Dann kann der Pastor seine Schäfchen besuchen, wann immer er möchte.«
»Da sie ja nicht genug Vertrauen haben, um zu mir zu kommen«, fügte Beitz ärgerlich hinzu.
»Sie haben dieselben Probleme wie Sie, Herr Pastor«, sagte Jakob sanft, obwohl ihm klar war, dass seine Familie, die einen Wagen besaß, kaum eine Entschuldigung vorbringen konnte. Doch wäre die Fahrt hin und zurück an den Sonntagen trotz allem schwierig, da sie so hart am Aufbau ihrer Farm arbeiteten. »Ich frage mich allerdings, Herr Pastor, wie Sie sich zurechtfinden wollen. Es gibt keine Wegweiser.«
»Das Problem habe ich längst gelöst. Mr Tibbaling wird uns Führer zur Verfügung stellen.«
»Oh. Ausgezeichnet.«
»Und mein erster Besuch gilt der Clonmel Station – um Hanni und Lukas Fechner zu sehen, versteht sich, aber ich werde auch diesen Schafzüchter, Mr Dixon, aufsuchen. Ich werde ihm sagen, dass er sich zu benehmen hat.«
»Vielen Dank, Herr Pastor, aber damit würden Sie die Arbeitsplätze der Fechners gefährden.«
Walther kam auf Jakobs Problem zurück. »Wenn Stenning dir nicht hilft …«
»Apropos. Machst du seiner Tochter den Hof?«
»Miss Stenning ist eine Freundin«, sagte Walther schüchtern. »Den Hof machen – ich weiß nicht.«
»Sie mag ihn«, behauptete Beitz voller Begeisterung.
»Dann gib gut auf dich Acht, Walther. Als ich heute mit Stenning sprach, war er wütend über die Beziehung zwischen dir und seiner Tochter. Er hat sogar gedroht, dich mit der Peitsche zu jagen, wenn du dich nicht von dem Mädchen fern hältst.«
Walther grinste. »Mit der Peitsche will er mich jagen? Dieser kleine Kerl? Das glaub ich nicht. Aber, Jakob, in dieser Stadt findest du keine Hilfe. Die Leute hier sind abhängig von den Besitzern der großen Farmen und all ihren Arbeitern. Es wird noch lange dauern, bis sich genug neue Siedler hier niedergelassen haben, damit die Läden ohne die Grundbesitzer überleben können. Mir ist aufgefallen, dass die Geschäfte an den Tagen, wenn große Gruppen von Viehtreibern in die Stadt kommen, am besten gehen. Viehtreiber und Schafscherer und all diese
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