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Im Licht der roten Erde

Im Licht der roten Erde

Titel: Im Licht der roten Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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Ord-River-Bewässerungsprojekt an, und seine Aborigine-Mutter blieb bei den Nonnen im Konvent, wo sie in der Wäscherei arbeitete. Die Nonnen hatten sie überredet, Nigel in ihre Schule zu geben, wo er sich als cleveres kleines Kerlchen entpuppte.«
    »Ist Nigel nicht ein ungewöhnlicher Name für ein Aborigine-Kind?«, fragte Susan.
    »Damals hatten die Nonnen etwas dagegen, dass die Schüler Aborigine-Namen trugen. Wie auch immer, einige Monate später kam der Vater ums Leben, und die Mutter reiste zur Baugesellschaft mit der Bitte, den Leichnam zur Beerdigung in ihre Stadt zu überführen. Für die Zeit ihrer Abwesenheit hatte sie Nigel der Obhut der Nonnen übergeben. Er erinnert sich nur noch daran, dass diese ihm erzählten, sein Vater sei gestorben und seine Mutter abgehauen. Typisch … schließlich war ich selbst eine Nonne.« Sie lächelte, als sie Susans Gesichtsausdruck bemerkte.
    »Sind Sie noch in der Kirche?«
    »Nein, nein. Es war kein gütlicher Abschied. Erkundigen Sie sich mal im Norden nach der Isebel von St. Francis.« Sie kicherte heiser. »Aber das ist meine eigene Geschichte, vielleicht erzähle ich sie Ihnen eines Tages. Sobald Barwons Mutter fort war, übergaben die Nonnen Barwon einem Bruder, der nach Aborigine-Knaben suchte, um sie in göttlichen Dienst zu stellen und zu Missionaren auszubilden. Mit vierzehn wurde er von einem dieser sogenannten Gottesmänner sexuell belästigt, und er wuchs zu einem zornigen und verwirrten jungen Mann heran. Schließlich machte er sich aus dem Staub, nahm Gelegenheitsarbeiten auf den Stationen an, und drei Jahre später traf er mich. Ich fühlte in etwa das Gleiche wie er, was die Kirche anbelangte – wir waren beide desillusioniert, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Ich unterrichtete in einem Fernstudienzentrum in Derby, wo er sich eingeschrieben hatte, um die Schule zu beenden. Ich bin seine Freundin geworden.«
    »Ich verstehe, dass einen solche Erfahrungen zusammenschmieden.« Susan betrachtete nachdenklich die grobknochige, hochaufgeschossene Frau und stellte sich vor, dass unter der rauhen Oberfläche ein weiches Herz verborgen war.
    »Eine Zeitlang hat Barwon allen den Rücken gekehrt. Er war verständlicherweise verbittert. Er wollte weit fort von allem einen neuen Anfang machen, und so kam er nach Sydney. Im Zug, der die Nullarbor-Ebene durchquert, lernte er eine
koori
kennen, die bei der Wohlfahrt in Redfern und Kings Cross arbeitete. Sie half ihm, eine Unterkunft zu finden, stellte ihn der
koori
-Gemeinde vor, und er fing an, als Ehrenamtlicher bei der Wayside Chapel zu arbeiten.«
    »Was hat er dort gemacht?«
    »Ist durch die Straßen gezogen und hat Betrunkene, Süchtige und Kinder mit Problemen aufgelesen und ihnen ein Bett und etwas zu essen verschafft. Sicher wissen Sie, dass die Wayside Chapel von Reverend Ted Noffs gegründet wurde, und Barwon sah in Teds Arbeit genau die Rolle, die die Kirche spielen sollte: praxisbezogen, freigebig und schlicht. Anders als der Ritus, der Druck und der Elitismus der katholischen Kirche.«
    »Ich versuche, diesen Mann mit einer Anklage wegen unbefugter Einlassverschaffung zusammenzubringen«, unterbrach Susan.
    »Nun, er hat den Kurs gewechselt. Ein TV -Produzent zeichnete einen Beitrag über die Arbeit der Wayside Chapel für eine Nachrichtensendung auf und hat ihn interviewt. Der Rest, wie man im Showbiz sagt, ist Geschichte.«
    »Er ist zum Fernsehen gegangen?«
    Beth nickte. »Er bekam ein Praktikum bei der ABC , wo er sich zu einem ausgesprochen guten Reporter mauserte und von einem der Privatsender abgeworben wurde. Er hatte das Aussehen, die Bildung und das nötige Charisma, außerdem machte ihn seine Aborigine-Abstammung zu einem äußerst vermarktungsfähigen Gesamtpaket.«
    »Hat ihn dieser Schritt verändert?«
    »Natürlich. Anfänglich zum Positiven. Der Privatsender hatte ihm viel Geld geboten. Er war permanent in den Frauenmagazinen abgebildet, jedermanns Liebling, die Frauen waren ganz verrückt nach ihm. Und dann … ist er Shirley begegnet.«
    »Shirley Bisson? Der Klägerin?«
    »Sein Presseagent hat ihm die Moderation einer Wohltätigkeitsmodenschau verschafft, die von Shirley organisiert wurde. Am Wochenende darauf lud sie ihn zu sich nach Hause zum Mittagessen ein, um sich bei ihm zu bedanken …«
    Susan blickte von ihren Notizen auf. »Und das war also der Anfang …?«
    Beth nickte. »Nach achtzehn Monaten verlief sich die Beziehung, und Barwon hatte diese fixe

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