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Im Land des Falkengottes. Amenophis

Im Land des Falkengottes. Amenophis

Titel: Im Land des Falkengottes. Amenophis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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stand geschrieben:
    «Der Herr des Throns der Beiden Länder schuf ihn als ein Denkmal für seinen Vater Amun, indem er ihm einen prächtigen Tempel errichtete rechter Hand Wasets; eine Festung für die Ewigkeit aus gutem weißen Sandstein, bedeckt mit Gold überall. Seine Böden waren bedeckt mit Silber, alle Türen sind mit Elektron beschlagen.»
    Es war dies der größte Tempel der Millionen Jahre, der je errichtet wurde.
     
    Im Palast herrschte fröhliche Aufgeregtheit. Meine Schwester Teje gebar ihren zweiten Sohn, der wie sein Vater den Namen Amenophis erhielt. Nimuria war jetzt zweiundzwanzig Jahre alt und ein ebenso stolzer Vater, wie er ein mächtiger Herrscher war. Trotz der schweren Bürde, die auf ihm lastete, trotz der harten Arbeit nahm sich Ameni für seine Familie viel Zeit. Oft verbrachte er viele Stunden mit Teje und den Kindern im Palastgarten, und Prinz Thutmosis hatte den größten Spaß, wenn er auf Amenis Rücken das Schwimmbecken durchqueren durfte.
    Wenige Monate nach der Geburt des zweiten Prinzen, die Erntezeit war gerade vorüber, sodass ich etwas mehr Ruhe hatte, kamen meine Eltern zu Besuch. Sie liebten unser Haus und unseren Garten, und vor allem meine Mutter konnte von der Vielfalt der Blumen und Sträucher nicht genug bekommen. Immer wieder beugte sie sich nieder und roch an denBlüten, oder sie setzte sich im Schatten einer Sykomore auf eine Bank und genoss den herrlichen Anblick. Die abendliche Unterhaltung war meist nicht einfach, denn meine Mutter hätte zu gerne von Tejes Kindern erzählt, hielt sich aber zurück, um Merit nicht zu kränken. An diesem Abend war alles etwas anders. Merit nahm Mutter unter den Arm, ging mit ihr lachend und unentwegt plaudernd durch den Garten und erklärte ihr jede einzelne babylonische Pflanze.
    «Merit ist heute auffallend gut gelaunt», bemerkte selbst Vater. «Hast du ihr etwa ein besonders schönes Schmuckstück geschenkt?»
    Ich sah Vater mit unschuldigen Augen an und schüttelte den Kopf. «Kann man Frauen nur mit Schmuck glücklich machen?»
    «So war das nicht gemeint, Eje. Aber sieh nur, wie ausgelassen sie ist!»
    Es wurde ein fröhlicher und auch ein sehr langer Abend. Merit selbst war es, die viel über Teje und die beiden Prinzen, über Achas Frau Iset und deren kleine Tochter sprach.
    Es war spät in der Nacht, als uns meine Eltern verließen und ihre Sänfte durch das Hoftor im Dunkel der Nacht verschwand. Merit nahm mich bei der Hand und führte mich zurück in den Garten. Es war eine jener bezaubernden Nächte, wie man sie nur in Waset erleben konnte. Die Luft war noch heiß, aber es war eine trockene, angenehme Hitze. Es war Vollmond, und Chons’ glänzende Scheibe erhob sich gerade über die Wipfel der Palmen und tauchte unseren Palast und den Garten in ein kaltes, silbrig-blaues Licht. Wir saßen auf einer Steinbank und hörten einer Nachtigall zu, die unaufhörlich und in den herrlichsten Tönen ihr Liebeslied sang. Merit lag in meinem Arm und hatte die Augen geschlossen. Es war schön, sie so anzusehen, ihr schmales Gesicht mit den vollen Lippen, ihre gleichmäßige Nase und ihr volles Haar. Sie hobdie Lider, und große schwarze Augen sahen mich an. Sie lächelte ein wenig und sagte: «Du wirst Vater.»
    Ich spürte, wie mein Herz vor Erregung und Freude klopfte. Hatte sie wirklich gesagt, ich würde Vater werden? Meine Finger glitten zärtlich über ihre Stirn, ihre Wangen und ihre Lippen, und noch immer sahen mich große schwarze Augen an. Jetzt strich ich durch ihre Haare und drückte sie noch näher an mich heran.
    «Endlich», flüsterte ich in ihr Ohr. «Endlich! Ich freue mich so für dich, meine Liebe. Wir werden eine wunderbare Familie sein!»
    Wir küssten uns, dann nahm ich sie auf meine Arme und trug sie in unser Schlafgemach. Als sie neben mir lag und nur der Mond auf ihren Körper schien, auf ihr Gesicht, auf ihre kleinen Brüste, die schlanken Hüften, die langen Beine, da wusste ich, dass Merit die schönste und liebste Frau war, die es gab. Mit der Nachtigall, bei Anbruch der Dämmerung, schliefen wir ein, glücklich, so unendlich glücklich.
    Merits Schwangerschaft sprach sich schnell herum, und überall war man sichtlich erleichtert, fürchteten doch schon viele, Merit und ich würden nie Kinder bekommen. Ameni und Teje besuchten uns mit großem Aufwand, und jedermann in Waset wurde wieder deutlich sichtbar, wie nahe ich dem Herrscher stand. Sie beschenkten Merit mit goldenen Figuren der Thoeris und des

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