Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Land des Silberfarns: Roman (German Edition)

Im Land des Silberfarns: Roman (German Edition)

Titel: Im Land des Silberfarns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Temple
Vom Netzwerk:
Kapitän?«
    Er nickte ihr zu. »So ist es. Die Missionare in Kororareka freuen sich, wenn sie auch einmal einer so angenehmen Tätigkeit wie der Vermählung zweier aufrechter Christen nachgehen dürfen. Aber, meine Liebe …«, er beugte sich vor und griff nach ihren beiden Händen, »… jetzt, da wir uns als verlobt betrachten dürfen, würde es mich erfreuen, wenn Ihr mich als Nathan benennen würdet. Ich möchte für Euch doch sehr viel mehr als nur Kapitän Ardroy sein.«
    »Wie es Euer Wunsch ist«, nickte Anne. Warum nur fühlte sich alles so falsch an – wenn sie doch eigentlich über die Verbindung glücklich sein müsste? Sie sah verzweifelt auf den Boden.
    »Wenn ihr schon in zwei Tagen in See stecht, dann sollten wir morgen Abend wenigstens standesgemäß die Verlobung und den Abschied begehen«, erklärte Oberst Richmond. »Es wäre mir ein Vergnügen, euch alle am morgigen Abend erneut begrüßen zu dürfen. Ich bin mir sicher, meine Gattin wird auch in der Kürze der Zeit ein angemessenes Mahl servieren können. Wollt ihr denn noch weitere Gäste einladen, um das Glück zu feiern?«
    »Nein, lieber Oberst Richmond. Ich fürchte, unsere ehemaligen Freunde, die Mallorys, hätten keine Zeit. Sie müssen Pläne aufstellen, was sie mit einem neu erworbenen Gestüt machen.« William Courtenays Stimme klang bitter.
    Oberst Richmond nickte nur, ohne auf die Bemerkung einzugehen. »Nun gut. Dann treffen wir uns also morgen in der gleichen Besetzung und stoßen auf das Glück der jungen Mistress Courtenay an, bevor sie an Bord der Mary May geht und damit für immer aus unserem Leben verschwindet.«
    Wieder musste Anne schlucken. Sie spürte den Drang, einfach aufzuspringen und schreiend den Raum zu verlassen. Sie wollte nicht heiraten, nicht an Bord irgendeines Schiffes in eine gottverlassene Gegend der Welt, in der nur Wilde hausten. Sie wollte ihr altes Leben zurück, wünschte sich wieder Gregory Mallorys warme Hand in der ihren. Aber diese Zeit war vorbei und würde nie mehr wiederkehren. »Für immer«, hatte der alte Oberst gesagt – und bei einer so langen Reise wie der nach Neuseeland musste sie damit rechnen, dass er damit auch recht hatte.
    Ihre Mutter legte ihr den Arm um die Schultern. »Mein Liebling, du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich mich für dich freue. Dass sich deine Geschicke innerhalb von so wenigen Tagen doch noch so zum Guten wenden. Jetzt kann ich ganz beruhigt in den Norden gehen.«
    »Das kannst du, Mama. Mach dir keine Sorgen um mich, ich bin mir sicher, dass Kapitän Ardroy … Nathan sich gut um mich kümmern wird.« Sie hörte ihre eigene Stimme und konnte es selbst nicht glauben, was sie da sagte. Ein verstohlener Blick auf den Seemann zeigte ihr, dass er sich von den beiden anderen Männern die Schulter klopfen ließ, eine Zigarre aus Richmonds Schatulle rauchte und sie keines weiteren Blickes würdigte. So ganz anders als Gregory, der ihr immer quer durch den Raum zugezwinkert oder sich neben sie gestellt hatte. Ardroy war offensichtlich der Meinung, dass sie noch genügend Zeit miteinander verbringen würden.
    Nicht sehr viel später klatschte Richmonds Frau in die Hände. »Wir sollten unseren ereignisreichen Abend beenden«, verkündete sie in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. »Schließlich sehen wir uns alle morgen schon wieder – und ich denke, die junge Braut muss morgen früh aufstehen. Sie hat nur einen einzigen Tag zum Packen für ihr großes Abenteuer!«
    Sie hatte schon gepackt. Wenn auch für Schottland. Aber das wollte Anne der Frau nun wirklich nicht auf die Nase binden. Und schon gar nicht ihrem Frischverlobten. Vielleicht war ihm noch nicht aufgefallen, dass er leicht verdorbene Ware eingekauft hatte. Sie senkte den Kopf, knickste und bedankte sich höflich für die schicksalshafte Einladung, die ihrem Leben eine so glückliche Wendung gegeben hatte. Dann trat sie hinter ihren Eltern in die laue Sommernacht. England legte sich wirklich ins Zeug – an diesen wunderschönen Sommer würde sie sich wahrscheinlich ihr ganzes Leben lang erinnern.
    In der Kutsche herrschte Schweigen.
    »Das ist ein guter Mann, Kindchen!«, stellte Annes Mutter schließlich noch einmal fest. Es klang allerdings, als müsste sie sich selbst ebenso überzeugen wie Anne. »Verlass dich auf mich, ich habe ein Gespür dafür, ob ein Mann etwas taugt oder nur ein Windhund ist. Dieser Ardroy mag auf den ersten Blick nicht viel hermachen, aber ich bin mir sicher,

Weitere Kostenlose Bücher