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Im Land der weissen Rose

Im Land der weissen Rose

Titel: Im Land der weissen Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Sie mir da erzählen,
Mrs. Lorimer! Ist das ein böser Scherz?«
    Die kleine Frau blickte betroffen. »Oh nein, Mrs. O’Keefe!
Und ich wollte Sie auf keinen Fall verletzen! Ich konnte ja nicht
ahnen, dass sie es wieder getan haben!«
    Â»Was ›wieder getan‹?«, fragte Helen,
obwohl sie bereits eine Ahnung beschlich.
    Â»Nun, das mit den Briefen«, führte Christine
Lorimer aus. »Mein Thomas ist ein herzensguter Mensch.
Wirklich, ich könnte mir keinen besseren Gatten wünschen.Aber
er ist Tischler, große Reden schwingt er nicht, und romantische
Briefe schreibt er auch nicht. Er sagte, er habe es wieder und wieder
versucht, aber keiner der Briefe an mich habe ihm gut genug gefallen,
um ihn abzuschicken. Schließlich wollte er mein Herz berühren,
wissen Sie. Tja, da hat er sich eben an Vikar Chester gewandt ...«
    Â»Vikar Chester hat die Briefe geschrieben?«, fragte
Helen, die nicht wusste, ob sie lachen oder weinen sollte. Immerhin
wurde ihr jetzt einiges klar: Die gestochen schöne Handschrift,
typisch für einen Geistlichen. Die wohlgesetzte Wortwahl –
und der Mangel an praktischen Informationen, den Gwyneira angemerkt
hatte. Und natürlich das auffällige Interesse des kleinen
Vikars am Gelingen der Brautwerbung.
    Â»Ich hätte nicht gedacht, dass sie sich das noch mal
trauen!«, meinte Mrs. Lorimer. »Weil ich den beiden
natürlich gründlich den Kopf gewaschen habe, als ich von
der Sache erfuhr. Oh, es tut mir so Leid, Mrs. O’Keefe! Ihr
Howard hätte die Chance haben müssen, es Ihnen selbst zu
sagen.Aber jetzt nehme ich mir diesen Vikar Chester vor! Na, der
kriegt was zu hören!«
    Resolut setzte Christine Lorimer sich in Bewegung, während
Helen nachdenklich zurückblieb. Wer war der Mann, den sie soeben
geheiratet hatte? Hatte Chester ihm wirklich nur geholfen, seine
Gefühle in Worte zu fassen, oder war es Howard im Grunde egal
gewesen, womit er seine künftige Gattin ans Ende der Welt
lockte?
    Sie würde es bald erfahren.Aber sie war sich gar nicht
sicher, ob sie es wollte.
    Der Karren schaukelte nun seit acht Stunden über schlammige
Wege. Helen hatte das Gefühl,die Reise würde niemals enden.
Zudem deprimierte sie die endlose Weite der Landschaft. Seit mehr als
einer Stunde waren sie an keinem Haus vorbeigekommen.Außerdem
war das Fuhrwerk, mit dem Howard seine junge Frau, ihre
Habseligkeiten und seine eigenen Einkäufe aus Christchurch
Richtung Haldon transportierte, das wohl unbequemste
Fortbewegungsmittel, das Helen je benutzt hatte. Ihr Rücken
schmerzte von dem ungefederten Sitz, und der beständige leichte
Nieselregen verursachte ihr Kopfschmerzen. Howard trug auch nichts
dazu bei, ihr die Reise erträglich zu machen, indem er sie ein
bisschen unterhielt. Er hatte seit mindestens einer halben Stunde
nicht das Wort an sie gerichtet,sondern brummte höchstens mal
dem braunen Pferd oder dem grauen Maultier einen Befehl zu, die den
Karren zogen.
    Deshalb hatte Helen alle Zeit der Welt, ihren Gedanken
nachzuhängen, und das waren nicht die erfreulichsten. Dabei war
die Sache mit den Briefen noch das geringste Problem. Howard und der
Vikar hatten sich gestern beide für die kleine Täuschung
entschuldigt, hielten sie jedoch für eine lässliche Sünde.
Immerhin hatten sie die Angelegenheit erfolgreich zum Abschluss
gebracht: Howard hatte seine Frau und Helen ihren Gatten. Schlimmer
war die Nachricht, die Helen gestern Abend noch von Elizabeth gehört
hatte. Mrs. Baldwin hatte nichts erzählt – vielleicht weil
sie sich schämte oder um Helen nicht zu beunruhigen.Aber Belinda
Baldwin hatte den Mund nicht halten können und Elizabeth
verraten, dass die kleine Laurie den Lavenders schon am zweiten Tag
zum ersten Mal weggelaufen war. Natürlich hatte man sie schnell
wiedergefunden und scharf gerügt, doch schon am nächsten
Abend hatte Laurie es erneut versucht. Beim zweiten Mal hatte man sie
geprügelt. Und jetzt, nach dem dritten Versuch, saß sie
eingeschlossen in der Besenkammer.
    Â»Bei Wasser und Brot!«, erklärte Belinda
dramatisch.
    Helen hatte den Reverend an diesem Morgen vor der Abfahrt auf die
Sache angesprochen; natürlich hatte er ihr zugesagt,bei Laurie
nach dem Rechten zu sehen. Doch ob er Wort hielt, wenn Helen nicht da
war, um ihn an seine Pflichten zu mahnen?
    Und dann war da natürlich die Abreise zusammen mit

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