Im Land des Roten Ahorns
zwischen ihm und seiner Tochter ansprach. Marion war noch immer verstimmt wegen des Vorfalls auf dem Empfang. Wie Connor vermutete, hauptsächlich deshalb, weil sich die Leute noch immer das Maul über den Skandal zerrissen - selbst die, die gar nicht dabei gewesen waren.
Unwillkürlich wanderten Monahans Gedanken wieder zu Jaqueline. Darüber vergaß er sogar das köstliche Hammelfleisch.
Ob der Hund sie vor einem Bärenangriff schützen kann? Wenn er, Connor, in der Hütte gewohnt hatte, hatten sich bisher nur selten Bären blicken lassen. Bei Jaqueline dagegen war bereits der zweite aufgetaucht. Hat das einen bestimmten Grund?, überlegte er.
Unwillkürlich musste er an den alten Medizinmann der Irokesen denken, der für seinen Vater gearbeitet hatte. Der Indianer hatte ihm oft erzählt, dass der Bär Connors Krafttier sei. »Dein Totem wird sich immer dann zeigen, wenn du zu blind bist, etwas Bestimmtes zu erkennen«, hatte er ihm erklärt.
Gibt es etwas, was ich noch nicht erkannt habe? Und was hat das mit Jaqueline zu tun?, sinnierte er nun.
»Heute Nachmittag war ein seltsamer Kerl hier«, unterbrach Marion die Stille. »Er hat sich nach dem Mädchen erkundigt, das du ›gerettet‹ hast.« Der Spott in ihrer Stimme war nicht zu überhören.
Seit dem Vorfall auf dem Ball bedachte Marion ihn immer wieder mit spitzen Bemerkungen hinsichtlich Jaqueline.
»Und, was hast du ihm gesagt?«, fragte er betont unbeteiligt, während er weiterkaute.
»Ich habe ihn weggeschickt. Soll er doch allein nach diesem liederlichen Weib suchen.« Marion starrte ihn unverwandt an. »Wenn du mich fragst, hat sie irgendwas auf dem Kerbholz. Der Mann hat behauptet, dass sie ihm davongelaufen ist. Er sprach von ihr als einer ›Bekannten‹, doch ich glaube, da ist mehr zwischen den beiden. Vielleicht ist sie seine Frau.«
Connor spürte plötzlich einen inneren Aufruhr. Aber er bemühte sich, nach außen möglichst ungerührt zu wirken. Ich darf Marion nicht noch mehr Zündstoff liefern, dachte er. Aber wenn ich die Sache ignoriere, ist das ebenfalls Wasser auf ihre Mühlen.
»Wie war denn der Name des Mannes?«, erkundigte er sich, nachdem er sich noch ein Stück Brot vom Silbertablett genommen hatte.
»Alan Warwick. Vielleicht kannst du ihm weiterhelfen. Immerhin warst du der Letzte, der dieses Frauenzimmer gesehen hat.«
Connor unterdrückte ein Seufzen. Marions schnippischer Ton ging ihm allmählich auf die Nerven. War sie schon immer so? Mittlerweile häuften sich die Situationen, in denen er bezweifelte, noch die Frau vor sich zu haben, in die er sich verliebt hatte. Wo war nur die bezaubernde Marion geblieben, die er beim Sommerball ihres Vaters kennengelernt hatte?
»Ich wüsste nicht, wie ich ihm helfen könnte.«
»Irgendwohin musst du der Frau doch nach dem Empfang gefolgt sein«, schnappte Marion, während sie nach ihrem Weinglas griff. »Wenn er ihr Ehemann oder ihr Verlobter ist, hat er ein Recht zu erfahren, wo sie steckt.«
»Ich bin ganz deiner Meinung. Aber ich kann ihm nicht helfen.«
»Wer weiß, vielleicht verbindet die beiden noch etwas ganz anderes«, fuhr Marion ungeachtet seiner Worte fort. Ihre Stimme schraubte sich in schrille Höhen. »Die zwei könnten ein Gaunerpärchen sein. Oder vielleicht hat sie ihn bestohlen.«
Connor ballte die Faust. Er musste sich zwingen, nicht auf den Tisch zu schlagen. Es war möglich, dass Warwick der Kerl war, vor dem Jaqueline die Flucht ergriffen hatte.
»Ich sage es zum letzten Mal, ich kann ihm nicht helfen. Wenn es dir recht ist, würde ich jetzt gern das Thema wechseln, offenbar macht es dich noch immer hysterisch.«
Das Letzte hatte er eigentlich nicht sagen wollen. Aber es war nun mal aus ihm herausgeplatzt.
Marion verstummte auf der Stelle. Sie starrte ihn an, als sei ihr ein Bissen im Hals stecken geblieben, und schnappte hörbar nach Luft.
»Du findest also, dass ich hysterisch bin?«, fragte sie schließlich.
»Neuerdings schon«, gab Connor zurück. Seine erwachende Streitlust beunruhigte ihn. Aber er mochte nicht mehr schweigen. »Du führst dich auf wie ein verzogenes kleines Mädchen, das fürchtet, ein anderes könne ihm sein Spielzeug wegnehmen. Benimm dich endlich mal wie eine erwachsene Frau!«
Marion wurde abwechselnd blass und puterrot. »Ein verzogenes kleines Mädchen?« Ihre Stimme klang spitz. »Dann geh doch zu diesem Flittchen, wo auch immer du es versteckt hast!«
»Gut, wie du willst! Allerdings werde ich nicht zu meinem
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