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Im Land Der Weissen Wolke

Im Land Der Weissen Wolke

Titel: Im Land Der Weissen Wolke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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sich, was aus ihren Brüdern werden sollte, falls man sie tatsächlich der Universität verwies. Beide hatten niemals körperlich gearbeitet. Es kam also nur eine Anstellung als Büroangestellter in Frage, anfangs wohl nur als Bürodiener. Und das würden beide ganz bestimmt als unter ihrer Würde betrachten. Helen wünschte sich wieder einmal weit fort. Warum schrieb dieser Howard nicht endlich? Und warum waren Schiffe so langsam, wo es doch schon Dampfer gab und man nicht mehr auf günstige Winde angewiesen war!
    Der Reverend und seine Gattin empfingen Helen herzlich wie immer. Es war ein wunderschöner warmer Frühlingstag, und Mrs. Thorne hatte den Teetisch im Garten gedeckt. Helen atmete tief die Blumendüfte ein und genoss die Stille. Der Park der Greenwoods war zwar viel weiträumiger und stilvoller angelegt als der winzige Garten des Reverends, doch hatte sie dort kaum eine ruhige Minute.
    Mit den Thornes dagegen konnte man auch gut einmal schweigen. Gelassen genossen die drei ihren Tee und Mrs. Thornes Gurkensandwiches sowie die selbst gebackenen Törtchen. Dann aber kam der Reverend zur Sache.
    »Helen, ich will ganz offen sprechen. Ich hoffe, Sie nehmen es mir nicht übel. Natürlich wird hier alles vertraulich behandelt, besonders die Gespräche zwischen Lady Brennan und ihren jungen ... Besucherinnen. Aber Linda und ich wissen natürlich, worum es geht. Und wir hätten schon blind sein müssen, wenn Ihr Besuch bei Lady Brennan uns entgangen wäre.«
    Helens Gesicht wurde abwechselnd rot und blass. Darüber also wollte der Reverend reden. Sicher war er der Meinung, dass sie Schande über das Andenken ihres Vaters brächte, wenn sie ihre Familie verließ und ihre Existenz aufgab, um sich auf ein Abenteuer mit einem Unbekannten einzulassen.
    »Ich ...«
    »Helen, wir sind nicht die Wächter über Ihr Gewissen«, sagte Mrs. Thorne freundlich und legte ihr beruhigend die Hand auf den Arm. »Ich kann sogar sehr gut verstehen, was eine junge Frau zu diesem Schritt treibt, und wir lehnen Lady Brennans Engagement ja auch keineswegs ab. Der Reverend würde ihr sonst kaum seine Amtsräume zur Verfügung stellen.«
    Helen fasste sich ein wenig. Also keine Standpauke? Aber was wollten die Thornes dann von ihr?
    Beinahe widerstrebend ergriff der Reverend jetzt wieder das Wort. »Ich weiß, dass meine nächste Frage beschämend indiskret ist, und ich wage es kaum, sie zu stellen. Nun, Helen, hat Ihre ... äh, Bewerbung bei Lady Brennan schon etwas ergeben?«
    Helen biss sich auf die Lippen. Warum, um Himmels willen, wollte der Reverend das wissen? War ihm irgendetwas über Howard O’Keefe bekannt, das sie wissen musste? War sie – Gott helfe ihr! – einem Betrüger aufgesessen? Über eine solche Schande würde sie niemals hinwegkommen!
    »Ich habe auf einen Brief geantwortet«, sagte sie steif. »Ansonsten hat sich weiter nichts getan.«
    Der Reverend überschlug kurz die Zeit zwischen der Anzeige und dem heutigen Datum. »Natürlich nicht, Helen, das wäre auch so gut wie unmöglich. Zum einen hätten sich mehr als günstige Winde für die Überfahrt ergeben müssen, zum anderen hätte der junge Mann praktisch am Pier aufs Schiff warten und seinen Brief gleich dem nächsten Kapitän mitgeben müssen. Der normale Postweg geht viel langsamer, glauben Sie mir. Ich stehe in regelmäßigem Briefwechsel mit einem Amtsbruder in Dunedin.«
    »Aber ... aber wenn Sie das wissen, was wollen Sie dann?«, brach es aus Helen heraus. »Falls sich zwischen mir und Mr. O’Keefe wirklich etwas ergibt, kann es ein Jahr und länger dauern. Vorerst ...«
    »Wir dachten daran, die Sache vielleicht ein wenig zu beschleunigen«, brachte Mrs. Thorne, die deutlich praktischer veranlagte Hälfte des Ehepaares, die Sache auf den Punkt. »Was der Reverend eigentlich fragen wollte ... konnte der Brief dieses Mr. O’Keefe Ihr Herz rühren? Könnten Sie sich wirklich vorstellen, um dieses Mannes willen eine solche Reise zu machen und alle Brücken hinter sich abzubrechen?«
    Helen zuckte die Achseln. »Der Brief war wunderschön«, bekannte sie und konnte nicht verhindern, dass ein Lächeln um ihre Lippen spielte. »Ich lese ihn immer wieder, jede Nacht. Und ja, ich könnte mir vorstellen, in Übersee ein neues Leben anzufangen. Es ist meine einzige Chance auf eine Familie. Und ich hoffe inständig, dass Gott mich leitet ... dass er es war, der mich diese Anzeige lesen ließ ... dass er mich gerade diesen Brief empfangen ließ und nicht

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