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Im Land des Falkengottes. Amenophis

Im Land des Falkengottes. Amenophis

Titel: Im Land des Falkengottes. Amenophis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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Pferdegeschirre, der Wagen und der Sänften und für die dazugehörenden Diener und Sklaven verantwortlich.
    Am Anfang genoss ich die freie Zeit sehr. Ich trieb mich viel in unserem Garten herum oder war mit den Freunden aus der Nachbarschaft zusammen. Ab und zu durfte ich meinen Vater in die Stallungen begleiten, wo ich mich bei den Dienern über alles, was mir wissenswert erschien, genauestens kundig machte. Bald wusste ich, welche die persönlichen Pferde des Guten Gottes waren und wie sie hießen, was für Pferdegeschirre zu welchen Anlässen benutzt wurden und wo die Pferde der Prinzen und ihre Wagen standen. Ich ließ keine Gelegenheit aus, um den Pferden von Prinz Amenophis Brot oder ein Stück Gemüse mitzubringen.
    Doch schon bald fehlten mir meine Freunde aus dem Palast, und ich sehnte mich nach der bevorstehenden Überschwemmung, da mit ihr das Leben im ganzen Land zurückkehren würde. Die Überschwemmung kündigte sich für uns stets durch die nach und nach aus dem Fajum Heimkommenden frühzeitig an. Zuerst kehrten die weniger bedeutenden Familien zurück und dann, in kurzen Abständen, die Mächtigen, bis schließlich Pharao, der Gute Gott und seine Familie feierlichen Einzug hielten. Tausende von Menschen säumten die Straßen vom Rand der Stadt bis zum Großen Haus und jubelten ihrem Herrscher zu, weil sie wussten, dass mit seinerRückkehr die schwere Zeit der großen Hitze und Trockenheit endgültig vorüber war.
    Ich hielt mich in diesem Jahr ebenfalls in der Menge auf, konnte aber den Guten Gott nicht sehen, da mir die Erwachsenen die Sicht völlig versperrten und es mir nicht gelang, mich in die vorderste Reihe zu drängeln.
    Je näher die Überschwemmung schließlich kam, desto aufgeregter wurden alle. Die Dämme und Wälle wurden ein letztes Mal überprüft, damit sie einer möglicherweise sehr starken Flut standhielten, die Bauern bereiteten das Saatgut vor, die Fischer überprüften die Netze, da die Überschwemmung gleichzeitig einen großen Reichtum an Fischen mit sich brachte.
    Und die Steuerbeamten des Guten Gottes bereiteten die Maßbänder und die Bücher zum Vermessen der Anbauflächen vor, denn ehe die Aussaat begann, musste die jeder Familie zustehende Anbaufläche genau vermessen und niedergeschrieben werden, um so später die Höhe der Steuerabgaben festlegen zu können.
    Naturgemäß waren die Steuerbeamten nicht sehr beliebt, und mancher Bauer versuchte auf seine Art für sich den größten Vorteil zu erzielen. Die einen behaupteten, ihr Boden sei nicht von so guter Qualität wie der der übrigen Nachbarn, weswegen ein anderer Bewertungsmaßstab heranzuziehen sei, der nächste führte an, dass sein Land in einem Gebiet lag, in dem es besonders viele Krokodile gab, weswegen Kosten für zusätzliche Schutzmaßnahmen anfielen, und wieder andere redeten nicht lange herum und versuchten, die Beamten zu bestechen – was auch manchmal gelungen sein soll. Wurde allerdings ein Beamter dieser ruchlosen Tat überführt, bedeutete dies den sicheren Verlust zumindest eines Ohres und viele Jahre harter Arbeit im Steinbruch.
     
    Endlich trafen wir uns alle im Palast wieder, und es kam uns vor, als hätten wir uns eine Ewigkeit nicht gesehen. In der ersten Unterrichtspause tauschten wir Ferienerlebnisse aus, wobei Prinz Amenophis natürlich den Vorrang hatte. Mit Begeisterung berichtete er von seinen Jagderlebnissen im Fajum, und seine Geschichten fesselten uns vom ersten Augenblick an.
    Er begann seine Erzählung mit dem Aufbruch im Morgengrauen, als der Gute Gott mit ihm und den übrigen Begleitern auf Streitwagen bis zu einer Stelle im Sumpfgebiet fuhr, wo die Boote für die Jagd bereits vorbereitet lagen.
    «Von Ferne hörten wir schon das Schnaufen und wohlige Brummen der Flusspferde, die sich vor Sonnenaufgang daranmachten, wieder in das schützende Wasser zurückzukehren. Wir standen mit den Booten im Dickicht des Schilfes verteilt und lauerten ihnen mit unseren Harpunen auf. Mein Vater erlaubte mir, mit auf sein Boot zu kommen, auf dem sich noch drei seiner tapfersten Krieger befanden. Mit eigener Hand erlegte er an diesem Morgen vier Flusspferde», berichtete der Prinz jetzt aufgeregt.
    «Ich selbst durfte auch zweimal eine Harpune nach ihnen werfen. Einmal traf ich mitten in den Rachen eines dieser Ungeheuer, das mit fünf Harpunen im Körper laut brüllend verendete.»
    Wir anderen waren sprachlos vor Ehrfurcht.
    «Ein anderes Boot wurde von drei Tieren angegriffen, weil ein Bulle

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