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Im Land des Silberfarns: Roman (German Edition)

Im Land des Silberfarns: Roman (German Edition)

Titel: Im Land des Silberfarns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Temple
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sich die Aufregung etwas gelegt hat. Unsere Dinge sortieren und nach weiteren Möglichkeiten Ausschau halten.«
    »Schottland?« Anne flüsterte das Wort, als ob es sich um eine besonders ansteckende Krankheit handeln würde. »Das liegt am Ende der Welt! Ich habe den Verdacht, die kommen da noch in Kilts zu den Bällen. Wenn es denn da überhaupt einen Ball gibt. Und ich werde Gregory nie wiedersehen …«
    »Das wirst du auch nicht, wenn wir hier in Dorset bleiben«, erklärte ihr Vater. »Wenn du auch nur einen winzigen Rest Ehre in dir trägst, dann solltest du diesen Mann nie wieder sehen wollen. Er war nur auf unser Gestüt, unsere Stuten und unsere Ländereien aus – nie ging es diesem Windhund um dich, mein Kind. Niemals.«
    »Du redest von seinem Vater!« Anne hatte vor Zorn hektische Flecken auf den Wangen. »Der Alte mag diese Hochzeit ja nur deswegen angezettelt haben, damit er seinen Reichtum noch weiter mehren kann. Aber Gregorys Gefühle waren echt. Wenn er mich geküsst hat, dann war das keine Lüge, da bin ich mir ganz sicher!«
    »Du hast keine Ahnung, wie gut manche Männer lügen und küssen können«, bemerkte ihre Mutter trocken. »Aber selbst, wenn du recht haben solltest: Es zählt nur, was die Eltern von Gregory wünschen. Und wenn er weiß, dass er sich zwischen dir und seinem Erbe entscheiden muss, dann wird er ganz sicherlich nicht dich wählen. Was hat er denn in den letzten Monaten gemacht? Hat er sich um dich gekümmert? Nein. Ein einziger Brief ist angekommen, seit er in London seinen Spaß hat. Armut steht ihm nicht, dafür ist er in viel zu viel Wohlstand aufgewachsen. Warum, denkst du, war er so lange in London? Das war der Wunsch seines Vaters, und den hat er befolgt. So wie er es auch bei der Wahl seiner Braut tut.«
    »Mutter, du kennst ihn nicht. Nicht so, wie ich ihn kenne. Er würde mich nicht aufgeben. Nie!« Anne war aufgebracht, auch wenn sie zugeben musste, dass sie schon seit Monaten fürchtete, dass genau diese Auflösung ihrer Verlobung geschah. Seitdem sie vom Hof der Mallorys geritten war, hatte sie nichts mehr von Gegory gehört. Der Brief, von dem ihre Mutter gesprochen hatte, bestand nur aus wenigen dürren Zeilen: »Bin in London, liebe dich wirklich, warte auf mich.« Das war der ganze Inhalt gewesen. Sie hatte sich zwar immer wieder damit beruhigt, dass er dem Schmerz über die Verschiebung der Hochzeit keine neue Nahrung geben wollte und in London viel zu viel zu tun hatte – aber im tiefsten Inneren hatte sie geahnt, dass er keinen Wert mehr auf ihre Gesellschaft legte. Sie schluchzte auf.
    Ihre Mutter schüttelte nur den Kopf. »Um ehrlich zu sein, mein Kind, ich finde die Auflösung deiner Verlobung gerade eines der kleineren Probleme. Wir haben kein Zuhause mehr. Kein einziges Pferd – oder, lieber Gemahl?«
    »Die Vereinbarung umschließt eigentlich nur die Vollblüter. Ich denke, uns gehören also immer noch Sunrise und seine Nachkommen – diese Pferde sind ja keine Vollblüter im Sinne des Zuchtbuches. Und Richmond erlaubt uns, diese Pferde mit auf sein Gestüt im Norden zu nehmen.« Courtenay zuckte mit den Schultern. »Ich bin mir im Moment nicht einmal sicher, ob ich darüber froh bin. Die Pferde müssen durchgefüttert werden und stellen keinen großen Wert dar.«
    Seine Frau hob die Hände. »Wir schenken sie diesem Mallory ganz sicher nicht! Wir werden sie mitnehmen! Dazu noch unsere Möbel, die Kleider, alles, was nicht niet- und nagelfest ist. Das heißt, wir arbeiten die nächste Woche Tag und Nacht, damit Mallory nichts in die Hände fällt, was ihm nicht von Vertrags wegen gehört. Wie machen wir das mit dem Transport?« Sie bemühte sich um einen sachlichen Ton.
    Anne sah von ihrer Mutter zu ihrem Vater. »Das ist alles, was ihr jetzt besprecht? Sachen packen?«
    »Was sollen wir deiner Meinung nach tun? Weinen und jammern – und erst danach alles zusammenpacken?« Anne bemerkte eine steile Falte zwischen den Brauen ihrer Mutter. Es mochte sein, dass sie versuchte, nicht allzu erregt zu wirken – aber es gelang ihr nicht vollständig. »Und es gibt Dinge, die werde ich noch mit deinem Vater besprechen – aber sicher nicht mit dir, mein Kind. Du zeigst im Augenblick nur, wie unreif du bist. Wir werden auch eine Lösung für dich finden, da bin ich mir sicher.«
    »Lösung?« Jetzt war Anne richtig alarmiert. »Was meinst du mit Lösung?«
    »Seit Jahren haben wir fest mit deiner Hochzeit mit dem jungen Gregory Mallory gerechnet. Jetzt

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