Im Land des Falkengottes. Amenophis
Ipet-sut war vollendet, sodass jetzt die Arbeiten an dem neuen Torturm beginnen konnten. Hierfür mussten einige Bauten seiner Vorgänger beseitigt werden. Ihre Steine wurden indas Fundament des neuen Turmes eingebaut, welcher nach Westen zu den neuen Eingang zum Tempelbezirk bildete. Es war mit vierzig Ellen der höchste aller bisher errichteten Tortürme, und die Fahnenmasten, je vier links und rechts des Tores, überragten den Turm nochmals um sechzehn Ellen. Die Fassade zeigte auf beiden Seiten ein mächtiges Bild Pharaos, wie er mit der einen Hand Feinde bei den Haaren packt und mit der anderen ausholt, um sie niederzuschlagen. In der Inschrift hieß es:
«Ein neues Denkmal für Amun-Re, dem Herrn der Throne der Beiden Länder, ganz mit Gold bedeckt und geschmückt mit dem gemeißelten Bild des Gottes als Widder, eingelegt mit echtem Lapislazuli und verziert mit Gold und kostbaren Steinen. Desgleichen hat man nie zuvor geschaffen. Es ist gepflastert mit reinem Silber. An beiden Seiten des äußeren Tores stehen Stelen aus Lapislazuli. Seine beiden Seiten reichen empor in den Himmel wie die Pfeiler des Himmels. Seine mit Gold verzierten Fahnenmasten streben gen Himmel. Das Gold dafür hat Seine Majestät aus dem Lande Karai mitgebracht, bei Ihrem ersten siegreichen Feldzug, bei dem Sie das elende Kusch schlug.»
Auch im Süden der Tempelanlage errichtete Amenophis einen neuen Torturm, von welchem man in südliche Richtung zum Tempel der Mut gelangte. Eine gewaltige Steinfigur Pharaos stand links neben dem Eingang, und eine noch gewaltigere, zweiunddreißig Ellen hohe Figur ragte rechts neben dem Eingang empor. Es war die höchste Steinfigur, die bis dahin in Ägypten errichtet wurde und zeigte Pharao mit dem Nemes-Kopftuch und darüber der Doppelkrone. Die Fahnenmasten dieses Torturmes waren ebenso mit Gold überzogen wie die Torflügel, die zudem mit kostbaren Edelsteinen besetzt waren.
Mit dem Bau seines Palastes jenseits des Flusses wollte Nimuria jetzt nicht mehr länger warten. Amenophis, Sohn des Hapu, hatte die Pläne so weit fertig gestellt, dass mit dem Bauder Grundmauern begonnen werden konnte. Seit Monaten schleppten Tausende Arbeiter Nilschlamm von beiden Ufern über die weite Ebene nach Westen, wo auf etwa gleicher Höhe des südlichen Tempels von Ipet-sut der neue Palast Pharaos errichtet wurde. Aber nicht genug! Zur selben Zeit begannen weiter nördlich auch die Arbeiten an Nimurias Totentempel, seinem Tempel der Millionen Jahre.
Der Plan des weisen Baumeisters Amenophis war einzigartig: Nahezu das gesamte, dem eigentlichen Tempel vorgelagerte Gelände lag im Bereich des Überschwemmungslandes und wurde Jahr für Jahr von den Wassermassen des Nils überflutet, sodass der Tempel nur noch mit Booten erreicht werden konnte. War das Wasser abgeflossen, wuchs aus dem zurückgebliebenen Schlamm neues Grün, erwachte alles zu neuem Leben. Eindrucksvoller war das Vergehen und Werden des Lebens, die Ordnung unserer Welt vor den Augen des Guten Gottes, der in seinem Tempel der Millionen Jahre einst Verehrung finden sollte, nicht darzustellen. Im Eingangsbereich des Geländes stellte der Baumeister zwei gewaltige Sitzfiguren Nimurias auf, die über das Kommen und Gehen, das Werden und Vergehen wachten. Sie waren aus Quarzit gearbeitet, und jede von ihnen war über vierzig Ellen hoch. Die nördliche Statue zeigte Pharao mit seiner Mutter Mutemwia. Neben dem Thron der südlichen Figur stand Teje. Die Seiten der beiden Throne waren mit Abbildungen von Nilgöttern und Pflanzen verziert, die Ober- und Unterägypten symbolisierten. Auf der Rückseite war nach der langen Namenstitulatur zu lesen:
«Er machte es als sein Denkmal für seinen Vater Amun, indem er ihm ein großes Ebenbild aus Sandstein errichtete, dessen Namen sein soll ‹Neb-maat-Re ist der Herrscher der Herrscher›. Er tat es, damit ihm Leben gegeben werde ewiglich.»
Amenophis ließ an seiner eigenen Vergöttlichung keinen Zweifel.
Aber auch im übrigen Tempelbereich standen Figuren der Sachmet, von Sobek und von Nimuria selbst. Vor dem zweiten Eingangstor ließ der Baumeister zwei gewaltige Steinfiguren seines Herrschers errichten, zwei weitere aus Alabaster standen vor dem dritten Torturm. Hinter dem dritten Tor führte eine lange, von Sphingen gesäumte Allee westwärts in einen Sonnenhof mit vielen Standfiguren, die alle über acht Ellen hoch waren. Überall glänzte es von Gold, Silber und Edelsteinen. An einer Wand des Tempels
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