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Im Licht der Sonne: Roman (German Edition)

Im Licht der Sonne: Roman (German Edition)

Titel: Im Licht der Sonne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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bisschen lang, mit kurzen, unlackierten Nägeln.
    Nichts Besonderes.
    Und dennoch konnten diese Finger tödlich sein.
    »Ich habe nicht darüber nachgedacht – nicht bewusst jedenfalls. All meine Wut verwandelte sich in Hitze, und die Hitze strömte in meine Finger.« Sie schloss die Augen. »Ich brauchte so lange Zeit nicht darüber nachzudenken, musste mir so lange Zeit keine Sorgen darüber machen. Aber in den letzten zwei Monaten …«
    »Seit du dich innerlich wieder geöffnet hast, um mir zu helfen«, schloss Nell ruhig. Sie stand auf, als die Schaltuhr am Backofen summte.
    Ripley hob mit einem Ruck den Kopf. »Das bereue ich nicht, Nell, nicht eine Sekunde! Es war meine Entscheidung, und ich würde es wieder tun, wenn es sein muss. Es ist nur so, dass es danach sehr viel schwieriger gewesen ist, alles wieder in meinem Inneren einzuschließen. Ich weiß nicht, warum …«
    Du weißt sehr wohl, warum, aber du willst es nicht zugeben, dachte sie und verdrängte diesen Gedanken dann energisch. »Es ist ganz einfach passiert. Ich habe einem Menschen körperlichen Schaden zugefügt. Ich musste diesen Schaden reparieren, aber das änderte nichts an der Tatsache, dass ich ihn überhaupt erst angerichtet hatte.«
    »Wie ist Mac damit umgegangen?«
    »Als wäre es keine große Sache. Hat mir ein Glas Wasser gebracht, mir praktisch den Kopf getätschelt und dann wieder Smalltalk gemacht, als hätte ich nicht mehr getan, als etwas Wein auf dem Tischtuch verkleckert. Der Mann hat Klasse, das muss ich ihm lassen.«
    Nell kehrte zum Tisch zurück und strich Ripley übers Haar, so wie sie vielleicht ein Kind gestreichelt hätte. »Du bist dir selbst gegenüber zu streng. Ich kann die Fehler, die ich in den letzten paar Monaten gemacht habe, schon gar nicht mehr zählen, und dabei hat Mia mich Schritt für Schritt geleitet und angewiesen.«
    »Ich finde, du hast dir einen sehr unglücklichen Zeitpunkt ausgesucht, um ihren Namen aufs Tapet zu bringen.« Ripley beugte sich wieder über ihre Schale und begann zu essen, als ob die Hafergrütze die Verkrampfung in ihrem Magen lindern könnte. »Wenn sie Mac nicht hierher geholt hätte …«
    »Sie hat ihn nicht geholt, Ripley.« Bei dem schwachen, aber unverkennbaren Unterton von Verärgerung in Nells
Stimme krümmte sich Ripley unwillkürlich zusammen. »Und wenn sie ihm nicht das Cottage vermietet hätte, hätte er irgendein anderes Haus gefunden oder wäre im Hotel geblieben. Bist du schon mal auf den Gedanken gekommen, dass sie durch ihre Bereitschaft, ihm ihr Cottage zu vermieten und sich vielleicht mit ihm zu unterhalten, die Situation in einem Maße kontrolliert, wie sie es sonst nicht könnte?«
    »Nein, auf diesen Gedanken bin ich nicht gekommen. Aber ich hätte eigentlich darauf kommen müssen. Sie lässt doch nie einen Trick aus.«
    »Ich werde mich auch mit Mac unterhalten.«
    Der Löffel landete klirrend in der Schale. »Das ist eine schlechte Idee, Nell. Eine ausgesprochen schlechte Idee.«
    »Ich habe darüber nachgedacht. Er hat Mia versprochen, dass er keine Namen in seinem Bericht nennen wird, oder wenn doch, dann nur mit ausdrücklicher Erlaubnis der Betreffenden. Ich interessiere mich für seine Arbeit«, fuhr Nell fort, während sie Kekse vom Blech nahm und auf ein Gitter zum Abkühlen legte. »Ich möchte mehr über mich wissen. Ich habe nicht dieses Gespür für das, was ich bin, so wie du es hast.«
    »Ich kann dir nicht vorschreiben, was du tun oder lassen sollst.« Aber Ripley würde darauf aufpassen, dass Mac Nell nicht zu stark zusetzte oder in die falsche Richtung drängte. »Wie denkt Zack darüber?«
    »Er hat die Entscheidung mir überlassen.« Sie drehte sich zu Ripley um, und ihre Augen leuchteten. »Er vertraut mir, respektiert mich. Das ist genauso wundervoll, wie zu wissen, dass er mich liebt. Ich mache mir keine Sorgen wegen Dr. Booke.«
    »Er ist raffinierter, als du denkst«, murmelte Ripley. »Er lullt dich irgendwie ein, gaukelt dir vor, dass er ein harmloses, knuddeliges kleines Hündchen ist. Aber das ist er nicht.«
    »Wie ist er denn?«
    »Clever, mit allen Wassern gewaschen. Klar, zugegeben, er hat auch diese knuddeliges-kleines-Hündchen-Qualitäten, und die Kombination haut dich um. In der einen Minute sieht er sich mit diesem hilflosen, verlorenen Ausdruck in den Augen um, so als ob er sich fragen würde, wo er seinen Kopf hingelegt hat, als er ihn das letzte Mal abgenommen hat. Oder er sieht dich mit diesem einfältigen

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