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Im Land des Silberfarns: Roman (German Edition)

Im Land des Silberfarns: Roman (German Edition)

Titel: Im Land des Silberfarns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Temple
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derartige Vergleiche. Es war schließlich nicht so, dass sie sich zwischen Gregory und Ardroy entscheiden konnte.
    »Der Kapitän ist ein sehr entschlussfreudiger Mann«, begann sie schließlich vorsichtig. »Wenn ich ihn recht verstanden habe, dann plant er einen Umzug nach Neuseeland. Ich würde meine Heimat also für immer verlassen, euch nie wiedersehen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich so leben kann und will …«
    »Aber Kindchen, um uns musst du dir keine Sorgen machen«, fiel ihre Mutter ihr ins Wort. »Wenn wir nur wissen, dass du an seiner Seite in Neuseeland glücklich bist, dann können wir auch damit leben, nur noch wenige Briefe im Jahr von dir zu bekommen. Am wichtigsten ist doch deine Zufriedenheit!«
    Mit einem Mann, den sie nur von einem einzigen Abendessen kannte, ans Ende der Welt fahren – Anne versuchte sich so ein Wagnis vorzustellen. Was, wenn sie nach nur wenigen Tagen oder Wochen merkte, dass dieser Ardroy überhaupt nicht zu ihr passte? Dann konnte sie nicht mehr fliehen. Andererseits: Er suchte eine Frau, die in Neuseeland auf sein Haus und, wenn Gott es so wollte, auch auf seine Kinder aufpasste. Wahrscheinlich fuhr er ständig zur See und war nur selten zu Hause. Das minderte die Gefahr, dass man sich nicht sehr gut verstand, beträchtlich. Noch während Anne um eine angemessene Antwort rang, flog die Tür zu dem Herrenzimmer wieder auf. Nathan Ardory und ihr Vater tauchten Seite an Seite auf und kamen mit zufrieden strahlender Miene auf Anne zu. Oberst Richmond folgte den beiden mit einem gütigen Lächeln.
    William Courtenay deutete auf Ardroy und dann auf seine Tochter. »Liebe Anne, es freut mich, dir mitteilen zu können, dass dieser junge Mann soeben um deine Hand angehalten hat und ich sie ihm versprochen habe. Du kannst dich also von dem heutigen Abend an als künftige Miss Nathan Ardroy und seine standesgemäße Verlobte betrachten.« In seiner Begeisterung bemerkte er nicht, dass seine Tochter sich nur mit Mühe zu einem kleinen Knicks und einem schiefen Lächeln für ihren zukünftigen Bräutigam durchrang.
    Nathan Ardroy griff nach ihrer Hand, führte sie zu seinem Mund und drückte einen trockenen Kuss auf den Handrücken. »Es wird mir ein Vergnügen sein, mit Euch an meiner Seite nach Neuseeland zu segeln und dort ein neues, gottgefälliges Leben zu beginnen. Möge uns Gott, unser Herr, immer gnädig sein.« Er wandte sich an Annes Eltern. »Ich weiß, dass es eine schwere Entscheidung ist, Eure Tochter in meine Hände zu geben. Aber ich verspreche, ich werde sie immer achten und ehren. So wahr mir Gott helfe.«
    Für Annes Geschmack kam Gott in dieser Rede ein bisschen zu häufig vor. Sie fühlte sich, als ob eine durchgehende Pferdeherde einfach über sie hinweggaloppierte. Das Gefühl wurde nicht schwächer, als der drahtige Kapitän weiterredete. »Mein Schiff, die Mary May , wird schon übermorgen wieder in See stechen, damit wir nicht in die Zeit der Winterstürme vor Neuseeland geraten. Ich werde sofort Anweisung geben, eine Kabine für Miss Courtenay herrichten zu lassen.«
    »Ihr wollt nicht hier in England heiraten?« Elizabeth Courtenay sah ihren zukünftigen Schwiegersohn etwas verblüfft an. »Wir haben gehofft, unsere Tochter am schönsten Tag in ihrem Leben auch selber zum Altar geleiten zu können.«
    »Es gibt nichts, was ich mehr bedauere als meine baldige Abreise«, erklärte Ardroy mit einem leichten Lächeln. »Doch wie gesagt: Die Winterstürme sind heftig im südlichen Pazifik, ich möchte für mein privates Glück nicht die Sicherheit meines Schiffes und meiner Mannschaft riskieren.«
    Anne versuchte sich selbst einzureden, dass sie jetzt glücklich sein müsste. Eine verschmähte Braut durfte nicht wählerisch sein, und wahrscheinlich war dieser Kapitän, dem ihre Geschichte mit Gregory Mallory noch nicht zu Ohren gekommen war, der einzige Verehrer, mit dem sie rechnen durfte. Sie zwang sich zu einem Lächeln, das glücklich aussehen sollte. »Nein, wir dürfen unsere Herzenswünsche nicht gefährden, bloß um einem dummen Kleinmädchentraum mit weißem Schleier und Orgelmusik nachzugeben. Ich bin mir sicher, wir werden auch in Neuseeland einen Priester finden, der uns vermählt.« Zum ersten Mal sah sie Ardroy direkt in die hellen Augen – und war verblüfft, wie wenig Wärme sie ausstrahlten. Wieder musste sie für einen Moment an Gregorys leuchtende Augen denken. Mit einem Kopfschütteln vertrieb sie die Erinnerung. »Nicht wahr, lieber

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