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Im Land des Falkengottes. Amenophis

Im Land des Falkengottes. Amenophis

Titel: Im Land des Falkengottes. Amenophis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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die Stimme erhob, waren alle Anwesenden umso überraschter, als Amenophis zu Merimes sagte: «Das Herz Eures Herrschers ist auf das Höchste erfreut. Er wird Kusch nicht vergessen in seiner Gunst, seid euch dessen gewiss!»
    Die nubischen Vertreter verneigten sich mit sichtlicher Genugtuung besonders tief und lange, und verließen unter dem ohrenbetäubenden Lärm ihrer Trommeln die Versammlung, während ihre Mädchen die Schalen direkt zu Füßen des Thrones niederstellten, um sich danach ebenfalls zu entfernen.
    Es folgten die Vertreter Mitannis, die Amenophis große Mengen des bei uns so begehrten Eisens, das es in Ägypten nicht gibt, sowie daraus hergestellte Waffen darbrachten. Wenngleich die Geschenke aus Mitanni nicht sehr aufwendig aussahen, ihres unschätzbaren Wertes waren wir uns alle durchaus bewusst. Die Vertreter des mit uns befreundeten Landesbrachten die Grüße ihres Königs Artatama und seiner Gemahlin und verkündeten sehr zur Freude unseres Herrschers, dass sie noch hundert Pferde und genau tausend Schafe für die königliche Hofhaltung als Geschenk mitgebracht hätten. Ramose erwiderte stellvertretend für seinen König die Grüße an Artatama, bezeichnete diesen als «Bruder» seiner Majestät und wünschte Beiden Ländern eine lange und innige Freundschaft.
    Es folgten die Vertreter der anderen asiatischen Länder, allen voran Babylon. Sodann erschienen die Abgesandten des sagenumwobenen Punt vor Seiner Majestät. Seit Pharao Hatschepsut Maat-ka-Re reisten immer wieder ägyptische Expeditionen dorthin, um vor allem Weihrauch, aber auch Gewürze und fremdartige Tiere zu uns zu bringen. Körbeweise stellten sie die begehrten, golden glänzenden Weihrauchkörner vor Amenophis nieder, und jetzt waren es vor allem die Priester, die zufrieden dreinblickten, war doch der Tempelkult durch diese Gaben für Jahre gesichert! Ihr Sprecher überbrachte ebenso wie die anderen die Grüße seines Herrschers und erklärte, er habe noch fünfhundert Weihrauchbäume als Geschenk mitgebracht, die er bereits den königlichen Gärten übergeben habe. Punt brauchte aber eine nennenswerte Weihrauchernte in Ägypten und damit eine Schmälerung des Handels nicht zu befürchten. Unsere Gärtner konnten unternehmen und versuchen was sie wollten, die Weihrauchernte auf ägyptischem Boden war und blieb bedeutungslos.
    Die letzte Gruppe bildeten die Sardenen, wilde bärtige Männer von einer fernen Insel, die Amenophis eine stattliche Menge Silber als Gastgeschenk mitbrachten.
    Die Geschenkübergaben waren immer wieder begleitet von den üblichen Treueschwüren und guten Wünschen für den neuen Herrscher, und einer möglichst aufwendigen, meist sehr lauten Gestaltung dieses Aktes.
    Am frühen Nachmittag war die Huldigung des neuen Herrschersbeendet, und angesichts der jetzt sengenden Hitze waren ausnahmslos alle dankbar, sich zurückziehen zu dürfen.
    In meinem Schlafzimmer nahm ich mir erst einmal die Perücke ab, dann den Ring und das Pektorale. Ich legte mich gerade auf mein Bett und wollte mir die Geschenke meines Freundes genauer ansehen, als mein Vater eintrat.
    Er berichtete mir, dass jetzt bis in die Abendstunden hinein der Thronsaal und alle Höfe des Palastes für die Krönungsfeier vorbereitet werden und wir genug Zeit hätten, uns zu erholen und uns auf den Abend vorzubereiten. Leider zeigte mein Vater keinerlei Bereitschaft, mir Genaueres zu verraten, gleich, wie nachdrücklich und herzlich ich ihn darum auch bat. Es war zwecklos.
    Nachdem er gegangen war, bat ich meinen Schreiber Cheruef, nach einem Harfenspieler Ausschau zu halten, um mich etwas ablenken zu lassen. Erst nachdem ich ihm diesen Wunsch mitteilte, erinnerte ich mich meines Erlebnisses vom Vorabend und gab mich der Hoffnung hin, der Harfner möge nicht alleine kommen. Leider blieb es bei dem Wunsch, denn Cheruef kam nur mit einem nichts sagenden Musiker zurück, der nun, hinter einem Vorhang versteckt, spielte, bis ich, von den Anstrengungen dieses Tages übermannt, fest einschlief.
    Eine Mischung der verschiedensten Geräusche holte mich nach mehr als zwei Stunden wieder ins Diesseits zurück. Da die Sonne schon weit im Westen stand und sich die Luft allmählich abkühlte, begannen die Vögel im Garten wieder ihre Lieder anzustimmen, da und dort sangen ein paar Mädchen, und die unterschiedlichsten Geräusche hallten durch die Gänge und Räume des Palastes. Auch in mein kleines Gemach kam allmählich Leben. Unter der Aufsicht Cheruefs

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